Weißer als weiß – “Triff die Elisabeths!” bei ihrem ersten Skiurlaub, fordert Lucien Jean-Baptiste

Das Plakat zu dem Film "Triff die Elisabeths!"

Französische Namen sind lustig, lautet eines. Daher verhaspeln sich seine Filmfiguren oft bei der Kombination von Vor- und Nachnamen der Elizabeths. Die Geschwister Yann (Jimmy Woha-Woha), Manon (Loreyna Colombo) und Ludo (Ludovic Francois) waren als einzige im Freundeskreis noch nie im Skiurlaub. Ihr von den Antillen stammender Vater Jean-Gabriele (Lucien Jean-Baptist) verliert eine Anstellung nach der anderen und verprasst das Geld bei Pferdewetten. Um seine Kinder kümmert er sich kaum, dafür macht er ihnen unhaltbare Versprechen. Verständlich, dass die französischstämmige Mutter Suzy (Anne Consigny) an Trennung denkt, als Jean-Gabriele nach erneutem Arbeits- und Wettverlust Skiurlaub verspricht. Schwarze im Schnee sind viel lustiger als Weiße, findet “Meet the Elizabeths!”außerdem. Schon beim Gedanken daran wird auf der Leinwand brüllend gelacht. Der Ehestreit ist Aufhänger, um die Beste des Ensembles, Consigny, daheim zu lassen. Der Berg ruft statt ihrer Jean-Gabrieles Mutter Bonne Maman (Firmine Richard). Oma fällt in den Schnee, Ludo will einen Stern auf der Piste gewinnen und Manon im Gesangswettbewerb. Manche Bergbewohner sind skeptisch, Schnee kalt, das geliehene Auto erleidet Schneeschaden und – lachen schon alle?

Konfliktthemen wie soziale oder rassistische Vorurteile vermeidet der Gute-Laune-Film peinlich. Die Pöbeleien anderer Jugendlicher gegen Yann werden von der Zuneigung einer hübschen Skifahrerin kaschiert. Ausländerfeindliche Spöttereien der alpinen Dorfbevölkerung erscheinen nebensächlich. Noch weißer als der Kunstschnee erstrahlt die Weste der Filmprotagonisten. Der gutmütige Chaletvermieter schließt seine Gastkinder ins Herz. Dass die eigenen Kinder ihn und seine Frau ob deren Beziehungsstreitereien nicht besuchen wollen, versinkt wie andere angeschnittene Probleme im Schnee. Was wird aus dem demolierten Leihwagen, ist die mittellose Suzy zur finalen Gruppenumarmung zu Fuß in die Berge gestapft und woher kriegt Jean-Gabriele plötzlich den Traumjob als Radiomoderator? Darauf gibt die Handlung keine Antwort. “Von einem schwarzen Angestellten wollen die nichts wissen.”, beschreibt Jean-Gabriele seiner Frau die Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Tatsächlich fahren Schwarze seltener in den Skiurlaub, weil sie häufig finanziell unterprivilegiert sind. Die Grenze zum Winterwunderland verläuft nicht zwischen weiß und schwarz, sondern arm und reich. Arme auf der Piste sind so kurios, dass man einen Film darüber drehen kann. Echt komisch, die müssen sich Winterkleidung leihen und gebrauchte Skier teilen! So vermarktet der Regisseur angeblich persönliche Erlebnisse denkbar unsensibel. Wäre man da nur selbst drauf gekommen! Dann könnte man sich jetzt, statt zu schreiben, auf verschneiter Alm mit Glühwein einen anduseln.

Was neben ein paar leidlichen Witzen bleibt sind Belanglosigkeiten. Um die Weihnachtszeit rieselt dergleichen auf das Publikum nieder wie Kunstschnee auf klimaerwärmten Loipen. “Triff die Elizabeths!” ? Wenn überhaupt, nur glühweintrunken auf der Skipiste. Im Kino besser nicht.

* * *

Deutscher Titel: Triff die Elisabeths!

Originaltitel: La premiere E’toile

Land/Jahr: Frankreich 2009

Genre: Komödie

Kinostart: 31. Dezember 2009

Regie und Drehbuch: Lucien Jean-Baptiste

Darsteller: Lucien Jean-Baptiste, Anne Consigny, Firmine Richard, Jimmy Woha-Woha

Laufzeit: 90 Minuten

Verleih: Kool/Filmagentinnen

Internet: www.triff-die-elisabeths.de

Vorheriger ArtikelEssen für die Seele – Alles mit Liebe zubereitet in Fatih Akins „Soul Kitchen“
Nächster ArtikelLiebe lieber ungewöhnlich – „Lieber verliebt“ als Cathrine Zeta-Jones und Justin Bartha in einer öden Romanze zu sehen