Zum Sanddorn-Melken nach Hiddensee

Sanddorn melken auf Hiddensee

Dornbusch, das ist im Norden der Insel, wo der Leuchtturm steht, den es zu erklettern gilt und in dessen Nähe unzählige sonnengelb leuchtende Sanddornbüsche wachsen.

Alle Besucher wandern zuerst zum Leuchtturm. Wer kurz vorher nach links abbiegt zum abgelegenen Restaurant Klausner, erfährt vom Wirt Wolfgang Siegel, bei einem „Seminar“, Sanddorn sei eine überaus Vitamin-C-reiche Frucht. 100 Gramm der 6-8 mm dicken Beeren enthielten 200-450 Gramm Vitamin C, während die Zitrone es nur auf 150 Gramm bringe, die Hagebutte zum Vergleich auf 700 Gramm. Auch sei der Sanddorn reich an Beta-Carotin. Logisch, dass er, obwohl aufwändig zu ernten, verarbeitet wird zu Saft, Konfitüre, Wein, Likör, Öl, Torte, Hautcreme und anderen Kosmetika. Darf man alles kosten. Er soll auch als Sonnen- und Wundschutz Dienst tun. Da er sehr tief wurzelt, ist er noch dazu ideal als Boden- und Erosionsschutz.

Damit die Gäste des „Klausner“ nachvollziehen können, wie ungemein schwierig die Ernte ist, bewaffnen sie sich mit Eimer, Gummihandschuhen und Plastikmantel und schützen sich so vor feindlichen Spritzflecken und ihre Hände vor den Dornen des bis zu sechs Meter hohen Strauchs. Denn die gelben Beeren wollen am Strauch ausgepresst werden. Man packt einen Zweig von oben und wringt ihn über dem Eimer aus. Das heißt dann Melken. Bei allem Können bleibt die Ausbeute mager.

Ein Kontinent en miniature ist die Rügen vorgelagerte Nationalparkinsel Hiddensee. „Uns söten Länneken“, unser süßes Ländchen, sagen liebevoll die 1300 Insulaner. Die autofreie Schwesterinsel Rügens, ein einziges Naturreservat, ähnelt in ihrer Form einem Seepferdchen, erstreckt sich aber über 18 Kilometer Länge. Hier dominieren Fußgänger, Radler und Pferdewagen.

In Kloster, dem Hauptort der Insel im Norden, besuchen Gäste das ehemalige Wohnhaus des 1946 verstorbenen Dramatikers Gerhart Hauptmann, heute Museum. Dort hören sie auch seine Stimme vom Band, wie er seiner Sekretärin seine literarischen Werke in die Maschine diktiert. Angeblich machte er kaum Notizen – außer einmal im Bett. Da kritzelte er seine Gedanken einfach an die Wand. Noch heute zu sehen.

Auf dem nahen Friedhof ruht er unter einem schlichten Findling. Die Kirche jedoch bietet reichen Schmuck. Ihr Tonnengewölbe ist ein einziger Rosenhimmel, von dem ein hölzerner Taufengel herabzusteigen scheint. Doch er wird nicht mehr benutzt und muss nicht mehr an der Kette herabgezogen werden. Womit aber noch immer getauft wird, das ist das Salzwasser aus der Ostsee.

Besonders nach Stürmen der Windstärke 10/11 macht die Ostsee die Bernsteinschleiferei in Kloster reich. Dann nämlich können die beiden Männer frischen Bernstein „ernten“, der von Russland und aus dem Baltikum angeschwemmt wird. Das fossile Harz verarbeiten sie zu Schmuck, den sie vor Ort verkaufen.

In Vitte in der Inselmitte ist ein anderer Künstler am Werk. Er schnitzt pfiffige Holzfiguren aus Eichenstämmen, etwa unorthodoxe Stühle, auf denen ganz nahe am Boden eine geschnitzte Katze in Lebensgröße sitzt. „Die sitzt da auf Höhe der Kinderaugen und verführt zum Kauf.“

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Info: Eine Ferienwohnung für fünf Tage und bis zu vier Personen ist im November/Dezember für 446 Euro (bis 18.12.09) zu haben.

Eine Alternative bietet das Radisson Blu Resort in Vaschvitz bei Trent auf Rügen, ein Wohlfühl-Hotel mit Spa und Wellness-Angeboten. Vom nahen Hafen Schaprode verkehren Schiffe, die es erlauben, einen Tagesausflug nach Hiddensee zu machen. Die Pauschale „Von Insel zu Insel“ mit 3 Ü/F, 1 x Candle-Light-Dinner, 1 x Kaffee/Kuchen, 1 Ticket für die Überfahrt kostet ab 199 Euro pro Person im DZ. Tel. (038309)220, www.ruegen.radissonsas.com

Insel Information Hiddensee, Norderende 162, 18565 Vitte, Tel. (038300)64226, Fax (038300)64225, E-Mail: Insel.Information@t-online.de, www.seebad-hiddensee.de

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