Was läuft hier falsch? – Salafisten-Prediger Pierre Vogel und Bilal Philips setzen Islam-Kundgebung in Frankfurt am Main durch

Bevor wir uns mit Verallgemeinerungen und zu wenig Kenntnis über das nicht endende wollende Thema, der Islam verhindere die Integration muslimischer Migranten in Deutschland, in eine ohnehin schon verfahrene Diskussion begeben, möchte ich an den Anfang dieses Artikels ein Zitat aus dem Buch „Die Lämmer des Herrn“ von Yasima Khadra stellen: „Jeder Religion, die Gott den Menschen bietet, wohnt unfehlbar etwas Dämonisches inne. Auf den ersten Blick kaum erkennbar, doch mächtig genug, die Frohe Botschaft zu verfälschen und die Achtlosen auf den Irrweg zu leiten und zur Barbarei zu verführen. Jenes dämonische Moment äußert sich in Ignoranz und Selbstgefälligkeit“.

Weiterhin sei festgestellt, dass der Islamismus, oder „islamischer Fundamentalismus“ eine politisierte Variante des Islam ist. Das dürfte uns allen mittlerweile bekannt sein. Mit dem Islamismus werden nicht nur meist junge Menschen fehlgeleitet, sondern er wird ganz eindeutig zur Durchsetzung fanatischer politischer Ziele missbraucht wie er auch den Antisemitismus fördert. Auch das sollte denjenigen bewusst sein, die sich wenig Gedanken darüber machen, dass der Islamismus nicht der Islam ist. Je mehr anti-islamische Reaktionen, umso mehr Islamismus! Diese Entwicklung konnten wir in den vergangenen Jahren leider mit Aufwärtstrend beobachten.

Deutscher Salafist mischt die Jugend auf

In der vergangenen Woche trat in der Innenstadt von Frankfurt am Main der deutsche Salafist Pierre Vogel auf. Nachdem die Stadtverwaltung Frankfurt die Kundgebung verboten hatte, hob das Verwaltungsgericht kurz vor der Veranstaltung das Verbot wieder auf und erlaubte dem als „Hassprediger“ bekannten Vogel unter 16 Auflagen, die Kundgebung durchzuführen.

Unter großem Polizeiaufgebot und Sperrung der Frankfurter Innenstadt zog der zum Islam konvertierte deutsche ehemalige Boxer, abgeschirmt von etwa einem Dutzend Leibwächtern durch die etwa 2000-köpfige Besuchermenge zur Bühne. Interessant zu erwähnen sei, dass geschätzte 80 Prozent der Besucher Jugendliche unter 20 Jahren waren. Ismail Tipi, der hessische Landtagsabgeordnete und integrationspolitische Sprecher der CDU, hatte im Vorfeld dafür geworben, diese Veranstaltung nicht zuzulassen, ging aber dann selbst hin, um sich ein Bild vor Ort machen zu können und sich auch einer Diskussion zu stellen. Er berichtet von einer geradezu gespenstischen Atmosphäre und zeigte sich geschockt, als er feststellte, dass nicht nur Jugendliche mit Migrationshintergrund oder die bekannte Klientel der Mitläufer anwesend waren, sondern er schätzt, dass etwa 30-40 Prozent der anwesenden jungen Frauen ohne Migrationshintergrund waren. Diese jungen Frauen seien modern und „ultraoffen“ gekleidet gewesen und hätten auch in jeden der vielen Rufe Pierre Vogels „Allahu Akbar“ mit erhobenem Zeigefinger lauthals eingestimmt.

Woher diese Faszination?

Auch wenn auf der Veranstaltung offenbar Muslime jeder Richtung vertreten waren, so waren – abgesehen von einer relativ kleinen Gruppe Gegendemonstranten – doch auch deutsche Jugendliche anwesend, die sich von einem selbsternannten „Mullah“ in den Bann ziehen ließen. Sollte uns das nicht zu denken geben? Nicht der Islam in seiner moderaten Form fasziniert demnach, sondern in seiner extremistischen Strömung.

Mürvet Öztürk, integrationspolitsche Sprecherin der GRÜNEN im Hessischen Landtag fordert schon länger den islamischen Religionsunterricht bzw. Islamkunde an deutschen Schulen. Dieser wäre für alle Schüler, vor allem für muslimische – aber auch für nicht muslimische, eine Möglichkeit differenziertes Wissen über den Islam zu erlangen, die Aufklärung und Orientierung beinhaltet, bevor sie sich bedingt durch jugendliche Identitätskrisen, die ja nun viele Jugendliche durchleben, von radikalen Gruppen auf den falschen Weg bringen lassen. Weiterhin empfiehlt Mürvet Öztürk Aussteigerprogramme, ähnlich wie sie Jugendlichen aus anderen extremistischen Milieus angeboten werden, die jedoch vom deutschen Staat auf Bundesebene organisiert werden sollten. Auch ist es wichtig, dass islamische Geistliche und Imame eine Universitätsbildung in Deutschland erhalten, damit sie sowohl in ihren Gemeinden wirken können und andererseits endlich eine Diskussion mit dem Islam auf Deutsch und auf Augenhöhe mit hohem intellektuellem Anspruch geführt werden kann. Weiterhin sollte auch Elternarbeit mit einbezogen werden, um präventiv in den Familien wirken zu können, die wiederum vom Bundesfamilien-Ministerium ins Leben gerufen werden müsste."

Ismail Tipi betont, dass auf der Bühne der Frankfurter Veranstaltung von Pierre Vogel etwa 20-30 junge Menschen ohne Migrationshintergrund (man muss leider immer wieder auf diesen Unterschied hinweisen) öffentlich zum Islam konvertiert sind. Natürlich hat jeder das Recht, sich zu der Religion zu bekennen, für die er sich selbst entscheidet. Doch ob diese jungen Menschen auch wirklich vorbereitet und mit einer gewachsenen und wohlüberlegten Entscheidung diesen Schritt getan haben, darüber können wir nur spekulieren. Warum gerade Leute wie Pierre Vogel, die einen rückwartsgewandten und radikalen Islam predigen, so viel Zulauf erhalten, kann man sich nicht nur damit erklären, dass Vogel die Sprache der Jugend spricht und im Internet sehr präsent ist. Hier muss dringend Aufklärung erfolgen, sind doch die Salafisten eine der stärksten wachsenden islamistischen Bewegungen. Auf diese radikale Auslegung des Islam beriefen sich schon die Taliban wie auch Al Qaida und Verfassungsschützer warnen schon länger vor dieser Bewegung.

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