Trauer um den Initiator des Opfergedenktages am 27. Januar, Roman Herzog

Roman Herzog (von 1934 bis 2017), deutscher Jurist und Politiker, Bundespräsident von 1994 bis 1999, im Jahr 2006. Quelle: Wikimedia/ Zeitblom, gemeinfrei

Berlin, Deutschland (Jüdische Welt). Altbundespräsident Roman Herzog ist tot. Der Berliner Ehrenbürger starb am 10. Januar 2017 im Alter von 82 Jahren. Für den Berliner Parlamentspräsidenten Ralf Wieland war Roman Herzog „ein Mann der ehrlichen Worte, die mit einer scharfen Klugheit vorgetragen wurden, ohne dabei zu verletzen“.

Ralf Wieland: „Das Berliner Abgeordnetenhaus trauert um Roman Herzog. Unvergessen wird seine Rede im Berliner Hotel Adlon bleiben, in der er als Bundespräsident forderte, dass durch Deutschland ein Ruck gehen müsse. Er legte mit dieser Rede 1997 eine schonungslose Analyse Deutschlands vor, bescheinigte dem Land einen Krisenmodus, weil es an wirtschaftlicher Dynamik fehle. Als Folge sah er es als gegeben an, dass die Gesellschaft erstarrt sei und in eine ‚mentale Depression‘ verfallen sei. Man wird diese Rede als den Impuls für spätere Reformprozesse einordnen müssen. Insofern bewies Roman Herzog als Bundespräsident, dass Reden große politische Entscheidungen anstoßen können.

Großes Gespür für die angemessene historische Verortung des wiedervereinigten Deutschlands zeigte Roman Herzog, als er 1996 den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus proklamierte, den wir seitdem am 27. Januar begehen – dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Berlin verliert mit Roman Herzog einen Freund. Denn für ihn stand fest: ‚In Berlin wird Zukunft gestaltet‘. Die heutige Todesnachricht erfüllt uns mit tiefer Trauer.“

Ob die Ruckrede oder die Einführung des Holocaustgedenktages sein wichtigerer Beitrag war, wird die Geschichtsschreibung zeigen.

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