Vision eines neuen Parks – Freizeitpark Rheinaue verspricht in der Bundes- und UNO-Stadt Erholung pur

Wie es zum Namen Aue kam, das erklärt sich ganz einfach. Denn ursprünglich befand sich zwischen dem Bonner Stadtteil Gronau und dem Bad Godesberger Stadtteil Plittersdorf ein Auwald, später Weizenfelder, der durch die Begradigung und die intensive Schiffbarmachung des Rheins stark beschnitten wurde. Die öffentliche Nutzung dieses Geländes als Naherholungsgebiet hat Tradition. Das ist auf der linken Rheinseite.

Die Größenordnung ist unterschiedlich auf beiden Rheinseiten: rechtsrheinisch 35 Hektar und linksrheinisch 125 Hektar – eine ganze Parklandschaft erstreckt sich in den Rheinauen von den ehemaligen Regierungsbauten im Norden bis nach Plittersdorf im Süden. Neben dem Kottenforst ist sie das größte Naherholungsgebiet der Bonner Bürger – und das grüne Rückgrat des ehemaligen Bonner Regierungsviertels. Nicht vergessen werden dürfen die neuen Namen wie der „Bonner Bogen“ mit einem Paradehotel, das vor wenigen Wochen den begehrten Hotel-Immobilienpreis in Cannes erhalten hat und auf dem ehemaligen Gelände der alten Zementfabrik steht und Furore macht mit seinem eleganten Glasbau und der baldigen neuen Fährverbindung von der einen zur anderen Rheinseite.

Da wird auch immer gerne an den ersten Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer erinnert. Der konnte in der schönen Rheinlandschaft auf der Seite des Siebengebirges mit dem Petersberg und dem Drachenfels die Zementfabrik nicht leiden. Sie war ihm ein Dorn im Auge. „Dat Ding muss weg“, war sein immer wieder geflügeltes Wort, woran sich die Bonner gerne schmunzelnd erinnern. Nun ist es weg, nur ein denkmalgeschützter und hübsch aufgemotzter Turm erinnert an die alten Zeiten.

Alte Bonner erinnern sich und man kann es nachlesen: Um die Jahrhundertwende war die Rheinpromenade von der zweiten Fährgasse bis zur Gronau verlängert worden. Nach dem Bonn 1949 Regierungssitz geworden war, entstand am nördlichen Rand der Rheinaue das Regierungsviertel, am südlichen eine Siedlung für US-amerikanische Diplomaten.

Ende der 1960er Jahre wurde Bonn zur Hauptstadt ausgebaut. Auf dem etwa 200 Hektar großen Areal der heutigen Rheinaue sollte ein repräsentatives Regierungsviertel entstehen.

Durch den Zusammenschluss von Bonn, Bad Godesberg, Beuel und des Amtes Duisdorf (Hardtberg) im Jahre 1969 wurden diese Flächen zum Zentrum der neuen Stadt. Um die verbliebenen Grünräume als Naherholungsgebiet zu retten, bewarb sich die Stadt Bonn um die Bundesgartenschau 1979 und verwirklichte mit einem farbigen Blumenmeer und Seenlandschaften den neuen Freizeitpark für rund 60 Millionen Mark.

Natürlich ist der Rhein immer die Hauptsache und prägt die Uferzeilen. Der durch den Talkessel gebildete Gesamtraum des Parks gliedert sich in ineinander fließende Räume – ein Gestaltungsprinzip des Landschaftsparks, bei dem man mit Hilfe geschickter Bodenmodellierungen die Illusion von Weite und großer Distanz zur städtischen Bebauung erzeugt. Die Landschaftsarchitekten Hansjakob wollten den Charakter der beiden Flussterrassen wieder sichtbar machen. Was dann auch gelang. So wechseln sich kleinere, umfriedete Aufenthaltsräume mit weitläufigen Parkwiesen ab, die sich flach nach Süden der Sonne zuneigen. Durch Bodenmodellierungen gelang es auch, die Füße der Autobahnbrücke (in Bonn Südbrücke genannt) und die Kläranlage geschickt in das Gelände einzubinden. Großzügige Rahmenpflanzungen oder, näher zur Stadt, große Alleen aus auentypischen Arten stützen die Raumbildung. Basis des Rheinauenparks ist, so die Brüder Hansjakob, der Volkspark Gronau, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstand – mit Biergarten und Stadthalle. Bastion, Biergarten und alte Linden geben es auch heute noch und sind beliebte Freizeitziele.

Die ausgedehnte Parklandschaft am Rhein wird durch 45 Kilometer Fuß- und Radwege erschlossen. Allein die Rheinuferpromenade ist sechs Kilometer lang. Als Freizeitgelände sehr beliebt, wird sie regelmäßig für Großveranstaltungen wie Open-Air-Konzerte, Feste und Märkte genutzt. Der 15 Hektar große Rheinauensee ist ein beliebter Anziehungspunkt, eben so wie zahlreiche Themengärten, beispielsweise ein Japanischer Garten, ein Blinden- oder ein Rosengarten.

Und dennoch: Immer wieder schweifen die Erinnerungen an frühere Zeiten zurück, wo einst der Weizen reifte, ein breiter Sandweg die Politik mit Plittersdorf, der einst amerikanischen Siedlung, verband und Liebespärchen wandelten, da hat sich das Gesicht mit diesem Park gewandelt und eine neue Vision geschaffen. Und die ist einfach schön!

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