Von Minsk bis Mariupol – Der Krieg der Worte und der Waffen

Stellung der Rebellen-Artillerie mit Grad-Raketenwerfern bei Debalzewo (Archivbild, Screenshot von Russia Today).

Das Verhältnis von Herr und Knecht zieht sich vor diesen Lautsprechern fort, denn dort versammelt sich die Medienmeute. Die Lohnschreiber und -sprecher aus Funk und Fernsehen, von Papier und Portalen, also aus alten und neuen Medien, werden quasi als Verstärker der Lautsprecher betrachtet, die in schrillen Tönen oder im brummigen Bass als Multiplikationen das Vorgekaute wieder käuen – mit Verlaub: wie Kühe – und vor Hörern, Zuschauern und Lesern auskotzen wie Klapperstorche. Nur die Plumpen unter der Lügenpresse werden hernach an ihren Hörnen durch den Ring gezogen unter dem Banner von Kritik und Selbstkritik.

Die in den Medien durch die Mangel gedrehten Worte vom Hofe werden von den Berichterstattern mit den Anschauungen der Verleger gewürzt und wenn`s drauf ankommt aus einem Topf voll Scheiße das schönste Gericht zaubern (und umgekehrt, wenn`s denn sein muß). Das nennt der Laie die Magie der Meinungsmacher, die den Leuten im Land in die Augen gestreut wird. Doch die Öffentlichkeitslohnarbeiter sind wie Zauberer doch nur Trickbetrüger. Diese proletarischen Knechte müssen im Auftrag ihrer kapitalen Herren das Geschriebene und Gesprochene möglichst rund um die Uhr und weltweit in Augen und Ohren hämmern, damit bei den Belogenen und Betrogenen viel im Kopf hängen bleibt und diesen, vom Denken befreit, am Nachrichtentrog hängen wie der Junkie an der Nadel.

Die Märchen der Medien von der Nacht von Minsk, in der Angela Merkel, Francois Hollande, Wladimir Putin und Petro Poroschenko Worte scheinbar um Frieden rangen, während sie alle dem Krieg dienen, brachten die Boten unter dem Begriff Waffenruhe in die Wohnstuben der Bürger. Doch auch das war nur Hofberichterstattung aus einem von vielen Palästen. Rund um die Hütten im Donbass wurde weiter gekämpft, geschossen, getötet. Wenn anschließend Merkel, Holland, Putin und Poroschenko direkt oder über ihre Pressesprecher den Medienvertretern verkünden, sie würden den Bruch der Waffenruhe verurteilen, dann wird deutlich, dass die von Böcken zu Gärtnern gewordenen die Rechnung ohne den Wirt machten.

Frieden schließt man mit dem Feind. Die hohen Vertreter der Feinde in diesem Krieg aber sitzen je nach Betrachtung in den Hauptstädten der am Krieg Beteiligten, also zum einen in Donezk, Lugansk und Kiew und zum anderen in Washington und Moskau, denn dieser Krieg ist ein klassischer Stellvertreterkrieg.

Dass sich US-amerikanische Vasallen aus Paris und Berlin eine Nacht in Minsk um die Ohren schlagen, das darf als Treppenwitz auf dem Gipfelsturm US-amerikanischer Geopolitik belächelt werden. Das an- und vorgebliche Bemühen von Bevollmächtigten aus Paris und Berlin war von Anfang an chancenlos, weil machtlose Möchtegern sich ihrer Begrenztheit im Denken und Handeln nicht bewußt sind. Zudem sind die Antworten aus Paris und Berlin zu den aktuellen Fragen in Europa hohl, weil die Herren an Seine und Spree ohne Herrschaft sind. Macht bedeutet nämlich, dass man die Chance hat, Gehorsam für einen Befehl zu erhalten. Zudem bedeutet Herrschaft, den Befehl auch durchsetzen zu können.

Die Matrosen in Paris und Berlin, die als zu leicht befunden wurde, mussten erneut einsehen, dass sie gegen den Panzerkreuzer aus Washington mit London im Beiboot bei jeder Welle Wasser schlucken. Die anglo-amerikanische Seemacht lässt sich von diesen in zwei Weltkriegen geschlagenen Landmächten nicht die Butter vom Brot nehmen – egal ob ihre Vertreter Hollande und Merkel oder wie auch immer heißen – und hält weiter den Kurs, an dessen Ende die Zerschlagung von Eurasien steht. Dass sich eine Achse von Paris über Berlin bis Moskau und womöglich weiter bis Peking bilden könnte, wie beim Krieg gegen Hussein-Irka, das wird Washington nicht wieder passieren.

An der Wall Street und in Washington, in der City of London und in Westminster wollen die Falken des Kapitals nach dem Ende von Sowjetunion, Warschauer Vertrag und Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe die Zerschlagung der Russischen Föderation. Teile und Herrsche. Das ist hier die Antwort der Falken. Das ist die Politik von USA und GB, alles andere ist Poesie.

Minsk war Wahn, Mariupol ist Wirklichkeit. Nachdem aus dem Kessel von Debalzewo, über den WELTEXPRESS als einer der ersten Medien berichtete, für die Ultranationalisten und Faschisten in Kiew, die ihren kapitalistischen Kriegspräsidenten nach Minsk schickten wie einen Clown auf die Bühne, ein Himmelfahrtskommando und Friedhof wurde, der nun in der Hand der Volksrepubliken ist, scheinen sich deren militärischen Möglichkeiten auf Mariupol zu richten.

Eine Drohne der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zeichnete am Dienstag und Mittwoch eine hohe Zahl von Militärtechnik in der in Minsk vereinbarten „Sicherheitszone“ und zwar auf beiden Seiten der „Berührungslinie“ nördlich von Mariupol. Das geht aus einem Report der Beobachtermission der OSZE hervor, der in der Nacht von Donnerstag auf Freitag veröffentlicht wurde. Dem Report zufolge registrierte die OSZE-Drohne am 17. Februar Kampfpanzer, Transportpanzer, Haubitzen, das Luftabwehrsystem SA-8 sowie verschiedene Militärstellungen. Am folgenden Tag habe die Drohne zahlreiche schwere Waffen, unter anderem Kampfpanzer und Transportpanzer, in der „Sicherheitszone“ festgestellt.

Front heisst bei den Politikern und Verlegern, ihren Pressesprechern und Lohnschreibern jetzt „Sicherheitszone“ und aus der Hauptkampflinie ist die „Berührungslinie“ geworden. Die klingt lustig und irgendwie nach Airbag beim Petting. Doch der Krieg ist eine ernste Sache, auch wenn an den Verteidigungsstellungen, Kontrollpunkten und Deckungsgräben eine beschränkte Zahl von Soldaten zu beobachten gewesen seien. Von der OSZE wurde zudem festgestellt, dass einige Kampfpanzer später an einen unbekannten Ort verlegt worden seien.

„Die Streitkräfte der Donezker Volksrepublik halten die Waffenruhe strikt ein und lassen sich von den ukrainischen Militärs nicht provozieren,“ sagte der Vize-Generalstabschef der Donezker Volkswehr, Eduard Bassurin, am Donnerstag dem TV-Sender Rossija 24. Bassurin zufolge setzt die Volkswehr den Abzug ihrer schweren Waffen von der Front, von der am 19. September vorigen Jahres in Minsk festgelegten Trennlinie fort.

Alle Siedlungen um den Debalzewo-Kessel seien unter Kontrolle der Volkswehr. „Eine Offensive in Richtung Mariupol ist nicht geplant und wird auch nicht geplant werden. Unsere Verbände vor Donezk und Mariupol lassen sich nicht von der Kiewer Armee provozieren und sehen von jeglichen Angriffshandlungen ab“, sagte Bassurin.

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