Wandern im Tal der Schnecken – Rußbach im Salzburger Land ist eine weltbekannte Fundstätte für kreidezeitliche Fossilien

Brotzeit auf einer Almhütte im Salzburger Land.

Nördlich des Dachsteingebirges erhebt sich das Gamsfeld, der „Hausberg“ des Dörfchens Rußbach. Hier bahnt sich das Wasser stellenweise seinen Weg durch lockere Mergelschichten und spült dabei frei, was sich vor rund 100 Millionen Jahren am Grunde eines kreidezeitlichen Meeres ablagerte. Schneckenhäuser, Muscheln, Korallen, Seeigel, durch hohen Druck und chemische Prozesse versteinert. Von der alpinen Gebirgsbildung aufgefaltet, liegen sie heute in einer Höhe von etwa 1100 Metern über dem Meeresspiegel frei. Etwas weiter an der „Schneckenwand“ sind Massen der Weichtierart zu finden, die vor Jahrmillionen ein urzeitliches Flussmündungsdelta bevölkerten. Nicht nur Geologen sind von den geschliffen höchst dekorativen steinernen Schalen fasziniert. Bergführer Norbert Höhl begleitet regelmäßig große und kleine „Schatzsucher“ auf die Jagd nach den mineralisierten Zeugen ausgestorbener Lebensformen und kennt auch den verborgenen Pfad zum urzeitlichen Riff, das gänzlich aus bizarr hornförmigen Meeresbewohnern besteht.

Von Fern holt zartes Kuhglockengeläut entrückte Fossiliensammler in die Gegenwart zurück – allerdings nicht ganz. Auf der Rinnbergalm ist die Moderne noch nicht angekommen. 1924 wurden die von einer Lawine zerstörten Gebäude der Alm neu errichtet. Seither scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf dem mit Holz befeuerten Herd in der winzigen Küche der Pfandl-Hütte wird nach traditionellen Rezepten eine Fülle von Almkäsesorten zubereitet, die mit Gamswurst, Hirschschinken und Zwiebelschmalz zu frisch gebackenem Brot vor dem grandiosen Gipfel-Panorama von Gosaukamm und Dachstein-Gletscher serviert werden.
Angenehm gesättigt geht es entlang üppig blühender Wiesen abwärts. Am Jungbrunnenweg sind weitere Naturschätze zu entdecken. Schilder machen am Erlebnispfad auf hunderte teilweise seltener Pflanzenarten aufmerksam. Kinder finden Rätsel und Waldspiele am Wegrand. Wer die Fragen gelöst und alle Stations-Stempel gesammelt hat, bekommt im Berggasthof „Zum Hias“ in Rußbach eine Medaille.
 
Zur Entspannung geht es am Ende eines erfüllten Wandertages zum Kneipen in Rußbachs Wasserpark oder ins benachbarte Schwimmbad. Im Uferbereich des wie ein Naturteich angelegten Beckens schwirren Libellen über sacht schaukelnden Seerosen. Da träumt es sich wunderbar von kreidezeitlichen tropischen Lagunen.
 
Infos: Rußbach liegt im Lammertal im Salzburger Land zwischen Tennen- und Dachsteingebirge. Das nordwestlich gelegene Salzburg ist mit dem Auto in etwa 50 Minuten zu erreichen, die Busfahrt dorthin oder zum Gosausee kostet nur zwei Euro. Nahe gelegene Ausflugsziele sind die Salzbergwerke von Hallstatt, der Wolfgangsee und Bad Ischl. Im Sommer kann man in und um Rußbach wandern, Mountainbike fahren und Nordic Walking auf gut beschilderten Wegen jeglichen Schwierigkeitsgrads betreiben. Im Winter führt der Lift unmittelbar in die Skiregion Dachstein-West.
www.russbach.info, Tourismusverband Rußbach, Telefon 00 43/42 42/25 75 31 17.

Vorheriger ArtikelEs grünt so grün”¦
Nächster ArtikelDurch den Spiegel … und was “Coraline” in Henry Selicks Puppentrickfilm dort fand