Schnell, aber für den Weltrekord nicht schnell genug – Der Kenianer Mutai siegt beim 39. Berlin-Marathon mit einer Jahres-Weltbestzeit

Bei besten äußeren Bedingungen und einer fantastischen Kulisse – der Veranstalter sprach von einer Million Zuschauer und insgesamt mehr als 60 000 Aktiven –  scheiterte jedoch der Angriff auf den Weltrekord. Den hatte hier im Vorjahr der Kenianer Patrick Makau mit 2:03:38 markiert.

Ein Weltrekord bleibt halt ein Weltrekord. Eine Ausnahmeleistung von Ausnahmeathleten bei optimalen Rahmenbedingungen. Und ist nicht automatisch und folgerichtig das Ergebnis einer Inszenierung im hochprofessionellen Sport-Entertainment, mag die Inszenierung noch so aufwändig sein…

Als Rekordkandidat Nummer eins war Mutai diesmal vom Veranstalter verpflichtet worden: 30, Zweiter von Berlin hinter Makau, offizielle Bestzeit 2:05:06, inoffiziell auf nicht rekordwürdigem Kurs (Boston) 2:03:02 und nicht geschlaucht durch das olympische Rennen im August!

Obwohl Renndirektor Mark Milde wie gewünscht drei von insgesamt vier Tempomachern aus der Trainingsgruppe des Mannes aus dem kenianischen Läufer-Eldorado namens Eldoret angeheuert hatte, funktionierte der Weltrekord-Angriff nicht. Weil der Tross um den Star – derzeit Führender in der zweijährigen Marathonserie MMM – bei Streckenhälfte rund 30 Sekunden hinter der angestrebten Marke zurück lag. Da konnte nur noch die Strategie der schnelleren zweiten Hälfte das Vorhaben retten. Also gaben Mutai und sein Wegbegleiter bis ins Ziel, Trainingskollege und Marathondebütant Kimetto (2. in 2:04:16!), nach Kilometer 35 Gas, wie noch nie bei einer Topzeit registriert. Zwei 1-km-Abschnittte spulte das Duo in 2:43 bzw. 2:46 Minuten ab. Waren dann vorübergehend auf Rekordkurs. Mussten aber letztlich der höllischen Tempoverschärfung Tribut zollen. Waren aber dennoch im Ziel keineswegs enttäuscht. Denn es gab 40 000 Euro bzw. 20 000 Prämie für die Beiden. Sowie – neben dem Antrittsgeld selbstredend – eine Zeitbonusprämie von 30 000 Euro für ein Resultat unter 2:04:30!

"Ich hatte am Ende paar Probleme mit den Beinen", erklärte Mutai nach Passieren der Ziellinie am Brandenburger Tor. "Aber natürlich bin ich mit dem Sieg und meiner Zeit sehr glücklich."

Es spricht für den derzeit wohl weltbesten 42-km-Mann, der allerdings noch nie eine WM- oder Olympiamedaille gewonnen hat und über eine enorme Grundschnelligkeit verfügt (1000 m in 2:35), dass er auf der letzten Pressekonferenz am Freitag keine vollmundigen PR-Versprechungen gemacht hat. Eine Rekordprognose mit dem Hintergrund des Superrennens von Boston?- Nein, weder 30 noch 80 % sei die Rekordchance in Berlin. Weil man die Konstellation mit Boston nicht vergleichen könne. Die Strecke sei dort hügelig, abschüssig. Es gab Rückenwind, aber keine Tempomacher. Was er sagen könne, die Form sei gut: "Was mit dem Rekord wird, kann ih erst nach dem Rennen sagen. Klar ist, dass ich mein Bestes geben werde." Das hat für den Sieg gereicht, für den Rekord nicht.

Vorheriger ArtikelDurchgebissen – Im Nachbarschafts-Duell besiegte der 1. FC Union den Tabellenzweiten Energie Cottbus
Nächster ArtikelEin Tag mit F – Frühstück und Felix Meyer in Freiburg im „Waldsee“