Und wieder steht die Null – Direktberichterstattung von der DEL-Begegnung am Sonntagnachmittag zwischen den Berliner Eisbären und dem ERC Ingolstadt

Eisbären-Cheftrainer Uwe Krupp. © 2016 Foto: Stefan Wenske

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Gerade einmal eine halbe Minute ist gespielt, da zappelt der Puck das erste Mal an diesem Sonntagnachmittag im Netz. 1:0 führen die Berliner Eisbären. Nach perfektem Zuspiel von Florian Busch auf Darin Olver, der den Querpass seines Sturmpartners direkt aufs Tor schießt, kann Timo Pielmeier im Gehäuse der Gäste noch abwehren doch der Nachschuss aus kurzer Distanz von Eisbären-Verteidiger Bruno Gervais sitzt. Zu Gast sind der ERC Ingolstadt und mit ihm ein paar Hundert Fans aus der Universitäts- und Illuminatenstadt an der Donau. Was für ein Einstand!

Brillianter Beginn. Gute Stimmung. Dazu tragen trotz des frühen Rückstands viele Fans aus Ingolstadt bei, die mit einem Sonderzug nach Berlin gefahren sind. Einer von ihnen schwenkt eine wirklich große Fahne. Aus Sicht der unteren Presseplätze im Oberring dringen die Fan-Gesänge von links oben und rechts unten deutlich ans Ohr des unabhängigen Berichterstatters. Alle Achtung: Der ganze Block 412 wippt (10.). Wunderbar.

Die Gäste, weißes Hemd, dunkelblaue Hose, geben sich Mühe, doch im Drittel der Hausherren können sie sich bisher nicht festsetzen (11.). Setzen muss sich dafür Daniel Fischbuch, der kürzlich dem „Fanzine des EHC Eisbären“ namens „Eis-Dynamo“ ein ausführliches Interview gab, und zwar auf die Strafbank. „Zwei Strafminuten wegen unkorrekten Anspiels“, sagt der Hallensprecher an und viele Eisbären-Fans pfeifen.

Auch das Überzahlspiel gestalten die Gäste wenig druckvoll. Sie kommen einfach nicht in die Ausgangspositionen für ein aussichtsreiches Powerplay (13.) „Eisbären komplett“, heißt es wenig später und schon greifen die Berliner wieder an.

David Elsner vom ERC Ingolstadt erhält fünf Strafminuten plus Spieldisziplinarstrafe wegen Checks gegen den Kopf und Nackenbereich. Hart, aber vertretbar. Elsner erwischte Maximilian Adam, der sich kurz behandeln lassen muss. Dennoch agieren im Gegensatz zu den Gästen die Berliner bissiger und vor des Gegners Gehäuse, das Timo Pielmeier im Grunde gewohnt großartig hütet. Das, was die Eisbäre gerade spielen, ist kraftvolles Powerplay und die Frage stellt sich unter stehenden Ovationen Tausender in der hohen Halle unweit der Spree, wann das 2:0 fällt (16.).

Schwupps, der Puck zappelt im Netz (17.). Nach Vorarbeit von Nick Petersen und Darin Olver trifft Jamie MacQueen ins Tor. Die Berliner spielen noch eineinhalb Minuten in Überzahl und wollen, so sieht`s aus, nachlegen. Ein Schuss von Julian Talbot wird geblockt. Der nächste Schuss geht an den Pfosten (19.).

Die letzte Aktion gehört den Oberbayern beziehungsweise Petri Vehanen im Berliner Tor.

Nach der ersten Drittelpause geben die Gäste deutlich mehr Gas und drängen auf den Anschlusstreffer (25.).

Zwei Minuten Bankstrafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis (27.). Florian Busch sitzt die Strafe ab. Ingolstadt in Überzahl – jedenfalls offiziell. Auf dem Eis sieht das nach nichts aus. Im Gegenteil: die Eisbären greifen an (28). Das Publikum feuert den Rekordmeister mit Dynamo-Rufen an und dann sind die Eisbären komplett (29.).

Busch bedient hinter dem Tor stehend Gervais. Der drischt drauf. Pielmeier hält (29.). Ein schneller Vorstoß der Gäste, doch das Zuspiel ist zu ungenau und Vehanen muss nicht eingreifen (29.).

Obwohl das Spiel eher vor sich hinplätschert stehen wieder Tausende auf ihren Beinen und spenden der Begegnung oder vielmehr den Berlinern Beifall (37.).

Strafzeit für Micki DuPont wegen Beinstellens (27.). „Scheiß egal“, skandieren die Stehplatzkurven-Fans und dürften damit richtig liegen. So ist es. Ingolstadt zeigt bis dato eine schwache Leistung an diesem Sonntagnachmittag und schlägt auch noch zu (40.).

Brandon Buck bekommt zwei Strafminuten wegen Behinderung (40.). Für das Handgemenge geben die Schiedsrichter dieser DEL-Partie, Marcus Brill und Stephan Bauer, keine Wertung. Brill und Bauer scheinen großzügig und gut drauf zu sein.

Das dritte Drittel beginnt Ingolstadt in Unterzahl und übersteht die restliche Strafzeit für Buck unbeschadet (42.). Fischbuch muss wieder auf die Strafbank, wegen Kniechecks, während Buck in der Kabine verschwindet (43.).

Strafzeit für Fabio Wagner wegen Beinstellens (47.). Pielmeier hält prächtig. Bevor Wagners Strafzeit abgelaufen ist, muss sich Buck wegen Stockschlags zu seinem Mannschaftskameraden gesellen (50.).

Gervais mit einem vielversprechenden Versuch, dann laufen die Berliner erneut an, doch Ingolstadt kontert. André Rankel verliert den Puck, weil Patrick Köppchen nachsetzt und losspurtet, doch der Verteidiger scheitert mit seinem Versuch aus kurzer zentraler Distanz an Vehanen (51.).

Auf der anderen Seite scheitert Barry Tallackson an Pielmeier (52.). Wieder nutzen die Berliner ihre Powerplay-Möglichkeiten nicht. Trotz dieser Unzulänglichkeiten feiern laut Hallensprecher 12.824 Zuschauer und die ersten Besucher stimmen „Weihnachtslieder“ an (52.).

Buck sitzt eine zehnminütige Disziplinarstrafe ab. Für ihn ist das aus Sicht der Gäste verfahrene Punktspiel vorbei.

Vehanen liegt am Boden. Sein Helm liegt neben ihm. Hinter dem Tor fliegen derweil die Fäuste. John Laliberte bekommt zwei Strafminuten wegen unkorrekten Körperangriffs (55.). „Scheiß Verlierer“, rufen Stehplatzkurven-Fans.

Fünf gegen vier. Die Berliner setzen sich im Angriffsdrittel fest, dann fällt ein Schuss und der gute Pielmeier, er hält (56.).
Vehanen klärt einen Konter (56.) und noch einen (57.). Keine Frage: Beide Torsteher sind stark.

Die Gäste aus Ingolstadt nehmen eine Auszeit (57.). Dann holen sie Pielmeier auf die Bank. Pech. Der Puck landet im leeren Tor (58.). Der Torschütze: Darin Olver. Olver ist wieder einmal nicht nur Paß- und Vorlagengeber, er ist auch Torschütze. Toll.

„Super Eisbären ole“, singen die Berliner Fans, stehen und klatschen. Dieses Doppel-Heimspielwochenende geht gut aus. Und wieder steht die Null. Zweiter Shutout in Folge. Und wieder wird Vehanen von den Fans laut ausgerufen. Der Berliner Torhüter bekommt erneut eine Extra-Portion Beifall.

Den oder besser Fleißbienchen sollten hier und heute alle Berliner Verteidiger bekommen. Vor allem auch Gervais, der ein Dutzend Mal aufs gegnerisch Tor schoss und einen Treffer erzielte.

An diesem Wochenende sieht auch Eisbären-Cheftrainer Uwe Krupp zufriedener aus als zuvor. In kleine Schritten scheint es für die Eisbären aus Berlin wieder dorthin zu gehen, wo sie sich sehen: unter die besten sechs Mannschaften, obwohl nach oben, zu München, Mannheim und Köln sowie Nürnberg, noch Luft ist.

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