Wachablösung mit 40% Quote – Verabschiedung der zehn Frauen des FC Bayern München – Stürmerin Ivana Rudelic wechselt zum FF USV Jena

Ivana Rudelic wechselt nächste Saison zum FF USV Jena (Driite von links). © FC Bayern München
Eine Verabschiedungsquote von 40 Prozent
Im militärischen Bereich gilt als eine Wachablösung die Übergabe des Wachdienstes zwischen zwei oder mehreren Personen oder Truppen bezeichnet. Im Münchner Frauenfußball erfolgte durch die Verabschiedung der Spielerinnen Niki Cross, Veronika Gratz, Sarah Hagen, Rebecca Huyleur, Franziska Jaser, Valeria Kleiner, Kathrin Längert, Ivana Rudelic, Clara Schöne und Olivia Schough eine große Wachablösung im Spielerinnenkader. Für unsere klugen Statistiker bedeutet der Weggang von 10 Spielerinnen bei einem 25-köpfigen Kader eine Quote von 40 Prozent. Nichts für ungut, in Wirtschaftsunternehmen ist solch ein radikaler Personalabbau meist der Anfang vom Ende, beim FC Bayern München scheint aber der Allianz-Millionen Deal, den der seit heute in Landsberg am Lech einsitzende Ex-Präsident Uli Hoeness noch einfädelte, der Frauenabteilung endlich den finanziellen Rahmen zu geben, ähnlich wie der "Autoklub" VfL Wolfsburg eine Mannschaft von arrivierten Nationalspielerinnen der Güteklasse A zu verpflichten.
Wechsel von der Bank in die erste Reihe von Jena
Beim Fall der Stürmerin Ivana Rudelic liegt es auf der Hand, dass sie das lange Bank-Drücken unter Cheftrainer Thomas Wörle ziemlich genervt haben muss. Die Spielerin verriet uns in München, dass sie in der nächsten Saison beim thüringischen FF USV Jena auflaufen wird. Ein Wechsel von der Bank des Tabellenvierten der Frauenbundesliga in die Erstaufstellung des Tabellenfünften bedeutet für die 22-jährige Kauffrau einen Karrieresprung nach oben. Bei Jena würde die Deutschkroatin Rudelic mit der kroatischen Nationalspielerin Iva Landeka in einer Mannschaft spielen. So wie es jetzt aussieht, steht der Bekanntgabe der Verpflichtung durch den Universitätssportclub in Jena nichts mehr im Wege. Überrascht waren die Fans in Aschheim, dass auch die zweite Torfrau neben Kathrin Längert, Reserve-Torfrau Veronika Gratz,  verabschiedet wurde. Hierfür gibt es einen maßgeblichen Grund: Veronika Gratz wird nach der Sommerpause die Abendschule besuchen und suchte zeitlich reduzierte Trainingseinheiten.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt
Beim FFC Wacker München ist es üblich, nur an drei Tagen zu trainieren. Gratz bleibt also den Fans in München mit dem FFC Wacker insoweit erhalten. Bei der Nummer Eins im Tor Kathrin Längert lagen die Dinge dagegen völlig anders. Längert suchte einen europäischen Top-Verein, der nächste Saison in der Champions League spielen würde. Der von ihr favorisierte Verein 1. FFC Turbine Potsdam war mit ihr im Gespräch, wobei es aber so aussieht, dass das überraschende Comeback von Anna Felicitas Sarholz ein Grund mehr war, von Seiten Potsdams der gebürtigen Essenerin Längert abzusagen. Der Wechsel zum schwedischen Klub FC Rosengí¥rd bedeutet für Kathrin Längert endlich eine große Chance demnächst international zu spielen. Beim FC Rosengí¥rd spricht man Deutsch. Neben den beiden Deutschen Anja Mittag und Kathrin Radtke spielt dort die Schweizer Weltklassestürmerin Ramona Bachmann. Wenn man bedenkt, dass Turbine Potsdam am Ende der Saison 2013/2014 nur Dritter der Liga werden wird, gilt auch hier die Lebensweisheit: "Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!"
Rückkehr in die USA oder Studium in den USA
Das große Talent Franziska Jaser folgt den beiden US-Amerikanerinnen Sarah Hagen und Niki Cross in Richtung USA. Jaser wechselt zur North Carolina State University, einem Klub der US W-League. Niki Cross wird zum NWSL-Team Washington Spirit wechseln, wo die ehemaligen Tyresö und Göteborg Legionärinnen der US-WNT Nationalspielerinnen – Yael Averbuch, Alexandra Krieger und Ashlyn Harris – spielerisch zu Hause sind. Bayern Torjägerin Sarah Hagen wird zum NWSL-Team FC Kansas City stoßen und mit der Ex-Münchnerin Erika Tymrak zusammenspielen. Sarah Hagen schoss in 61 Begegnungen im Trikot des FC Bayern 43 Tore. Ihr Torgefährlichkeit wird den Münchnerinnen in der nächsten Saison fehlen. Somit wird Nationalspielerin Lena Lotzen immer mehr Dreh- und Angelpunkt der Bayern Offensive. Die beiden Abwehrspielerinnen Valerie Kleiner und Rebecca Huyleur wurden ebenso mit Blumensträußen verabschiedet. Wohin ihre Wege sie führen werden, blieb bisher unbekannt.
Rückkehr ins Heimatland Schweden aus Sorge wegen zu wenig Spielzeit
Nach knapp einem halben Jahr nur verlässt Olivia Schough den FC Bayern München. Die Schwedin gab zwar gegenüber Zeitung Expressen an, dass sie sich in München wohlfühlte, sich aber an den rauheren Umgangston in Deutschland erst noch hätte gewöhnen müsse. Ob das nun die Ursache für den kurzen Aufenthalt war, bleibt dahingestellt. Expressen gegenüber sagte Schough jedenfalls, dass sie Sorge habe, ihren Nationalmannschaftsplatz bei zu wenig Spielzeit in München nicht behaupten zu können. Mit der Begründung für zu wenig Spielzeit im Verein fand ganz aktuell Antonia Göransson von Turbine Potsdam keine Berücksichtigung bei Schwedens Nationaltrainerin Pia Sundhage. "München sei eine tolle Stadt und Bayern ein tolles Team, aber sie müsse leider gehen. Ein neuer Verein steht noch nicht fest," sagte Olivia Schough auf Nachfrage. In Schweden dürfte wohl Linköping nach Verstärkung suchen, aber ihr Ex-Verein Kopparbergs/Göteborg FC rüstet ambitioniert den Kader auf.
Bis zu Beginn der Allianz Frauenbundesliga werden weitere Neuverpflichtungen folgen
Eine ganz besondere Ovation der Fans galt der beliebten Verteidigerin Clara Schöne, die uns nicht verriet, wohin die Reise geht. Zu den Neuverpflichtungen Caroline Abbé (SC Freiburg), Melanie Behringer (1. FFC Frankfurt), Mana Iwabuchi (TSG 1899 Hoffenheim), Melanie Leupolz (SC Freiburg) reagierte die Abwehrspielerin mit Tordrang mit bayrischer Gelassenheit: "Ohne mi". Sie gehörte nämlich mit den scheidenden Längert, Huyleur, Rudelic, Cross und Hagen zu der Meisterelf des DFB Pokalsiegers FC Bayern München aus dem Jahre 2012. Das Signal für weitere Transfers nach München steht auf Grün, der Verein FC Bayern München verändert sein Kader und unternimmt einen leise zielstrebigen Aufbau eines komplett neuen Kaders. Für die "Allianz Frauenbundesliga" wird man gut gerüstet sein. Es ist in den nächsten Tagen nach dem letzten Spieltag am 8. Juni 2014 mit der Bekanntgabe weiterer Neuverpflichtungen zu rechnen.
FC Bayern München Frauen Abgänge/Zugänge (Stand 01. Juni 2014)
Abgänge:
Nicole Cross (Washington Spirit, USA)
Sarah Hagen (FC Kansas City, USA)
Kathrin Längert (FC Rosengard, SWE)
Clara Schöne (unbekannt)
Valeria Kleiner (unbekannt)
Ivana Rudelic (FF USV Jena)
Olivia Schough (unbekannt)
Rebecca Huyleur (unbekannt)
Franziska Jaser (North Carolina State Women’s Soccer, USA)
Veronika Gratz (FFC Wacker München)

Zugänge:

Melanie Leupolz (SC Freiburg)
Melanie Behringer (1.FFC Frankfurt)
Caroline Abbe (SC Freiburg)
Mana Iwabuchi (1899 Hoffenheim)
Quellen: Expressen, DFB, FC Bayern München, Turbine Potsdam, FC Kansas City, Washington Spirit
Vorheriger ArtikelGlanzstücke des Barock – Salzburg und sein „Domquartier“
Nächster ArtikelKlassenerhalt geschafft! – TSG 1899 Hoffenheim mit 3:2 (1:2) Sieg beim FC Bayern! – Heldin des Tages Mana Iwabuchi