Endlich kann man nun auch anderswo sehen, welchen bedeutsamen Bestand aus dem 19. und 20.Jahrhundert das Städel hat. Aber es geht nicht nur darum, durch die Ausstellung die Sammlung des Städel Museums bekannt zu machen, sondern mit diesen Bildern den Besuchern ein besonderes Augenmerk auf die deutschen und französischen Schulen zu geben und damit einen hochkarätigen Überblick über die wichtigsten Kunstströmungen von der Romantik bis zum Expressionismus zu liefern. Das Spektrum der Arbeiten aus dem Sammlungsbereich des 19. Jahrhunderts reicht von Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins „Goethe in der römischen Campagna“ über Camille Corots und Gustave Courbets Landschaftsdarstellungen bis hin zu dem in seiner Qualität außergewöhnlichen Ensemble impressionistischer und symbolistischer Gemälde. Die Arbeiten von Edgar Degas, Édouard Manet, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir zählen zu den Ikonen des französischen Impressionismus.
In der Sammlung des Städel kann man auch nachvollziehen, wie die französische Kunstbewegung deutsche Maler beeinflußte. Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt sind die deutschen Impressionisten, die ebenso mit zentralen Werken vertreten sind. Allerdings war, anders als in Frankreich, in Deutschland die Abgrenzung zwischen Realismus, Symbolismus und Impressionismus weniger scharf, so daß die deutschen Impressionisten auch ’realistisch` malten oder symbolistisch, wenn er sich ergab. Von Künstlern wie Gustave Moreau, Franz von Stuck oder Odilon Redon, die eindeutig dem Symbolismus zuzurechnen sind, befinden sich ebenfalls wichtige Gemälde in der Ausstellung des Städel rund um die Welt.
Stichwort Expressionismus ist eine der besonderen Auszeichnungen der Sammlung des Städel. Zu den Höhepunkten aus dem 20. Jahrhundert zählen Franz Marcs „Liegender Hund im Schnee“, Pablo Picassos „Fernande Olivier“ sowie die expressionistischen Gemälde der „Brücke“-Künstler. Eindrucksvoll vertreten sind außerdem die Künstlergruppe des „Blauen Reiters“ sowie das Bauhaus mit Lyonel Feininger und mehreren Werken von Paul Klee. Den Abschluß bildet ein aus zehn Gemälden und einer Skulptur bestehendes Konvolut von Arbeiten Max Beckmanns, das in seiner Qualität einmalig ist und das Städel als geschlossenes Ensemble nun erstmals verläßt. Dann wird sich auch herumsprechen, daß Max Beckmann hier in Frankfurt entscheidende Jahre als Lehrer an der Städelschule verbrachte und einen Freundeskreis hatte, den man noch heute in seinen Bildern sieht.
Info:
Zur Ausstellung in Lausanne erscheint ein Katalog in französischer Sprache mit einem Vorwort von Max Hollein und Juliane Cosandier sowie einem Text von Felix Krämer.
Die weiteren Stationen der Ausstellungstournee sind die National Gallery of Victoria, Melbourne (19. Juni bis 10. Oktober 2010) und das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, Wellington (5. November 2010 bis 27. Februar 2011).
Eine zweite Ausstellungstournee – „Das Goldene Zeitalter. Holländische und flämische Meisterwerke aus dem Städel Museum“ – bringt ab Oktober 2010 hochrangige Werke der holländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts nach Bilbao und Tokyo.
Internet: www.staedel.de