Wort-Bildmarke Allianz erhält Frauenpower – Logo Vorstellung zweier Design Kulturen im digitalen Zeitalter des Frauenfußball

© DFB /Allianz

Anlässlich der Manager Tagung der Frauenfußballvereine der Allianz Frauen-Bundesliga präsentierte DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg das neue Logo der Liga.

Im zukünftigen Markenzeichen verbindet sich die Silhouette einer Fußballerin mit dem DFB-Logo und dem Schriftzug „Allianz Frauen-Bundesliga" nebst Allianz Schriftzug mit stilisiertem Greifvogel Signet. Neben dem Liganamen hat die Allianz sich eine ganze Reihe weiterer Rechte gesichert: Sie wird auf den Trikotärmeln der Klubs präsent sein, auf Banden werben, in den Interviewzonen und dem Umfeld der Stadien mit ihrem Logo verstärkt präsent sein. Ein Schwerpunkt liegt auf der Interaktion in den sozialen Netzwerken.

Bei der neuen Facebook Fanpage der Allianz Frauen-Bundesliga wird das Dilemma der Logokonzeption sichtbar.

Die eigens gestaltete Firmenschrift in „Allianz Sans“ in blauer Farbe wird einfach weggelassen. Als Ersatz dient das übliche Headline Design von jedermann. Sichtbar wird nur der linke Teil des sichtlich zweigeteilten neuen Logos. Die Silouhette einer Fußballerin im RetroDesign der längst vergangenen Kinderjahre der Liga neben dem modernen, sehr markanten und einprägsamen DFB-Signet. Es stellt sich die Frage, ob jetzt im Gegenzug das DFB-Signet auf den Plakatflächen der Stadien entfallen wird.

In der Professionalisierung der Kommunikation der Frauenbundesliga sollte den Vereinen ein eigenes Designhandbuch die Verwendungsmöglichkeiten des Logos erklären.

Fragen wie Sonderformen der Dachmarke, aber auch Submarken und Partnerlogos, Vorgaben zu verwendeten Farben oder zur Positionierung von Schriftzügen in unmittelbarer Nähe sollten vorgelegt werden. Mit Sicherheit wird der Namenssponsor Allianz nachbessern müssen. Mit der recht bescheidenen Summe von 1,5 Millionen bis 2 Millionen Euro pro Jahr und der Vergabe der Branchenexklusivität an das Konzern Allianz sowie der Möglichkeit durch die Kooperation ganzjährig und bundesweit mit Fans und Kunden in Dialog zu treten und Allianz Versicherungen sowie Dienstleistungen rund um den Frauenfußball anzubieten, kann die Abteilung Mädchen- und Frauenfußball diese gestalterische Herkulesaufgabe nicht lösen.

Den „kämpferischen Amazonen“ des deutschen DFB Frauenfußballs wurde ein Logo präsentiert, was kein Sinnbild für die Wandlungsfähigkeit des Deutschen Fußball-Bundes in Richtung etablierter Professionalität der Frauen geworden ist.

„Das neue Logo strahlt Dynamik und Qualität aus. Beides Attribute, für die auch die Allianz Frauen-Bundesliga steht. Als Einheit mit dem Partner Allianz gewinnt die Liga auch mit dem neuen Logo an Stärke sowie bundesweiter und internationaler Strahlkraft,“ erklärte die DFB Vize-Präsidentin Hannelore Ratzeburg. Beides trifft nicht zu. Der Strippenzieher und Mann im Hintergrund der Zentralverwaltung DFB-Marketingdirektor Denni Strich ließ verlauten: „Uns war wichtig, gemeinsam mit unserem Partner Allianz ein starkes Logo für eine starke Liga zu entwickeln. Die beiden aussagekräftigen Marken DFB und Allianz werden darin zu einem unverwechselbaren Symbol mit hohem Wiedererkennungswert vereint.“ Das sind Plattitüden erster Ordnung.

Ich meine: eine starke Liga mit einem schwachen Logo ist kein Sinnbild für Frauenpower im digitalen Zeitalter des Frauenfußball.

Ein Gestaltungswettbewerb in deutschen Design Hochschulen wäre besser gewesen als der Design Schnellschuss zweier ungleicher Partner. Das Gesamtbild erscheint eher das Ergebnis einer Berufsschule Übung mit dem Umgang mit PC-Software zu sein. Man sollte in den Zentralverwaltungen von Sportverbänden und Versicherungskonzernen nicht alles mäßig bezahlten Praktikanten überlassen. Ein Gestaltungswettbewerb mit jungen Talenten mit dem Finishing einer handwerklich sauber arbeitenden Agentur wäre ein sicher erfolgreicherer Weg. Nur diese Kosten hierfür sind Sache des Käufers.

Dieser Artikel ist eine persönliche Stellungsnahme des Diplom-Designers Bernd J.R. Henke, der u.a. für Unternehmen wie Opel, VW, Daimler und Berlitz Sprachschulen gearbeitet hat.

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