Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass die US-Wahl nach dem Attentatsversuch auf Trump jetzt entschieden scheint, beruhigt nur auf den ersten Blick. Denn die Phase, in der ein Maximum an Irrationalität zu erwarten ist, hat sich jetzt auf das kommende Halbjahr ausgedehnt. Die Panik, die rund um Biden entsteht, ist gefährlich.
Es ist gerade wieder eine Phase, in der viele Bilder und Momente auf einen einströmen, und es braucht einige Zeit, bis sie sich zurechtsortieren; und manchmal passiert es dabei, dass sich Dinge berühren, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Wie die Meldung vom Compact-Verbot und das Bild von Donald Trump nach dem Attentat. Egal was man von Compact oder Jürgen Elsässer hält, aber Innenministerin Nancy Faeser, die örtlich zuständige Totengräberin des Rechts, zeigt damit vor allem Eines: die Panik, die inzwischen in den oberen Etagen der Berliner Blase herrschen muss.
Eine Panik, die mit dem Bild vom Wochenende verknüpft ist. Was interessant ist; ich habe reihenweise Kommentare gelesen, die den Moment, als Trump die Faust nach oben reckte, als heroisch beschreiben (besonders hübsch übrigens im Video von „The Duran“, wenn die beiden erklären, sie seien schließlich Griechen und müssten daher wissen, was heroisch ist).
Im Bayrischen Rundfunk gab es folgende Bemerkung, die typisch für die liberale Reaktion sein dürfte: „Der Dramatiker und Romanautor Moritz Rinke betonte den politischen ‚Instinkt‘ Trumps, im Moment der Todesangst sofort auf Wahlkampf umschalten zu können. Das sei schon gespenstisch.“
Derartige Ansichten kann nur jemand äußern, der sich noch nie in einer wirklich bedrängenden Situation befunden hat, wenn die Reaktion instinktiv erfolgt. Ja, das war eine echte Reaktion, weil die hormonelle Flut so stark ist, dass jene Ebene des Denkens, die für die Erstellung der sozialen Maske zuständig ist, nicht mehr funktioniert. Es ist aber nicht nur der Mut, der Trump in diesem Moment attraktiv machte, sondern eben auch die Authentizität.
Vertrauen hängt davon ab, ob man das Gegenüber einschätzen kann, und je näher man an den Kern der Persönlichkeit gelangt, desto eher ist Vertrauen möglich. Das ist der Grund, warum eine Person wie Außenministerin Annalena Baerbock in einem metaphorisch immer den Wunsch auslöst, nachzusehen, ob der Geldbeutel noch da ist, weil hundert Lagen Make-up rund um den wahren Charakter liegen.
Trump jedenfalls, das ist recht übereinstimmend zu hören, hat in dem Augenblick die Wahl gewonnen. Das ganze Chaos in der demokratischen Partei dürfte also wahrscheinlich einer eigenartigen Stille weichen, weil klar ist, dass alle Bemühungen, den Greis noch zu ersetzen, ohnehin nur die Person verbrennen, die ihn ersetzt, und diese anstehende Niederlage bei Biden selbst am Besten untergebracht ist.
Was aber die generelle Lage nicht sicherer macht, im Gegenteil. Weil es sich – und auch das ist wahrnehmbar, das ist schon regelrecht zu riechen – nicht um eine abstrakte Panik handelt. Dieser Anschein konnte aufrechterhalten werden, aber er bröckelt. Es ist nicht die Angst, die dadurch entsteht, die eigene Überzeugung – also in diesem Fall die einer US-amerikanischen Außergewöhnlichkeit – untergehen zu sehen. Es ist die Angst vor persönlichen Konsequenzen.
Warum diese Panik relevant ist, erschließt sich nur, wenn man bedenkt, wie die westliche Oligarchie funktioniert. Ja, die Politik, die getrieben wird, nicht nur in den USA, auch in Europa, bedient die Interessen einer sehr kleinen Schicht von Oligarchen (und nachweisbar nicht einmal länger die Interessen der gesamten Klasse, die Kapital besitzt). Aber deswegen ruft in der Regel dennoch nicht morgens ein, sagen wir, George Soros oder Bill Gates im Weißen Haus an und sagt: „Joe, hier sind deine Aufgaben für heute“… Ja, vielleicht ist das sogar einer der Gründe für diese verrückte Erzählung, in Russland entscheide Putin alles (und nicht nur dort), ganz persönlich, um dann auf die Struktur im Westen zeigen zu können und zu sagen, bei uns ist das doch ganz anders.
Keine Herrschaft über eine Gruppe von mehr als fünf Personen funktioniert auf diese Weise, und selbst bei einer Gruppe von fünf sind die Abläufe meistens komplexer. Und wenn man sich ansieht, welcher Aufwand stattgefunden hat, um zum heutigen Zustand zu kommen, in dem Oligarchen „Philantropen“ genannt werden, obwohl nichts weniger Gegenstand ihrer Liebe sein dürfte als die Menschen, und ihnen zu allen Fragen Gehör geschenkt wird, wird auch klar, wie illusorisch die Vorstellung dieser „kurzen Leitung“ die meiste Zeit sein dürfte.
In meiner Jugend gab es noch ein allgemeines und verbreitetes Misstrauen gegen Konzerne und deren Eigentümer. Das ist etwas, was sich auch in der populären Kultur der USA findet, von Filmen wie „Citizen Kane“ bis hin zu „Butch Cassidy und Sundance Kid“; selbst die Figur des Monty Burns bei den Simpsons verkörpert diese Sicht noch (das Hauptmotiv von „Citizen Kane“ ist, dass Reichtum und Macht weder den Wunsch nach Glück noch jenen nach Liebe erfüllen). Jemand wie Luise Neubauer hätte damals vielleicht in einer Gruppe teilnehmen, aber keinesfalls eine Bewegung übernehmen können, die sich auch nur ansatzweise für links hielt, aber bis weit ins bürgerliche Lager hinein hätte eine direkte persönliche politische Einmischung mindestens ein Naserümpfen verursacht.
Es bedurfte der jahrzehntelangen Arbeit einer ganzen Reihe von Stiftungen und NGOs, um das zu ändern. Und der hemmungslosen Verehrung der Gier, wie sie in den 1990ern kultiviert wurde. Also wurde erst einmal das schiere Anhäufen von Geld glorifiziert, dann wurde der Verkauf von Software zur Speerspitze des Fortschritts erklärt (Bill Gates), und dann, als durch die mühevolle Arbeit der Beschäftigten der ideologischen Geldanlage Mythen wie Klimawandel und Transgender einmal etabliert waren, konnte man sich an die Absolution der Oligarchen machen, und sie zu besonders edlen Menschen und ihre Claqueure zu geeigneten Führungskräften.
Wenn man wahrnimmt, dass die schiere Haltung des Widerstehens, die in diesem Bild von Trump symbolisiert wird, als „rechts“ gedeutet wird, zeigt sich daran, wie wenig die Begriffe noch mit ihrer eigentlichen Bedeutung zu tun haben. Klar, Tucker Carlson deutete das in seiner Rede bei der Heritage Foundation als Männlichkeit. Es ist aber keine Eigenschaft, die auf Männer beschränkt ist, man denke nur an Olga Benario oder an Sophie Scholl. Wenn jedoch die Wertschätzung dieser Eigenschaft, die schlicht bedeutet, eine wirkliche Überzeugung zu besitzen, für die man auch Opfer zu bringen bereit ist, „rechts“ ist, dann war das ein großer Teil der traditionellen Linken auch. Die Kultur des absoluten Egos, die derzeit als „links“ firmiert, ist allerdings tatsächlich der Gegenpol zu diesem heroischen Moment – weil das absolute Ego nichts mehr fürchtet als das eigene Nichtsein, den Tod. Was den Heroismus dieses Augenblicks entstehen lässt, ist die instinktive Akzeptanz, dass es Wichtigeres gibt als die eigene Existenz.
Das ist eine Herausforderung der gegenwärtig herrschenden Ideologie, auch dann, wenn Trump zumindest zum Teil die gleichen Interessen bedient, eine Form der Subversion, weil daran erinnert wird, was Menschlichkeit ausmacht. Das Gegenteil des unterwürfigen Grinsens von Bundeskanzler Olaf Scholz; das eine Zeichen innerer Stärke, wie das andere Zeichen innerer Schwäche ist.
Aber zurück zur Frage der Vermittlung von Herrschaft. Mit Sicherheit hat die Tatsache, dass die Zahl der Mitspieler in dieser obersten Liga der Finanzoligarchie stetig weiter zurückgegangen ist, mit dazu beigetragen, dass die politischen Vollstrecker vielfach derart erbärmliche Kreaturen sind. Von ihnen sind keine eigenen Ansprüche zu erwarten, außer materiellen. Jeder weiß, dass in den letzten Jahren einige Dinge passiert sind, die zumindest den starken Verdacht tiefer Korruption erregen, mehr oder weniger Alles rund um Corona beispielsweise. Diese extreme Panik, die derzeit immer wieder aufblitzt, legt jedoch nahe, dass das alles weit schlimmer war als bisher angenommen.
Alleine die Verstrickung in den Ukraine-Krieg wäre, ernsthaft betrachtet, eine Geschichte hunderttausendfachen Mordes. Es gibt allerlei Anzeichen für ganze Geldwäschekreisläufe, die nur so lange funktionieren, wie das Projekt Ukraine nicht aufgegeben wird. Und die persönliche Konsequenzen für die Beteiligten haben können, sollten sie aufgedeckt werden. Aber das ist nur ein Beispiel.
In all diesen Fällen ist klar, dass diejenigen, die die größten Profite daraus gezogen haben, am Schwersten zu belangen sind. Die Milliardäre werden vermutlich ungeschoren davonkommen, aber sie werden ihre politischen Vertreter ohne Hemmungen fallen lassen, wenn der Druck für eine Aufklärung groß genug ist. In dieser Hinsicht mag eine Regierung Trump vielleicht für die Oligarchie schlicht Druck aus dem Kessel lassen; aber breite Kreise der politischen Lurche fürchten nun um ihre Existenz, wortwörtlich. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Europa.
Was bedeutet: Gerade indem ein Wahlsieg von Donald Trump so gut wie sicher scheint, hat sich das Risiko völlig irrationalen Handelns noch einmal deutlich erhöht. Wer daran zweifelt, muss nur den Gastkommentar von Klaus Bachmann in der Berliner Zeitung lesen, wo er durchdekliniert, welche Möglichkeiten es für die Truppe um Joe Biden noch gäbe, die Macht zu halten.
Die Variante, den Wahlsieg durch die Ermordung von Donald Trump aufzuhalten, ist jedenfalls seit gestern vom Tisch; als Strafe gäbe es dann J. D. Vance (der übrigens jene Form proletarischer Authentizität bietet, die einst selbst von Sozialdemokraten erwartet wurde). Was aber nicht vom Tisch ist, ist die Option, sich in einen noch größeren Krieg zu flüchten. Und während vor kurzem, als es noch Sinn zu machen schien, Biden zu entsorgen, die einzelnen Machtgrüppchen der Demokraten durcheinander liefen wie ein Hühnerhaufen, haben wenige Sekunden am vergangenen Samstag dafür gesorgt, dass sie nun alle in der drohenden Niederlage wieder vereint sind.
Ein solcher größerer Krieg müsste aber so groß sein, dass die Vereinigten Staaten selbst mehr als oberflächlich beteiligt sind. Kann man das Personen wie Antony Blinken oder Jake Sullivan zutrauen? Nun, nichts an ihrem Verhalten in den letzten Jahren gab Anlass zu dem Glauben, dass nicht. Wenn man annimmt, dass das Ausmaß der Panik in direktem Verhältnis zur Zahl der Leichen im Keller steht (eine Formulierung, die in diesem Falle nur begrenzt Metapher ist), haben wir es mit einer fast völlig unkontrollierbaren Situation zu tun.
Denn in diesem Moment, in dem Augenblick, in dem ihr eigenes kostbares Selbst bedroht ist, ist es genau dieses überdimensionierte Ego, das sie zuvor so gut lenkbar machte, das dafür sorgt, dass nicht einmal mehr ein Anruf von George Soros (oder Bill Gates) Wirkung hätte. So verrückt der Anspruch ist, der sich etwa in Joe Bidens Aussage „ich regiere die Welt“ ausdrückt, so verrückt sind dann die Handlungen, wenn es darum geht, den eigenen Hals zu retten; wenn sich das, was einmal der Wunsch nach Macht war, um an die Fleischtöpfe zu gelangen (und die Möglichkeit zu erhalten, all diese Verbrechen zu begehen), in den Wunsch verwandelt, an der Macht zu bleiben, nur um den Folgen dieser Handlungen zu entgehen. Die Familie Biden ist dafür ein exemplarisches Beispiel.
Wenn eines auffällig ist an diesem Personal, dann das völlige Fehlen eines Plans B. Es gibt keine Varianten, keine Möglichkeit eines Rückzugs, keine Möglichkeit des Kompromisses. Auch das hat eine ganz materielle Grundlage – große Teile der Profite, die die Konzerne in den Jahren seit 2008 verbuchten, waren, sofern sie nicht der Gelddruckmaschine entsprangen, schlicht in diversen Manövern wie Corona aus dem Lebensstandard der Bevölkerung, der vorhandenen Infrastruktur gesogen worden und nicht das Ergebnis wirtschaftlicher Tätigkeit. Was bedeutet: Wirtschaftlich ist diese Struktur so instabil geworden, dass Zugeständnisse sich sofort in einer Reihe von Zusammenbrüchen umsetzen würden.
Aber wie das eben so ist im Verhältnis zwischen Basis und Überbau, sobald sich derartige Entwicklungen im Verhalten wirklicher Menschen niederschlagen, verselbständigt sich das, weil die Verhältnisse wie ihre Akteure (in diesem Fall also die Oligarchen) danach streben, Personen zu suchen, die von sich aus so handeln, wie es erforderlich wäre. Die dies aber dann, wenn es um ihre persönlichen Interessen geht, ebenfalls tun. Starrsinnig und überheblich, wie Joe Biden in seinen wachen Momenten beispielsweise.
Eine Präsidentschaft Trump ist zwar nicht die Garantie, aber zumindest die Möglichkeit eines halbwegs geordneten Rückzugs. Auch, weil jener Charakterzug, der sich am Samstag zeigte, besagt, dass er mitnichten über jedes hingehaltene Stöckchen springt, wie etwa ein Olaf Scholz, und dass dies auch gegenüber den übrigen US-Oligarchen gilt (zu denen er gehört, wenn auch als kleiner). Wenn also der Moment der Amtsübergabe ohne einen Kriegseintritt der USA, beinahe gleich wo, erreicht wird, ist die gröbste Krise erst einmal überstanden.
Bis dahin aber bleibt die Lage in einem Ausmaß gefährlich, wie sie es höchstens gewesen wäre, wenn Caligula oder Marie Antoinette Atomwaffen besessen hätten, weil Panik und Irrationalität im Westen nur noch weiter steigen dürften, auf beiden Seiten des Atlantiks. Und der einzige Faktor, der die Menschheit vielleicht davor bewahrt, dass sie – wer auch immer tatsächlich derzeit die Kontrolle darüber hat – auf den berühmten roten Knopf drücken, ist diese eine elende Tatsache, dass Egomanen zwar keinerlei Hemmungen besäßen, den Rest der Menschheit über die Klinge springen zu lassen, aber extrem feige werden, wenn die Gefahr besteht, dass ihre eigene kostbare Existenz beendet werden könnte.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Dagmar Henn wurde unter dem Titel „Eingeleitet vom Attentatsversuch: Die gefährlichsten Wochen des Jahrhunderts“ am 17.7.2024 in „RT DE“ erstveröffentlicht. Die Seiten von „RT“ sind über den Tor-Browser zu empfangen.
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