Nach dem Brexit: Kerneuropa kann kommen oder Der nächste bitte!

Union Jack. Quelle: Pixabay, CC0 Public Domain

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Für viele Kritiker der Europäischen Union (EU) bringt Martin Sonneborn, der für die Partei namens Die Partei im EU-Parlament sitzt, die Sache auf den Punkt. Sonneborn soll laut Sputnik (23.06.2016) gesagt haben: „Wir wollen ja ein Kerneuropa mit ein paar Vasallenstaaten und die Engländer – wenn man auf die Karte schaut, die gehören eigentlich nicht zum Kontinent hier. Insofern müssen die natürlich raus.“

Dass unter Sonneborns „Vasallenstaaten“ auch noch PIGS-Staaten sind, darunter verstehen Analysten seit der Eurokrise 2010 die hochverschuldeten Euro-Staaten erst Portugal, Italien, Griechenland und Spanien, dann auch Irland, weswegen auch von PIIGS-Staaten die Rede ist, wobei einige auch noch ein G für Großbritannien zum PIIGGS anfügten, macht die Sache nicht besser. Ob Schweine oder großer Schluck, denn viele Kenner und Kritiker zählen auch das hochverschuldete Belgien dazu und nutzen daher das Akronym BIG SIP, oder „Fuck the EU“, denn wir beim Weltexpress zählen zum Kreis der Pleite-, Pech- und Pannen-Staaten das ebenfalls hochverschuldete Frankreich hinzu, fest steht für viele Millionen EU- und vor allem EUROpäer, dass das alles nicht mehr lange gut geht, weil es ihnen nicht mehr gut geht. So einfach ist das.

Das liegt in erster Linie daran, dass bei der Warenproduktion die Produzenten nicht einem gesellschaftlichen Gesamtplan folgen, nein, sie produzieren unabhängig voneinander und scheren sich beim Erreichen ihres eindimensionalen Zwecks und Ziels – das ist und bleibt die Kapitalrendite – einen Scheiß um Kollateralschäden.

Wenn die Brosamen vom Herrentisch weniger werden, sollte es nach all den Erfahrungen und Erkenntnissen allein des letzten Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung nicht mehr wundern, dass diejenigen, denen im Wettbewerb der Wirtschaftenden die Luft ausgeht, sich Luft verschaffen. Erst mit Worten, dann mit Taten.

Anders gesagt: das Aushungern der Belogenen und Betrogenen bleibt nicht straflos. Schlussendlich wählten vor allem die Engländer unter den Briten, weil sie die Wahl hatten, die Ausfahrt Brexit. Dass jetzt der Kopf von David Cameron gefordert wird, nur weil der die Unbotmäßigkeit besaß, das Volk zu fragen, das ist schon perfide.

Dass die Griechen noch nicht den Grexit wählten, das liegt vor allem daran, dass das Volk nicht gefragt wurde und bereits so am Arsch ist, dass denen nur noch Betteln bleibt. Festgekrallt am Rock der Reichen gelingt dies – gelinde gesagt – den Rückständigen am Rand der EU nachdrücklicher, als wären die Griechen ganz aus den Augen.

Doch wer nicht sehenden Blickes und bei Verstand Menschen und Menschengruppen gegen die Wand fahren will, der muss „alle arbeitsfähigen Menschen in die Lage versetzen, Äquivalente zu produzieren, besser: arbeitend teilzuhaben an einem universellen Produktionsprozess, mit welcher Teilhabe sie zugleich auch ihre Unterhaltsmittel erwerben“ (Horst Schulz).

Das gilt nicht für die EU, das gilt für die Welt.

Doch das Gegenteil wird geschehen. Weitere Verlierer innerhalb der EU werden mehr – die Verlierer außerhalb der EU werden zudem dafür sorgen, dass die gesamte Bevölkerung und vor allem die besitzlose Klasse in der EU weiter wächst -, und als Bürger ihrer EU-Staaten des Kapitals diese Richtung Ausfahrt aus der EU drängen, während die Beamten in Brüssel danach trachten, sowohl sämtliche Hinweisschilder auf Ausfahrten schnell zu entfernen als auch das Ausfahren zu erschweren. Mit Zuckerbrot und Peitsche werden Staatsdiener und solche, die es werden wollen, mit ihren Megaphonen der Medienkonzerne Durchhalteparolen ausgeben. Koste es, was es wolle.

Dabei die EU als Friedensprojekt für Europa zu deklarieren entpuppte sich mehrfach schon als hohle Phrase, denn ohne Moskau ist das unmöglich. Im Kern war die EU ein kapitalistisches Projekt, angestoßen von zwei durch den zweiten Weltkrieg am Boden liegenden Wirtschaftsmächten, um mit Kohle und Stahl ihre Fabriken wieder unter Dampf zu setzen und den Fortbestand zu sichern. Kein Wunder, dass die Montanindustrie vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in Frankreich, den Niederlande, Belgien, Luxemburg und Italien dafür sorgte, dass sich die Leute wie ein Phoenix aus ihrer selbstverschuldeten Asche erhoben und ihre Ländern wieder aufbauen konnten. Schnell folgte die Überproduktion in ihrer permanenten Penetranz. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

Zurück zu Sonneborn und seinen Worten. Er könnte Recht behalten und sich die EU auf diesen, ihren kapitalistischen Kern reduzieren. Wenn die Vasallen, die wie Vampire das Blut aus dem EU-Haupt saugen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt, nicht rausgehen, dann werden die Wirte diese Party verlassen. Mit London hat sich bereits einer verabschiedet. Weitere werden folgen.

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