Wenig Provence im Le Provencal und Gott schon gar nicht

© Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2014
Ein Ort für Besseresser ist die Provence, wo Landschaften von Lavendelfelder geprägt scheinen. Doch Menschen prägen Menschen und neben Leuten auch Land, so dass die historische Provence mit den heutigen französischen Départements Alpes-de-Haute-Provence, Var, Vaucluse und Bouches-du-Rhône am Mitelmeer. Keine Frage: Die Franzosen haben die Menschen und ihre provenzalische (okzitanische) Sprache in Wort und Schrift unterdrückt und auch heute ist das noch so, nur anders.
Doch in der Küche gärte der Widerstand. Wikipedia weiß unter Bezugnahme auf den Text „Die Küche der Provence“ von der Website france-naturelle.de, abgerufen am 7. September 2012 (französisch) zu berichten: „Typische Gerichte der provenzalischen Küche sind die Bouillabaisse und die Bourride (Fischgerichte) und die Soupe-de-Poisson (Fischsuppe), Daube provencal (Schmorgericht mit Rindergulasch) und Aioli sowie das Ratatouille und die Soupe-au-Pistou. Als Salatgerichte sind die Salade Nicoise sowie die Salade-de-Mesclun besonders bekannt. Lokale Spezialitäten sind der weiße Nougat von Montélimar, die kandierten Früchte der Stadt Apt, die Trüffel des Vaucluse-Gebirges, die Socca der Stadt Nizza und die Calissons d’Aix.“
Leider ist das Restaurant Le Provencal nicht auf die provenzalische Küche spezialisiert und bietet eher Berlin-Touristen allgemein Bekanntes aus Frankreich, also Fleischt das kriecht und hüpft wie Weinbergschnecken und Froschschenkel. Immerhin stehen Soupe de poisson Avec rouille, croí»tons et fromage (eine Fischsuppe mit mit Knoblauch-Safran-Mayonnaise sowie Croutons und Käse) und Tulipe de Glace í  la lavande de Haute Provence (also hausgemachtes Lavendeleis im Teigschälchen) auf der Karte.
Sie sollten sich kenntlich zeigen und ihre Auswahl der Speisen auf der Karten „í  la provençale“ bestellen. Das bedeutet in der Regel Tomatensoße, mit Verwendung von Gewürzkräutern (Kräuter der Provence), Auberginen, Zucchini, Paprika und Olivenöl. Also hauptsächlich Zutaten, die in der Provence angebaut werden. Genau von dort sollten die natürlich bzw. ökologisch angebauten Gewürze stammen und nichts Nachgemachtes aus der chemischen Industrie.
Sehr gute Weine aus der Provence stehen nicht auf der Karte, wohl aber Weine aus Frankreich. Die Stühle und Tische aus Plastik, die vor dem Restaurant Le Provencial im Berliner Nikolaiviertel standen, als wir vom WELTEXPRESS Gourmet an einem schönen Sommerabend dort waren, sind auch nicht die gute alte Provence pur. Dafür war der freundliche Service gut. Fazit: Wenig Provence im Le Provencal und Gott schon gar nicht. Die Karten für französische Speisen und Getränke des Le Provencal, die man so oder so ähnlich in vielen „französischen Restaurants“ der großen Städten dieser Welt findet, sind ausreichend und befriedigen das, was Otto Normalesser erwartet.
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Le Provencal, Spreeufer 3, 10178 Berlin, Telefon: 030 3027567, Email: restaurant@provencal.de, Web: www.leprovencal.de
Öffnungszeiten: In den Wintermonaten ist von Montag bis Freitag von 16 bis 24 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 24 Uhr geöffnet. In den Sommermonaten ist täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet.
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