
Berlin, BRD (Weltexpress). Ja, den Essay „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ von Oscar Wilde möchte man lesen, weil, wie es Alfred Pfabigan in seiner Einleitung schreibt, dieser Essay von Wilde nach den Essays „Verfall der Lüge“ und „Der Kritiker als Künstler (1889) steht, diesen aber in nichts nach. Wer sich also mit dem „eingefleischten Snob“ – so urteilte Bernard Shaw über Oscar Wilde – befassen und seine Werke lesen möchte, der sollte sich um dieses nicht drücken.
Denn von Wilde wurden Sätze wie dieser gedrückt: „Demokratie bedeutet lediglich, daß das Volk durch das Volk für das Volk niedergeknüppelt wird.“
Alfred Pfabigan schreibt, daß es zu Wildes Öffentlichkeitsstrategien gehörte, „neue Strömungen zu ‚besetzen‘, wenn nötig ihre Schlüsselbegriffe umzudeuten und sie so seinem ästhetizistischen Fundamentalismus anzupassen“. Nein, zu den „häßlichen Armen“, wie Wilde (1905, Bd. 5 221) notierte, wollte er ganz gewiß nicht gehören, aber zu den schönen Schwulen. Und der Begriff Sozialismus, an dem sich Oscar Wilde abgearbeitet zu haben schien solle zu dessen Zeit, so Pfabigan, „keinen eindeutigen Inhalte“ gehabt haben und heute „“in der Verwendung noch beliebiger geworden“ sein. Wer den Essay liest, wird feststellen, daß der Begriff Sozialismus zwar in der Überschrift, am Anfang und im letzten Absatz vorkommt, aber ansonsten im Text gemieden wird, worauf auch Alfred Pfabigan hinweist.
Pfabigan stellt fest: „Wilde gibt keine Definition, doch hält er sich in aller Ratlosigkeit an die etablierte zentrale Rolle des Eigentums (‚Private Property‘) bzw. dessen Ausschaltung als Kriterium bei der Bestimmung des Sozialismus.“
Vom Kapitalismus schweigt Wilde in seinem Essay über den Sozialismus beharrlich, gleiches gelte laut Pfabigan für Begriffe wie Lohnarbeit, Kapital oder Normalarbeitstag. Und „die Frage von Reform oder Revolution stellt sich für ihn schon deshalb nicht, weil es ’nichts Besonderes‘ ist, die Menschen zu Sozialisten zu machen.“ Oder zu Nationalsozialisten, möchte man meinen.
Immerhin scheint Oscar Wilde dem Sozialismus, dem die Zukunft gehöre, welchem auch immer, etwas abgewinnen zu können. Zitat: Der größte Nutzen, den die Einführung des Sozialismus brächte, liegt ohne Zweifel darin, daß der Sozialismus uns von der schmutzigen Notwendigkeit, für andere zu leben, befreite, die beim jetzigen Stand der Dinge so schwer auf fast allen Menschen lastet. Es entgeht ihr in der Tat fast niemand.“ Erstmals veröffentlicht wurden diese Sätze unter dem Titel „The Soul of Man Under Socialism“ im Februar 1891 in der Fortnightly Review.
Wer alle Sätze dieses Essays lesen möchte und auch die Einleitung von Alfred Pfabigan, der geife zum Buch „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ von Oscar Wilde, 2025 im Promedia-Verlag erschienen.
Bibliographische Angaben:
Oscar Wilde, Der Sozialismus und die Seele des Menschen, Mit einer Einleitung von Alfred Pfabigan, 80 Seiten, Sprache: Deutsch, Format: 12 x 20 cm, Bindung: fester Einband, Verlag: Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien, 1. Auflage 2025, ISBN: 978-3-85371-551-2, Preis: 15 EUR (Österreich), auch als E-Buch, ISBN: 978-3-85371-933-6, für 9,99 EUR erhältlich
Anmerkung:
Zu Alfred Pfabigan teilt der Promedia-Verlag mit, daß er „1947 in Wien geboren“ wurde und Philosophie u. a. in Wien“ unterrichtete. „Über Oscar Wilde und seine verhängnisvolle Beziehung zu Lord Alfred Douglas veröffentlichte er 2025 im Promedia Verlag das Buch ‚Jeder mordet, was er liebt‘.“
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