Mussolinis Auferstehung – Marsch auf Rom geplant

Rom
Marsch auf und durch Rom?! Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ordnung, Sauberkeit, Disziplin und Strenge, das sind die Schlagworte, die in italienischen Großstädten eine Renaissance erleben. Italien erfährt gerade einen nie dagewesenen Rechtsruck und der Ruf nach dem Duce wird mehr und mehr salonfähig. Nach Gründen muss man nicht lange suchen. Die italienische Bevölkerung hat die Flüchtlinge satt. Übersatt! Merkel und Europa, das sind die neuen Feindbilder. Die Untätigkeit der Europapolitiker, mit umsetzbaren Lösungen einzugreifen, erzeugt mittlerweile Wut und Ablehnung. Junkers und Merkel sind zum „roten Tuch“ Italiens geworden.

Brüssel lässt Italien nach wie vor mit dem Problem alleine, auch wenn hi und da ein paar Hilfs-Tropfen auf die heißen Pflaster der Hafenmolen von Porto Empedocle, Siracusa oder Genua tropfen. Zwar kommen die arabischen Ankömmlinge nicht mehr in diesen Massen und werden auch von Hilfsorganisationen aus dem Mittelmeer „gerettet“ und an italienischen Stränden abgeladen, dennoch sind es immer noch zu viele. Italiens Bürger sind extrem genervt und müssen Merkels Politik mit dem schwammigen Umgang von „Obergrenzen“, „Richtwerten“ und „Familiennachzug“ ertragen, die als Botschaft nach wie vor ein motivierendes Signal nach Afrika senden. Sie empfinden Merkels Haltung als eine Bevormundung des eigenen Landes.

Es beißt die Maus keinen Faden ab, die Gestrandeten hinterlassen, kaum angekommen, Berge von Unrat, bringen extreme Kriminalität, liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei, und verbreiten Unsicherheit und Angst. Sie gelten als die Zerstörer des Tourismus und der Gastronomie. Vandalismus ist an der Tagesordnung. Zur aufkeimenden Wut gesellt sich das Unbehagen, weil viele der Gestrandeten in den angestammten Geschäften der Mafia konkurrieren, was zu brutalen Reaktionen der Cosa Nostra führt. In manchen Stadtgebieten von Palermo werden die „Eindringlinge“ entweder gejagt wie die Hasen und auf offener Straße liquidiert oder sie arbeiten für die „ehrenwerte Gesellschaft“. An Urlaubsstränden stehen ganze Bataillone von Händlern, die an Touristen ihren Schund verhökern. Die Hafengegend Genuas ist für Anwohner kaum noch zu ertragen, sie fühlen sich fremd und jeder Besucher dieser wundervollen Stadt würde nach einem Besuch behaupten, nicht auf europäischem Boden zu stehen.

In Rom okkupierten 800 Migranten in der Innenstadt an der Piazza Indipendenza einen Wohnblock. Die italienische Polizei teilte mit, dass die Flüchtlinge sich geweigert hätten, von der Stadt angebotene Unterkünfte zu nutzen. Die Räumung sei wegen Sicherheitsbedenken durchgeführt worden, weil Gaskocher und andere leicht entzündbare Gegenstände auf Straßen ein Risiko für die Anwohner darstellten. Bei der Räumung des Platzes hätten die Flüchtlinge Gaskanister geöffnet und die Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen beworfen. Auch Pfefferspray sei gegen die Polizei verwendet worden.

Wie ernst die Lage ist, hat die deutsche Politik noch gar nicht begriffen. Überall, auch auf dem Festland in Rom, Neapel, Florenz oder Venedig braut sich etwas zusammen. Dort wird ein „Geist“ gerufen, den man nur schwer wieder loswerden wird. Erinnerungsstücke an Italiens Ex-Diktator Benito Mussolini und die Verherrlichung der Faschistenzeit sorgen in Italien immer wieder für Ärger. Erst diese Woche erntete ein Bäcker in Süditalien Empörung: mit einer Hitler-Torte.

Im Juli sorgte ein in „Duce-Strand“ umgetaufter Flecken für internationale Schlagzeilen. Ein großes Schild mit Mussolinis Konterfei warnte die Besucher schon beim Eintritt: „Antidemokratische Regime-Zone. Wem’s nicht passt, der soll sich verpissen“. Damit aber nicht genug. Entlang des Pfads, der zum Meer führt, sind Holztafeln mit weiteren faschistischen Parolen aufgestellt: „Regeln: Ordnung, Sauberkeit, Disziplin, Strenge“; „Strandservice nur für Kunden, wer nicht pariert, der kriegt eine drauf.“ Die Bagatellisierung dieser „Re-Faschistisierung“ seitens der Bevölkerung allerdings ist weit beängstigender. Das zeigt der Fall von „Punta Canna“, einem Strandbad in Chioggia, nicht weit von Venedig.

Im Schatten der Sonnenschirme hörte man Duce Lobpreisungen. Der Betreiber Gianni Scarpa, ein bulliger 64-jähriger mit gelbem Stirnband und einer Sammlung von Duce-Devotionalien in seinem Büro, verteidigt seine Einstellung vor laufenden Kameras, obwohl in Italien die Verherrlichung des Faschismus strafbar ist. Doch er ist nur einer von Vielen, die nach einem starken Mann suchen. Nein, sie rufen nicht mehr nach Merkel, sie rufen auch nicht mehr nach Europa. Im Gegenteil.

Die Rechte wird immer mutiger. Allein in den ersten sieben Monaten des Jahres verübten sie neun Angriffe, sprich Anschläge gegen Migranten oder Stadtverwaltungen, die ihnen eine Unterkunft zugewiesen hatten. Die Wochenzeitung „L’Espresso“ veröffentlichte Ende Juli ein Dossier über „Nazitalia“. Ein Vorfall in Pistoia mit dem Priester Matteo Salvini steht mittlerweile als paradigmatisch für den Vormarsch der Rechten in Italien. „Die Kirche ist das erste Feldlazarett“, so predigte Don Massimo von der Empore und scheute sich nicht, die Flüchtlingspolitik der Regierungen Italien und Deutschland massiv zu kritisieren.

Die Stadt Pistoia war bis vor kurzem eine der letzten Hochburgen des Mitte-Links Lagers, daher auch der Spitzname „Pistoia la rossa“. Doch bei den letzten Gemeindewahlen vor zwei Monaten gewann, unterstützt von der rechten Partei Fratelli d’Italia, Lega Nord und Berlusconis Forza Italia der Kandidat Alessandro Tommasi, selbst einmal Mitglied der Rechten Partei Alleanza Nazionale. Da braut sich Düsteres zusammen und keiner sieht hin. Die rechtsextreme Partei Forza Nuova hat jedenfalls einen Marsch auf Rom angekündigt – wie vor 95 Jahren bei der Machtergreifung Mussolinis.

Anmerkungen:

Der Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde im „Scharfblick“ am 30. Oktober 2017 erstveröffentlicht.

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