Wo Blut, Schweiß, Wasser und Wein fließen: Ägypten – Nur Fliegen mit Egypt Air scheint schöner

Ein Boeing 737-800 der Egyt Air am Boden. © Deutsche Lufhansa AG

Ich sitze in einer weißen Boeing 737-800 von Egypt Air, mit dem seit 1. Oktober 1971 typischen Signet, einer stilisierte Darstellung des Falkengottes Horus aus der ägyptischen Mythologie. Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft mit Sitz in Kairo kann mehrere Maschinen dieser Baureihe und weitere Flugzeuge von Boeing vorweisen. Auch allerlei Airbusse und Maschinen kleinerer Flugzeugbauer fliegen in das Land der Pharaonen.

Kontrollen zur Sicherheit aller am Boden und an Bord sind im Rahmen der allgegenwärtigen Bedrohung von Terroristen für diejenigen, die Richtung Ägypten wollen, kein Hindernis. Wer weg will aus Ägypten wird jedoch weniger scharf begutachtet. Obligatorisch ähnelt die Sicherheitsmaßnahmen in Ägypten denen im Abendland, doch die Männer und Frauen, die für Sicherheit sorgen sollen, scheinen Morgenmuffel zu sein. Deren Blick in meinen Rucksack gleicht dem meinigen heute früh auf den Wecker, der um 3:30 Uhr klingelte. Auch das Abtasten ähnelt den Streicheleinheiten, die ich wenige Stunden zuvor genoss, als nicht nur der Wind der Wüste meine Haare zum Stehen brachte.

So locker wie das Sicherheitspersonal lax ist besteige ich erst den Bus, der uns über den halben Flugplatz fährt, und dann das Flugzeug, schiebe mich vor bis zu meinen Platz im hinteren Teil und setze mich, endlich. Bis zum Start vergehen noch Minuten. Die Zeit des Wartens verkürze ich mir und schaue auf die Scheibe. Ein Muß ist die Sendung mit der Moschee. Fragen Sie mich nicht, was der Sprecher mit seinem Singsang uns sagen will, ich bin schließlich Reise-Journalist und also nicht investigativ. Lustiger als manche Sicherheitsdemonstration und bei Laune haltend ist diese Leier allemal. Die fromme und bis zum Kinn zugeknöpfte Dame in digital dringt mit ihren Sicherheitsinformationen dagegen nicht an. Diese virtuelle Welt voller Pixelpower ist nicht meine.

Elegant statt synergetisch, wirklich weiblich sind dafür die freundlichen Frauen, die uns „Chicken“ oder „Beef“ bringen. Ungläubig muß ich ausgesehen haben, denn die Kleine im Knie bedeckenden Rock, schulterlangen und lockerflockig aufgesteckten Haaren, glänzenden Ohr- und Fingerringen und einer bunten Bluse unterm dunkelblauen Kittelkleid wiederholt die Fragen. „Hase“, denke ich und antworte: „Ich nehme ‚Chicken‘, bitte!“

Dazu rate ich meinen beiden deutschsprachigen Nachbarn in der 22. Reihe. Sie raten richtig. Ich fliege Economy und sitze eng an Ostberlinern, denen ich – Solidarität hin, Solidarzuschlag her – zu einem zweiten „Oränjuß“ verhelfe. Die beiden Blonden lächeln sie an, die Lady mit dem roten Lippenstift und den großen Augen, so dunkelbraun wie gezuckerte Datteln und mit einem Leuchten, das an den Sternenhimmel über dem Sinai erinnert: klar und hell, friedlich und freundlich. Und so fliegen wir auch mit Egypt Air.

Andere tippen in die Tasten ihrer Net- und Notbooks, schauen Filme, die besser nie aus Hollywood herausgekommen wären. Nur wenige probieren die „Musik-Sender aus. Das aber sollten alle unbedingt tun und vorher nicht unterlassen, an die kleinen Kopfhörer zu denken, die auf dem Hinflug selbstverständlich jeder Fluggast erhielt. Ich halte das nötige Zubehör in der Hand, stöpsel mich ein, drücke die Sender rauf und runter und lande bei wunderschönen Klängen, einem aparten Mix aus arabischer, populärer, westlicher Musik und Stunden später in Berlin-Schönefeld.

"Wo Blut, Schweiß, Wasser und Wein fließen: Ägypten", lautet der Anfang der Überschrift. Doch darüber schreibe ich, wenn ich wieder in der guten, alten Redaktionsstube sitze.

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