Power-Auswärtssieg gegen Aufsteiger Hoffenheim – Tabellenführer 1. FFC Frankfurt zeigt Abgezocktheit mit viel Selbstvertrauen – Comeback von Nationalspielerin Svenja Huth

Kerstin Garefrekes in Torlaune © Carlotta Erler

TSG Hoffenheim startete souverän auf Augenhöhe

Im vorletzten Heimspiel der Saison gab es für die TSG 1899 Hoffenheim keine Punkte. Gegen den 1. FFC Frankfurt musste sich die Mannschaft von Cheftrainer Jürgen Ehrmann mit 1:5 (0:3) geschlagen geben. Beide Trainer waren sich nach dem Spiel über einen verdienten Sieg der Gäste einig. Gegen den amtierenden DFB-Pokalsieger begann Hoffenheim mit der gleichen Startelf wie am vergangenen Spieltag in Cloppenburg. Die Offensive setzte den Gegner früh unter Druck – eine Taktik, die bereits gegen Wolfsburg gut funktioniert hatte. Nach knapp zehn Minuten hatte die Mannschaft von Cheftrainer Jürgen Ehrmann die Frankfurter Defensive schon fast überwunden. Nach feinem Doppelpass mit Christine Schneider kam Leonie Pankratz aus 16 Metern zum Abschluss, der Ball rutschte ihr aber über den Fuß. Schneider traf den Ball in der 15. Minute richtig gut und bei ihrem Schuss aus 25 Metern fehlten nur wenige Zentimeter. Auf der anderen Seite zog Melanie Behringer aus der gleichen Distanz ab, verfehlte das Tor aber deutlich. In der 22. Minute kam Kozue Ando nach einer Ecke von Dzsenifer Marozsán aus 16 Metern zum Schuss, doch TSG-Torfrau Alisa Vetterlein hielt den Ball fest.

Entscheidung: zwei Tore von Kerstin Garefrekes innerhalb in vier Minuten

„In der ersten Viertelstunde haben wir ein gutes Spiel gemacht, dann wurden die Gäste aber deutlich stärker“, sagte Ehrmann, dessen Gegenüber Colin Bell das ähnlich sah. Die Gäste versuchten insbesondere mit Flanken und Standards für Gefahr in und um den Hoffenheimer Strafraum zu sorgen. In der 24. Minute setzten sie sich auf der rechten Seite durch. Die Hereingabe in die Mitte fand keine Frankfurter Mitspielerin, aber dennoch den Weg ins Tor. Tamar Dongus fälschte den Ball unglücklich ins eigene Tor zum 0:1 ab. Das Tor gab den Frankfurterinnen Auftrieb, die Angriffe auf das Tor von Alisa Vetterlein, die der Mannschaft abermals einen guten Rückhalt bot, häuften sich. Nach einer Hereingabe aus dem Halbfeld kam Peggy Kuznik frei zum Kopfball – zu mittig (27.). Kozue Ando staubte nach einem Schuss von Kerstin Garefrekes ab – schon wieder Abseits (30.). In der 36. Minute war Vetterlein allerdings chancenlos, als Kerstin Garefrekes per Kopf auf 2:0 für den FFC erhöhte. Und die 34-Jährige hatte noch nicht genug: Nur zwei Minuten später köpfte Kerstin Garefrekes nach einem Freistoß von Melanie Behringer aus kurzer Distanz zum 3:0 ein. Ihr 17. Saisontreffer und damit Platz zwei in der Bundesliga-Torschützenliste.

Nach der Pause weitere Torflut: innerhalb von vier Minuten drei Tore

Zur zweiten Halbzeit stellte das Hoffenheimer Trainerteam um. Annika Eberhardt ersetzte die angeschlagene Mana Iwabuchi und Lena Weiss kam für Katharina Kiel. Im Spiel änderte sich kaum etwas. Hoffenheim kämpfte, aber die Frankfurterinnen agierten zu abgezockt.  Melanie Behringer schickte Ana-Maria Crnogorcevic steil, die sich dank ihrer Schnelligkeit im Zweikampf behauptete und zum 4:0 abschloss (57.). Dann setzte sich Bianca Schmidt rechts durch und legte von der Grundlinie für Dzsenifer Marozsán auf, die mit einem trockenen Flachschuss traf – 5:0 (59.).  Zwei Minuten später verkürzten die Gastgeberinnen mit einem schönen Distanzschuss von Martina Moser auf 1:5. Nach einer schönen Kombination über Lira Alushi und Kerstin Garefrekes schob die gerade eingewechselte Asuna Tanaka den Ball aus 16 Metern knapp am Tor vorbei (75.). Erwähnenswerte Einwechslung in der 79. Minute: Neun Monate nach ihrem Kreuzbandriss feierte Svenja Huth ihr Saisondebüt. Am Resultat änderte sich nichts indes nichts mehr.

Erster Verfolger von Frankfurt ist nun Wolfsburg, Hoffenheim ist weiter abstiegsgefährdet

Hoffenheim kämpfte, musste aber anerkennen, dass Frankfurt die bessere Mannschaft war. In der Schlussviertelstunde verwalteten die Gäste die Führung, hatten noch Chancen auf ein weiteres Tor, waren bei ihren Abschlüssen aber zu ungenau.  Für die TSG versuchte es Schneider nochmal mit einem Schuss aus der zweiten Reihe, dieser ging aber knapp am Tor vorbei. Theresa Betz` Freistoß fand ebenfalls nicht den Weg ins Tor. Es war eine deutliche Niederlage, die die TSG gegen den Rekordmeister und amtierenden DFB-Pokalsieger einstecken musste. Der zuvor punktgleiche Zweite 1. FFC Turbine Potsdam, der am nächsten Sonntag zum Top-Spiel ins Frankfurter Volksbank Stadion reist, kam gegen den BV Cloppenburg nicht über ein 2:2 hinaus. Erster Verfolger des zweifachen Triple-Gewinners ist nun der VfL Wolfsburg, der sein Heimspiel gegen Pokalfinalist SGS Essen mit 4:0 gewann.

Ausgangsposition vom 1. FFC Frankfurt um die Meisterschaft stark verbessert

Die Ausgangsposition vor dem spannenden Bundesliga-Finale an den nächsten beiden Wochenenden hat sich nicht wesentlich geändert: Der 1. FFC Frankfurt hatte und hat es in der eigenen Hand, auch sein zweites wichtiges Saisonziel, die Champions-League-Qualifikation, zu realisieren. Nun liegt der Fokus auf dem Klassiker gegen den 1. FFC Turbine Potsdam, der am nächsten Sonntag um 14.00 Uhr im Frankfurter Volksbank Stadion angepfiffen wird.

Stimmen zum Spiel:

Martina Moser (TSG 1899 Hoffenheim): Leider konnten wir Frankfurt nicht ärgern und ihnen ein Bein stellen. Sie waren zu stark für uns und die Niederlage geht in Ordnung. Ärgerlich sind für mich vor allem die ersten drei Gegentore, die alle vermeidbar waren. Phasenweise hatten wir aber gute Spielzüge. Leider reichen gegen so einen Gegner eben nicht nur Phasen, da muss alles stimmen und wir müssen in Topform sein, um zu punkten. Nichtsdestotrotz dürfen wir die Köpfe nicht hängen lassen. Wir haben immer noch alles in der eigenen Hand, um den Klassenerhalt zu schaffen. Ich glaube an uns und unsere Stärken. Über mein Tor habe ich mich gefreut, auch wenn es der Ehrentreffer war. Ich habe gesehen, dass ich nicht angegriffen werde und freie Schussbahn habe. Dann habe ich es einfach mal versucht – bei meinem Schuss hat alles gepasst.

Sabine Stoller (TSG 1899 Hoffenheim): Bis zum ersten Tor haben wir noch ganz gut dagegen gehalten. Danach waren wir dann aber geschockt und konnten uns bis zur Pause nicht mehr so richtig davon erholen. In der zweiten Halbzeit waren wir wieder besser im Spiel und haben auch nach vorne mal wieder Akzente gesetzt. An guten Tagen können wir vielleicht auch gegen Topklubs mitspielen wie zuletzt gegen Wolfsburg, aber gestern waren wir nicht ganz so gut im Spiel und den Zweikämpfen, sodass dieses Mal nichts zu holen war. Der spielerische und athletische Unterschied war gestern deutlich zu erkennen. Dennoch haben wir uns meiner Meinung nach besser verkauft als im Hinspiel.

Stimmen der Cheftrainer zum Spiel:

Jürgen Ehrmann (TSG 1899 Hoffenheim): „In den ersten 20 Minuten waren wir gut im Spiel. Dann mussten wir aber umstellen. Ich kann den Mädels keinen Vorwurf machen, wir haben gegen den aktuellen Tabellenführer gespielt. Frankfurt ist für mich die abgezockteste Mannschaft der Liga. Wenn wir mal den Ansatz einer Chance hatten, wurde dieser direkt unterbunden. Meine Mannschaft hat sich aber gewehrt und gibt nicht auf. Wir müssen keine Gründe suchen, warum wir gegen Frankfurt verloren haben. Unser neues Ziel muss nun sein, am kommenden Spieltag in München Punkte zu holen.“

Colin Bell (1. FFC Frankfurt): „Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben. Der Sieg war aber auch verdient. In den ersten 20 Minuten hat Hoffenheim gut gespielt, wir kamen nur schleppend in die Partie. Mit zunehmende r Spieldauer haben wir besseren Zugriff bekommen. Mit der Führung im Rücken lässt es sich natürlich auch besser und klarer spielen. Wir haben gezeigt, dass wir Tore machen wollen. In der zweiten Halbzeit haben wir sehr schöne Spielzüge gesehen und wir hätten durchaus noch mehr Tore erzielen können. Wir haben das Spiel komplett dominiert. Wir wussten, wir brauchen im Kampf um die Meisterschaft drei Punkte. Nach dem Pokalsieg letzte Woche bin ich sehr zufrieden.“

So spielten sie im Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim:

TSG 1899 Hoffenheim: Vetterlein – Pankratz, T. Dongus, Demann, Kiel (46. Weiss) – Betz, Breitner (72. Cameron), Iwabuchi (46. Eberhardt), Stoller – Moser, Schneider – Trainer Jürgen Ehrmann

1. FFC Frankfurt: Schumann – Schmidt, Kuznik, Bartusiak, Laudehr – Garefrekes, Behringer, Marozsán, Crnogorcevic (84. Peter) – Ando (72. Tanaka), Alushi (79. Huth).- Trainer Colin Bell

Tore: 0:1 T. Dongus (24./Eigentor), 0:2, 0:3 Garefrekes (36., 38.), 0:4 Crnogorcevic (57.), 0:5 Marozsán (59.), 1:5 Moser (62.)

Schiedsrichterin: Franziska Haider (Roth)
Gelbe Karte: Moser, T. Dongus, Demann

Zuschauer: 1.730

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