Tolle Metropole auf acht Hügeln – Serie: Den Süden Sardiniens im Herbst erlebt (Teil 3/3)

Die von wehrhaften Mauern umgebene Altstadt (Castello) von Cagliari mit dem Dom als Wahrzeichen.

Vorher ist freilich im bergigen Hinterland noch eine schöne Entdeckung zu machen. Es ist der immerhin 16 Kilometer lange Flumendosa-See, der sich wie ein wunderschöner Fjord durch die Landschaft schlängelt, eingerahmt von bis zu 700 Meter hohen Bergzügen. Prima, dass unser Busfahrer mal kurz anhält, damit wir den Blick auf das traumhafte Tal mit der Kamera festhalten können. Gracie, Vincenzo!

Dieser im Tal des Flusses Flumendosa südlich vom Städtchen Villanova Tulo seit 1958 aufgestaute See dient zuvörderst als Schutz vor Überschwemmungen und zur Wasserversorgung, ist aber auch von touristischem Reiz. Rundherum läßt sich’s gut wandern und Rad fahren; auch die bereits erwähnte Nostalgie-Bahn „Trenino Verde“ kommt dicht an den See heran. Ganz in der Nähe liegt der bekannte Ort Orroli mit der Nuraghen-Siedlung „Arrubiu“. Und schließlich verkehren auf dem „Lago del Flumendosa“ auch Ausflugsschiffe.

Mit einem dieser schmucken Raddampfer im Missisipi-Stil sind wir heute ein Stück unterwegs. Idylle pur: In Ufernähe grasen Rinder, oben an den felsigen Berghängen leuchten schöne Basaltsäulen. Am azurblauen Himmel schweben Adler. Als wir wieder anlegen, erwartet uns oberhalb der Bucht das Hotelrestaurant „Istellas“ zu einem typisch sardischen Mittagsmahl. Ein weiterer schiffbarer Stausee ist der südlich vom Flumendosa gelegene „Lago Mulargia“ – gleichfalls eine touristischer Magnet in dieser Region.

Am Nachmittag sind wir endlich in der Metropole der Sarden angelangt, die rund 250.000, mit Ballungsraum sogar über 400.000 Einwohner zählt. Wie ist der erste Eindruck? Noch heute stimmt wohl einigermaßen, was der Franzose Dominique Fernandez in seiner „Süditalienischen Reise“ (Insel Taschenbuch, 1988) schrieb: „Cagliari”¦Die einzige richtige Stadt in Sardinien, mit abgegrenzten Vierteln, einer großen Promenade am Ufer, die auf einer Seite von Arkaden, auf der anderen Seite vom Hafen begrenzt wird, mit engen, steilen Straßen im Inneren und einer von Bastionen eingeschlossenen Oberstadt. Das Ganze ähnelt im Kleinen Neapel, nur weniger Lärm, Gewimmel, Schmutz. Für eine südliche Stadt ist Cagliari außergewöhnlich gepflegt.“ Das ist doch schon mal was.

Die schon aus der Antike bekannte Hafen- und Handelsstadt Cagliari zeigt sich auch uns als freundlich und angenehm. Ins Auge fallen neben Palmen sehr viele Gummibäume. Wir kommen durch die verkehrsreiche „Via Roma“ in die City. Links das eindrucksvolle weiße Rathaus (Palazzo Civico), schattenspendende Arkaden und imposante Hotelbauten. Zur Rechten der stattliche Hafen, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff liegt. Unser Ziel: die Cagliari überragende, von Festungsmauern umgürtete mittelalterliche Altstadt, Castello genannt. Am Fuße des historischen Burghügels liegen malerisch verwinkelte Viertel, zu deren Anziehungspunkten die Barockkirche San Michele und die lebhafte Piazza Yenne gehören.

Den Rundgang auf dem Castello-Hügel selbst beginnen wir am alten Stadttor Porte Christina. Daneben der mächtige Turm „San Pancrazio“ (an anderer Stelle als weiterer schöner Turm „Torre dell’ Elefante“ von 1307). Hier oben breitet sich auch das besuchenswerte Museumsviertel „Citadella dei Musei“ mit vier wertvollen Sammlungen aus. Wer sich für die jahrtausendealte, wechselvolle Geschichte Sardiniens interessiert und dem Mythos dieser zweitgrößten Mittelmeerinsel ein wenig auf die Spur kommen möchte, sollte auf jeden Fall das Archäologische Nationalmuseum aufsuchen. Dort kann man auch die legendären kleinen, verblüffend detailgetreuen Bronzefiguren (bronzetti) bestaunen, die in den nuraghischen Kultstätten gefunden wurden. Ebenfalls anziehend: die Pinakothek mit Malerei aus verschiedenen Epochen.

Wir gehen über die lang gestreckte Piazza Palazzo, vorbei an prächtigen Palästen und besichtigen den Dom von Cagliari – die Kathedrale „Santa Maria“, deren 1933 erneuerte Fassade auf Pisaner Romanik getrimmt ist. Das Innere freilich strahlt barocken Glanz aus; besonders schön die aus dem Pisaer Dom stammende Guglielmo-Kanzel aus dem 12. Jh. Im übrigen überragt der markante Kuppelturm der Kathedrale alle anderen Gebäude und ist somit zum weithin sichtbaren Wahrzeichen von Cagliari geworden.

Dass Cagliari auf acht Hügeln erbaut wurde, können wir ein bisschen erkennen, als wir von der Aussichtsplattform an der Piazetta Mercede Mundula auf die umliegenden urbanen Erhebungen schauen. Schließlich steigen wir ein wenig hinunter zur Bastione Saint Remy, wo sich nochmals ein herrlicher Panoramablick über die Stadt, den Hafen und den Golf von Cagliari bietet. Die stets belebte Terrazza davor ist ein beliebter Treffpunkt für jung und alt.

Genau hier sind wir, die Gruppe deutscher Reisejournalisten und – veranstalter, auch mit Ing. Antonio Giua Marassi, dem Chef des gastgebenden Consultingunternehmens CO.INVE.SA, zu einem Kaffee verabredet. Quasi zum Abschluß unserer herbstlichen Informationstour, die er in enger Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Handelskammer in Mailand (AHK) organisiert hat, faßt Ing. Marassi seine touristischen Überlegungen aus Sicht der Provinz Cagliari sinngemäß so zusammen: „Rund 90 Prozent der Gäste Sardiniens kommen zwischen Mai und Oktober vor allem zum Badeurlaub an die Küsten. Doch auch das Landesinnere mit seinen reizvollen Hochebenen und Gebirgsformationen, seinen vielfältigen Kultur- und Geschichtsdenkmälern, urigen Dörfern und eindrucksvollen Städten sowie günstigen sportlichen Möglichkeiten, wie Wandern, Mountainbiken, Reiten und Golfen, ist überaus besuchenswert. Und dazu bieten sich gerade auch Herbst und Frühjahr mit ihren angenehmen Temperaturen und sogar der hier milde Winter an.“

Anders gesagt: Die Touristiker Sardiniens arbeiten daran, die Reisesaison zu verlängern und so die Ferieninsel allmählich als Ganzjahresziel, nicht zuletzt für weitere Publikumsgruppen wie z. B. Senioren, attraktiv zu machen.

Infos:

Deutsch-Italienische Handelskammer (AHK) / DEinternational Italia Srl, I-20124 Mailand, Via Gustavo Fara, 26; Tel. 0039 02 398009-06; Fax 0039 02 39800-195 ; Email: scholz@www.deinternational.it; www.ahk-italien.it; www.deinternational.it

CO.INVE.SA – Consulting Investment Sardinia, Ing. Antonio Giua Marassi, Presidente, I-09126 Cagliari, Via Malpighi,4; Tel. 0039 070 3000-62; Fax 0039 070 3481473; Email: info@coinvesa.it; www.coinvesa.it

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