Punkteteilung – Aufsteiger TSG 1899 Hoffenheim zufrieden – Duisburgs Coach Sven Kahlert sichtlich verärgert – Freier Tag der Zebras gestrichen

Kristin Demann (TSG) bedrängt von Elena Hauer (MSV) © Max Grün

Hörbares Poltern des MSV-Coach

Ganz anders verarbeitete Duisburgs Coach Sven Kahlert das glückliche 1:1 Remis seiner Zebras. Er strich den nächsten freien Tag seiner Spielerinnen. Grund: die Zebras spielten im ersten Durchgang desolat passiv. Dass sie nach der Pause es nicht schafften, trotz 40-minütiger Überzahl, einen Vorsprung nach Hause zu nehmen, dass brachte wohl das Nervenkostüm von Kahlert durcheinander. Sein hörbares Poltern in der Abschlusspressekonferenz kam nicht von ungefähr. Zwei Punkte mehr und sein Team wäre am Ende des Tages neuer Tabellenfünfter hinter dem Führungsquartett geworden. Die vom eigene Chef kritisierten Bundesligafrauen des MSV Duisburg sorgten trotzdem im fünften Pflichtspiel dafür, in Serie weiterhin ungeschlagen geblieben zu sein. Für eine schon fast totgesagte Mannschaft ein bisher unglaublich guter Neuanfang. Für die Ohren seines Kollegen Jürgen Ehrmann waren die lauten Töne des Kontrahenten wohl eher ein Jammern auf hohem Niveau,  beim Aufsteiger ist man nicht so verwöhnt wie beim Verein mit reicher Königsklassen-Erfahrung.

TSG hatte Spiel und Gegner im Griff

Ehrmanns TSG schaffte es, durch den minimalen Punktgewinn, den Abstand zum stetigen Rivalen aus dem Norden auf drei Punkte zu vergrößern. Denn der zweite Aufsteiger BV Cloppenburg verlor zeitgleich klar in Leverkusen und blieb Tabellenvorletzter. Die 1899er  begannen schwungvoll, attackierten die Gäste früh und weit in deren Hälfte. Mana Iwabuchi und Christine Schneider hielten die MSV-Defensive auf Trab, im Mittelfeld wurden die Zweikämpfe konsequent geführt – Hoffenheim war hellwach. Aus dem guten Pressing heraus resultierte in der achten Minute die erste Torchance. Martina Moser hatte freie Bahn, ihr Schuss aus 16 Metern strich nur knapp über die Latte. Die nächste gute Möglichkeit folgte nach einer knappen Viertelstunde. Eine Flanke von Katharina Kiel erreichte Sabine Stoller, die freistehend vor MSV-Torfrau Petersen mit einem Heber versuchte, die geschickt den Winkel verkürzende Petersen zu überlisten versuchte. Nur knapp verfehlte der Ball das Tor Hoffenheim hatte Spiel und Gegner im Griff und die Führung längst verdient.

MSV in der Offensive extrem blass

Der Druck der Gastgeberinnen wurde stärker, Iwabuchi kam frei zum Schuss, zielte aber  aus zehn Metern am Tor vorbei. Und weiter ging das Spiel auf ein Tor. Die sehr agile Sabine Stoller prüfte Petersen erneut (26.) mit einem Schrägschuss aus zehn Metern, halblinke Position – die dänische Nr.1 verhinderte mit einer Blitzreaktion den Rückstand. Defensiv hatte die TSG so gut wie nichts zu befürchten, denn Duisburg war in der Offensive extrem blass. Hoffenheim hatte dagegen in der 32. Minute mit der nächsten guten Chance, als die Japanerin Mana Iwabuchi völlig frei zum Kopfball kam. In der 35. Minute gelang der erste gut durchdachte  MSV-Angriff. Jennifer Oster lupfte den Ball an der rechten Strafraumgrenze über die 1899-Torfrau Kober hinweg, doch zwei TSG-Abwehrspielerinnen konnten auf der Torlinie den Einschlag verhindern. Kurz vor der Halbzeit gab es erneut zwei beste Möglichkeiten.

MSV-Führungstor und Gelb-Rote Karte

Wieder muss Stina Lykke Petersen ihr ganzes Können aufbieten, um erneut (43.) gegen die japanische Stürmerin Iwabuchi einen Rückstand zu verhindern. Die dänische Torhüterin hatte maßgeblichen Anteil daran, dass es zur Pause immer noch 0:0 Unentschieden stand. Die zweite Halbzeit begann aus Sicht der Kraichgauerinnen sehr unglücklich. Der MSV Duisburg ging in der 50. Minute durch Agata Tarczynska mit 1:0 in Führung. Sofia Nati gelingt ein perfekter Pass in die Zentrale, wo sich Agata Tarczynska wunderbar freigelaufen hatte und überlegt das runde Leder einschob. Das war effektiv: Mit dem zweiten durchdachten Angriff des Spiels gelang den Zebras die Führung. Allerdings war die Gästeelf nach einer Standpauke von Cheftrainer Sven Kahlert deutlich engagierter aus der Pause gekommen. Zwei Minuten später sah Hoffenheims Madita Giel die Gelb-Rote Karte nach einem angeblichen Handspiel. Ein Fehlurteil der Unparteiischen, den Giehl war aus zwei Metern (51.) angeschossen worden.

TSG-Joker Keilbach gleicht aus

Ein Nackenschlag, denn Madita Giehl verliess den Platz und in Unterzahl wurde es schwieriger für die Heimmannschaft. Die TSG steckte nicht auf. 1899er Coach Ehrmann stellte um, brachte Leonie Keilbach in der Sturmspitze, die Mannschaft suchte weiter den Weg nach vorne und wurde belohnt. Trotz dieser günstigen Konstellation mußten die Zebras den Ausgleich hinnehmen. Nach einem kollektiven Missverständnis in der Abwehr, als sich alle  (69.) auf den anderen verlassen hatte  und niemand den Ball klärte, kullerte die Kugel fast im Zeitlupentempo ins Tor. Der Joker Keilbach hatte zum verdienten 1:1 Ausgleich getroffen. Nach dem Ausgleich übernahm die TSG zu zehnt wieder das Spielgeschehen, überzeugte kämpferisch mit einer starken Leistung. Martina Moser bediente die inzwischen eingewechselte Kanadierin Tiffany Cameron per Kopf, der im letzten Moment der Ball vom Fuß gespitzelt wurde.

TSG-Schlussphase auf ein Tor

Die Schlussphase ging klar an die Heimmannschaft, das Publikum unterstützte das Team von den Rängen und die TSG hatte sogar noch die Chance auf den Siegtreffer. Ein  Schuss von Cameron ging aber am Tor vorbei.Das war die letzte erwähnenswerte Aktion in diesem Spiel, weil der MSV nicht konzentriert genug auftrat, um seine zahlenmäßige Überzahl in zählbare Erfolge umzumünzen. Fazit: kein gutes Spiel, Not traf Elend. Ein gerechtes Remis für beide Teams. Der MSV Duisburg schloss nach  Punkten auf den FF USV Jena auf. Die TSG 1899 Hoffenheim erwartet kommendes Wochenende wiederum zu hause das Team von Bayer 04 Leverkusen, dem neuen Tabellenfünften der Frauenbundesliga.

Trainerstimmen zum Spiel

Jürgen Ehrmann (TSG 1899 Hoffenheim)
„Unser Plan war gut. Das Problem war, dass wir unsere Torchancen in der ersten Halbzeit nicht genutzt haben. Die überflüssige Gelb-Rote Karte hat unseren Plan natürlich zerstört. Dann lagen wir in Rückstand und waren zu zehnt. Nach zehn Minuten hatten wir uns aber wieder sortiert. Hintenraus waren wir dem Tor wieder näher. Der eine Punkt ist vielleicht zu wenig, aber wir sind trotzdem froh. Gar kein Punkt wäre für die Mannschaft eine Katastrophe gewesen."

Sven Kahlert (MSV Duisburg)

„Ganz klar, wir haben glücklich einen Punkt gewonnen. Was meine Mannschaft heute geboten hat, hatte mit Fußball nicht viel zu tun. Wir haben viele Fehler gemacht und überraschenderweise fehlte es auch ein wenig an der Laufbereitschaft.“

So spielten sie im Dietmar-Hopp-Stadion in Sinsheim-Hoffenheim:

TSG 1899 Hoffenheim vs. MSV Duisburg 1:1 (0:0)

TSG 1899 Hoffenheim:
Kober Demann, Breitner, Giehl, Pankratz Christine Schneider, Betz (58. Keilbach) Stoller (72. Cameron), Moser, Kiel, Iwabuchi – Trainer Jürgen Ehrmann

MSV Duisburg:
Lykke Petersen –  da Silva Costa, Neboli, Pozerska, Weichelt Jacome Silva (63. Barbara Müller) Oster, Nati, Wahlen Sundov (77. Ramos Luis), Tarczynska – Trainer Sven Kahlert

Tore: 0:1 Tarczynska (50.), 1:1 Keilbach (70.)

Schiedsrichterin Christine Baitinger (Friesenheim)
Verwarnungen: Gelb: Jacome Silva (59.), Gelb-Rot: Giehl (51. Handspiel)

Zuschauer: 650

Pressemitteilung der TSG 1899 Hoffenheim

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