Vulkantourismus im Land des Eises und des Feuers

Auch der Ex-Berliner Ulrich Pirsch ist vom faszinierenden Panorama

Gerade einmal 120 Kilometer von der isländischen Hauptstadt Reykjavik entfernt spuckt der 1.666 Meter hohe Eyafjallajökull graue vulkanische Asche in den blauen Himmel. Die leichten Aschepartikel formen gemensam mit dem Wasserdampf aus dem schmelzenden Gletschereis bizarre Wolken, die ständig neue Konturen annehmen und die Insel in Richtung Ost-Südost verlassen. Die schwereren Partikel haben längst den einst glänzend weißen Gletscher grau gefärbt, so dass des darunter liegende Eis nicht mehr sichtbar ist. Nur abends setzt sich der Vulkankegel manchmal rötlich vom Himmel ab.

Auf der zweistündigen Autofahrt zum Vulkankegel entlang der Südküste wird das Panorama immer spektakulärer. Beiderseits der Fahrbahn breiten sich Felder mit moosbesetztem Lavagestein aus, das aus grauen Vorzeiten stammt und auf die exponierte Lage der Insel am Treffpunkt der eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatten hinweist. Genau diesem Umstand verdankt Island seine Existenz, denn durch das Auseinanderdriften der beiden Platten öffnet sich die Erdkruste und läßt Magma an die Oberfläche treten. Damit gehört die insel zu den vukanologisch aktivsten Regionen der Erde.

Durchschnittlich alle fünf Jahre erleben die Bewohner einen Ausbruch, wobei dank moderner Vorwarntechnik sehr selten Menschen zu Schaden kommen. Für die Isländer gehören die vulkanologischen und geothermalen Aktivitäten zum Alltag, sie gewinnen aus ihnen nahezu die gesamte Energie, heißes Wasser und viele Annehmlichkeiten, wie öffentliche Bäder und Heizungen ohne CO2-Ausstoß. Auf einer Reise durch das westlichste Land Europas lassen sich Naturphänomene erleben, die nur in ganz wenigen Regionen unseres Erdballs zugänglich sind. Darunter der neben dem Vater aller Geysire gelegenen "Strokkur", der alle 10 Minuten eine Wasserfontaine in die Luft bläst, oder der von einem vulkanischen Hochplateau herabfallende Wasserfall "Gullfoss".

Auch der Standort, an dem sich im Jahr 930 das erste Parlament eines europäischen Landes versammelte, das "Thingvelir", ist ein solches Phänomen, denn das Tal driftet jährlich um etwa sechs Millimeter auseinander und senkt sich. Ein Bad im heilschlamm-haltigen warmen Wasser aus dem Erdinnern ist in der "Blauen Lagune" möglich. Aktuell bietet der deutsche Veranstalter Wolters Reisen Rundreisen an, die u. a. auch eine Fahrt in die unmittelbare Nähe des Eyafjallajökull beinhalten. Ein Erlebnis der ganz besonderen Art, denn niemand weiss, wie lange die Aktivität des Vulkans anhalten wird. Bei seinem letzten Ausbruch im Jahr 1821 waren es zwei Jahre, aber wer will sich auf die Statistik verlassen?

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