Vier Meter, vier Türen, vier Sitze, vier angetriebene Räder und Nummer vier in der Mini-Modellpalette: der Mini Countryman

Abhilfe soll die Nummer vier im stetig wachsenden Modellbaukasten von Mini bringen, der Countryman. Diesen Namen trug bereits eine Kombiversion des Ur-Mini in den 60er-Jahren. Jetzt steht er für eine Mischung aus Kompaktwagen und SUV. Der Countryman soll zum einen erobern, was das Zeug hält, zum anderen aber hauptsächlich Mini-Fahrer bei Laune halten, damit diese nach ihren spaßigen Singlejahren als verantwortlicher Papa nicht zu anderen Marken abwandern. „Und wohlmöglich einen Golf kaufen“, ergänzt Minis Chef-Designer Gert Hildebrand. Viele der charakteristischen Linien, die einen Mini ausmachen, hat der Countryman behalten. Verloren gingen allerdings seine runden Kulleraugen und damit das klassische Kindchen-Schema-Gesicht, wie es der normale Mini hat. Besonders Frauen fahren darauf ab. Die Cooper-S-Version erhielt sogar eine bewusst aggressive Front.

Erheblich gewonnen hat der 4,11 Meter lange Countryman – immerhin größter Mini aller Zeiten – an Praktikabilität. Designer Gert Hildebrand verspricht sogar die „Innenmaße eines Golf“. Mountainbike, Surfbrett, Snowboard oder Fallschirm, eben jene typischen Utensilien, die die Marketing-Strategen gerne dem „lebensaktiven Mini-Fahrer“ ins Auto packen, passen fortan in den Countryman. 1170 Liter Gepäckvolumen gibt das Werk als Maximalwert bei umgelegten Rücksitzlehnen sein, 350 Liter (so viel wie beim Golf) bei voller Bestuhlung.

Der Einstieg in den Fond ist äußerst bequem, ebenso die Sitzposition. Man ist überrascht von der Beinfreiheit, besonders dann, wenn sich die Rücksitze in hinterster Stellung befinden. Sie lassen sich um 13 Zentimeter verschieben, die Lehnen zudem in der Neigung verstellen. Einmalig ist die sogenannte Center-Rail. Sie dürfte bei der Mini-Gemeinde ziemlich cool ankommen. In Foren wird zumindest eifrig diskutiert, was sich alles noch außer Cupholder, Brillenbox oder iPhone auf dieser zentralen Schiene aufdocken und verschieben lässt. Kleiner Tipp: ein Halter für eine 1-Liter-Flasche. Die passte schon im normalen Mini nirgends hin.

Mit dem Mini Countryman – Händlereinführung ist der 18. September – ziehen auch gründlich überarbeitete Motoren (alle mit Rekuperation und Start-Stopp-Automatik) unter die Haube. Als sparsamster Vertreter gilt der 112 PS starke Diesel, der laut EU-Norm nur 4,4 Liter verbrauchen soll. Deutlich heraus sticht der Cooper S mit jetzt 184 PS, der für eine erste Probefahrt zur Verfügung stand. „Der Turbovierzylinder ist der weltweit effizienteste Motor seiner Hubraumklasse“, beteuert Vorstandsmitglied Draeger. „Trotz der hohen Leistung beträgt der Verbrauch lediglich 6,1 Liter je 100 Kilometer.“ Klar, dass mit so viel Power der Countryman ungemein flott unterwegs ist und dass man bei Stadt- und Landfahrten ständig Gefahr läuft, sein Punktekonto in Flensburg aufzufüllen. Dennoch, die Spritzigkeit eines Mini Cooper S besitzt der Familientransporter nicht, seine rund 200 Kilo Mehrgewicht sind deutlich zu spüren.

Wie schon bei den drei anderen Mini-Versionen, so lässt sich BMW auch beim Countryman einen stolzen Lifestyle-Aufschlag bezahlen. Der Einstieg (98-PS-Benziner) beginnt theoretisch bei 20 200 Euro, der gefahrene Cooper S mit dem Allradantrieb All4 bei 27 900 Euro. Dass es dabei nie bleibt, ist kalkuliertes Geschäft. Bei keinem anderen Kleinwagen zeigen sich die Kunden, was die Ausstattungsextras angehen, so spendabel wie beim Mini.

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