Nomen est Omen: Die Gärten der Könige

Schon der Titel macht eines deutlich, nämlich, dass die Zeit der Gärten und Parks in Ihrer Funktion als Pleasureground und Privatrefugium ihre Wurzeln in einer Zeit schlug, als Preußen gerade Königreich wurde und geworden war. Noch zur Zeit des großen Kurfürsten waren Gärten mehr oder weniger Reviere in denen gejagt wurde, französisch inspirierte Barockgärten, wie z.B. in Charlottenburg waren ausnahmen und als Teil der Architektur auch unabdingbar. Mit Liebe zur Natur hatten diese Anlagen und Boskette zunächst wenig zu tun. Erst mit Friedrich dem Großen und dem Bau von Sanssouci setzte ein wahrer preußischer Garten-Boom ein, der mit Erhalt der Kaiserwürde langsam verebbte, man hatte anderes zu tun, als durch heimische Gärten zu streifen und diese zu erweitern.

Nach den Wirren der Deutschen Geschichte ist es umso erstaunlicher, und dass macht den Reiz der Gesamtkomposition dieses Buchs aus, dass wir Bild für Bild dem alten Glanz der preußischen Gartenanlagen in Ihrer scheinbar unberührten und naiven Verschlafenheit ausgesetzt sind. Immer aus dem Blickwinkel des vorbeistreifenden Flaneurs, den Fokus eindeutig auf die Natur gesetzt, die ab und an mit ihren Parkarchitekturen verschmilzt, führen uns die Bilder von Hans Bach in eine arkadische Parallelwelt. Wir blicken durch zufällig wirkende, aber kunstvoll komponierte Sichtachsen und lassen uns auf die geistigen Mitbringsel der Grand Tour ein: ägyptische Pyramiden, griechische Tempel und Ruinenlandschaften sowie römische Landhäuser um nur einige zu nennen. All diese so gar nicht preußischen Bauten und Stile sind herrlich symbiotisch mit ihrer Umgebung verbunden und darin eingewachsen. Und gerade hier liegt der Reiz: die immer wieder neuen und ungewöhnlichen Schöpfungen zu entdecken, sich auf die begleitenden Texte von Marina Heilmeyer einzulassen und ein wenig zu träumen.

Marina Heilmeyer: Die Gärten der Könige – The Royal Gardens, Stimmungsbilder aus den preußischen Gärten in Potsdam, Berlin und der Mark Brandenburg, Mit Fotos von Hans Bach, Gebundenes Buch, Pappband, 192 Seiten, 24,0 x 28,0 cm, 130 farbige Abbildungen, € 29,95 [D] / € 30,80 [A] / CHF 49,90 (UVP), Februar 2010, Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-5013-4

Vorheriger ArtikelTränen beim Frisör – A PERM bei den Berlinale Shorts 2010
Nächster ArtikelAusreiseverbot für den iranischen Regisseur Jafar Panahi