Neue Spieler, neues Glück? – Zur Lage der Männerfußballer in der zweiten Bundesliga

Fans freuen sich auf die 2. Liga. © WELTEXPRESS; Foto: Hajo Obuchoff

In der 2. Liga sitzt die Knete nicht so locker wie zum Beispiel in der Autostadt. Lediglich 415 000 € flossen offiziell für Zugänge. Wobei hinter einigen Wechseln ein paar Fragezeichen stehen.

Gleichzeitig stießen die Teams 40 Angestellte ab. Dabei kamen interessanter Weise insgesamt 1,45 Millionen € in die Kassen. Mit einem Transfergewinn von 1,1 Millionen machte dabei der VfL Bochum den größten Reibach. Allerdings ist das kein Geld, das die Knappen günstig anlegen können. Bochum steht finanziell wie auch sportlich zurzeit nicht gerade dicke da. Zum Saisonende rechnet der Verein mit einem Verlust von sechs Millionen Euro. Einen großen Batzen davon hängt mit einem zäh verlaufenden Transfer von Stanislav Sestak in der vergangenen Saison zusammen. Der Slowake war an MKE Ankaragücü für 2,8 Millionen verkauft worden. Davon haben die Türken bislang lediglich 500 000 Euro beglichen. Deshalb kam der Verkauf von Andreas Johansson, Matthias Ostrzolek und Chong Tese gerade recht. Denn im Sommer wäre zum Beispiel Tese, der sowieso gehen wollte, ablösefrei gewesen. Und mit Nikoloz Gelashvili aus Georgien haben sie einen Mittelstürmer ablösefrei für drei Jahre gebunden, auf dessen Talent der VfL baut. Ob und wann allerdings das Geld aus der Türkei werden die Knappen nun über die Sportgerichtsbarkeit ausfechten müssen. Da kann man ihnen nur wünschen: Glück auf!

Voll zugeschlagen haben übrigens drei weitere Vereine, die sportlich bislang sehr bescheiden auftraten. Der KSC holte sich sechs und der FC Ingolstadt wie auch der FSV Frankfurt fünf neue Spieler. Beim FSV kamen alle ablösefrei. Was das den Karlsruhern gekostet hat, ist fraglich. Vorerst sind keine Ablösesummen bekannt geworden.  Auffällig: drei Neue messen über 1,90 Meter.

Beim Audi-Verein aus Ingolstadt ist Ralph Gunesch der prominenteste Zugang. Auch vom Innenverteidiger aus St. Pauli ist nichts von einer Ablöse bekannt. Immerhin besitzt der 28-jährige einen Marktwert von 600 000 Euro. Der andere neue Innenverteidiger, Marc Hornschuh, wurde für 90 000 Euro von Borussia Dortmund ausgeliehen. Mit Adam Nemec (Kaiserslautern) und Florian Heller (Mainz) kamen noch zwei Kicker aus der höchsten Klasse. Ingolstadt hofft auf eine Wiederholung der vergangenen Saison, als sie ebenfalls zur Halbzeit tief im Keller standen und sich dann noch am eigenen Zopf aus der Abstiegszone ziehen konnten.

Völlig andere Wege geht man in Cottbus. Dort haben sie mit einem Schlag  fett zugehauen und für 200 000 Lappen Uwe Möhrle aus Augsburg in den Spreewald gelockt. Der rustikale Balltreter agierte immerhin als Kapitän bei den bayrischen Schwaben. Allerdings erwiesen sich seine technischen Fähigkeiten für das Oberhaus wohl als zu begrenzt, so dass der Transfer seinem bisherigen Arbeitgeber gewiss gelegen kam. Rumänische Stürmer indes zeigten sich in Cottbus technisch meist auf der Höhe. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass mit Marius Bilasco wieder ein Mann aus diesem Balkanland anheuern durfte.  Den zwei Neuen stehen immerhin sieben Abgänge gegenüber. Das ist Rekord in dieser Zweitliga-Winterpause. Energies neuer Trainer Rudi Bommer schaffte also etwas mehr Überblick in seinem Kicker-Kader. Wahrscheinlich kennt er die gute alte Weisheit von dem neuen Besen, der so gut kehren soll. Gegen die Münchner Löwen hat das beim Rückrundenauftakt allerdings noch nicht so richtig funktioniert.

Die Löwen hingegen scheinen sich so langsam an die Spitze zu schleichen. Ungeachtet der Reibereien mit dem Investor aus Jordanien, läuft das Spiel scheinbar wie geschmiert. Der Sieg gegen Energie hätte durchaus noch höher ausfallen können. Dabei gehören die 1860-er zu den Vereinen mit den wenigsten Wechseln. Nur zwei Spieler wurden zugekauft.

Noch weniger Zugänge haben nur Alemannia Aachen, Greuther Fürth und Union mit je einem Spieler zu verzeichnen. Im Gegensatz zu Union, wo vorher kaum einer etwas von Tijani Belaid gehört haben dürfte, sind Gerald Asamoha (Fürth) und Albert Streit, den Aachen engagiert hat, Kaliber die erst einmal aufhorchen lassen. Trotzdem sei nicht vergessen, dass diese Schnäppchen in den vergangenen Jahren ziemlich an Glanz verloren haben. Beim Pokalspiel gegen Hoffenheim fiel Asamoha eher durch eine Gelbe Karte als durch besondere Leistungen auf – trotzdem besiegten die Franken Hopps Retorten-Team. Ob es jedoch reicht, den Gipfel erste Liga zu erklimmen? Das 0:3 in Dresden beim Rückrundenauftakt ließ das Trauma der „Unausteigbaren“ aufleben. Und an nun wartet im Erzgebirge eine tiefgefrorene Aue. Ob ausgerechnet dort der Fluch gebannt werden kann? Schaun mer ma…

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