Mozart für alle – So macht’s nur einer: Christoph Hagel

Bio mit rauchenden Colts

Das inzwischen zur Event-Location mutierte Bauwerk gibt die ideale Kulisse für die TV-Parodie um Herz, Schmerz und das große Geld, als die Hagel die altbekannte Seitensprungoper in Szene gesetzt hat: ein Showmaster (Alfred Biolek als seine eigne Karikatur) müht sich nicht lange erfolglos, eine Traumhochzeit a la Linda de Mol über die Bühne zu bringen, sondern verzieht sich in die Kantine. Producer Alfonso (David Arnsperger) der besser weiß, womit in der Mediengesellschaft Quote, Quote, Quote zu machen ist, übernimmt die Regie. Ihm zur Seite und durchaus gewachsen – seine Assistentin Despina (Anna Gütter). Beiden gelingt mühelos, Kevin (Kai-Ingo Rudolph) und Leon (Christian Oldenburg) mit dem Telegramm eines Herrn zu Guttenberg (das Publikum kicherte pflichtschuldig) nach Afghanistan zu schicken und mit zwei der berühmt/berüchtigten silbernen Koffer samt Millioneninhalt zu bewegen, als maskiert auftretende Zufallsbekanntschaften der Damen Doro (Dorothee Schlemm) und Mandy (Astrid Kessler) jeweils die Geliebte des anderen flach zulegen. Was nach einigem Hin und Her und Hin und mit Hilfe einiger Tools aus Beate Uhses – pardon, Despinas Schatzkistchen – auch gelingt. Alles natürlich hautnah begleitet und dokumentiert vom Kameramann (für seine perfekte Körperperformence mit Extrabeifall bedacht, der Tänzer Manu Lade). Da das nötige Geld vorhanden, wird auch hier am Ende alles gut: Doro und Mandy sind Manns genug, um sich gemeinsam an einem exotischen Strand zu aalen – im benachbarten Liegestuhl: Biolek. Ein bestproportionierter Bursche serviert ihnen farbenfreudige Coctails. Um dann Arm in Arm davon zu ziehen mit – Alfredissiomo. Sonderapplaus!

Ein begeistertes Publikum klatschte und trampelte ausdauernd. Hagel hat es wieder einmal geschafft! Hochkultur verbrüdert sich mit Clubszene. Wie gewohnt souverän unterstützt von den Berliner Symphonikern, führt er vor, dass Mozart auch nach dem Mozartjahr noch »in« ist. Die Spürnase hat wiederum junge, talentierte Sänger entdeckt und ihnen die Möglichkeit gegeben, zu zeigen, was in ihnen steckt, und auch einigen Filmemachern (Regie und Kamera: Marcel Rudigkeit) Projektionsflächen gegeben. Ein Extralob für die Kostümbildnerin Claudia Möbius. Wetten, das Hagel es auch wieder geschafft hat, einige Besucher für die Oper zu begeistern. Und vielleicht gehen die auch mal in ein »richtiges« Opernhaus.

»Cosi fan tutte« – Sex. Lügen & TV. Bis 2.12.09 täglich (außer montags) im E-Werk, Zimmerstraße 92-94. Karten 01805 – 23 27 00, mehr: www.cosi-im-ewerk.de

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