Mit Opel werben, aber nicht Opel liefern

Sie gaben den schwedischen Autobauern nicht einmal die Chance für eine Zukunft, indem sie die Übernahme durch die Firmen Pang Da und Youngman verhinderten, nur um die chinesischen Investoren nicht an die Saab-Technik heranzulassen. Eine elende Geschichte war das lange Sterben der Liebhabermarke Saab.
        
Eine elende Geschichte ist auch der Umgang von GM mit Opel. „Sparen, schließen, schnorren – so ruiniert man ein Traditionsunternehmen“, titelte der „Spiegel“ erst am 23. März dieses Jahres. Statt kreativer Ideen regiert bei der sogenannten Sanierung von Opel nur noch der Rotstift.

Mit dem Namen von Opel werben, aber nicht Opel liefern. Das ist die GM-Vorstellung einer Strategie angesichts der erneut roten Opel-Zahlen im ersten Quartal 2012. Dass die nicht nur der aktuellen Krise am europäischen Automarkt geschuldet sind, sondern auch der seit Jahrzehnten betriebenen Konzernpolitik im Umgang mit der Tochter – Schweigen.

„It’s good enough for you“ („es ist gut genug für dich“) ist die im angloamerikanischen Raum weit verbreitete Vorstellung, was die Verbraucher von Konsumgütern im Allgemeinen und von Autos im Besonderen erwarten dürfen. „It’s good enough for you“ ist – im Gegensatz etwa zu „Vorsprung durch Technik“ – eine Billig-Philosophie und eine schon seit gut zwei Jahrzehnten erkennbare Unternehmenspolitik, mit der der US-Autogigant vor gut drei Jahren fast in den Konkurs geschliddert wäre, wenn nicht US-Präsident Barack Obama ihn mit Steuermilliarden gerettet hätte. Da soll das Firmenmarketing die entwicklungstechnischen Nullstellen übertünchen, die qualitativen Defizite schönreden und die eintönige Modellstrategie bejubeln. Wer in Autos made in USA mal Platz genommen hat, weiß, wovon die Rede ist.

Dazu passte es, dass GM sich Ende 2004 die schon im Zombiestadium befindliche südkoreanische Automarke Daewoo einverleibte, auf deren Fahrzeuge das fette gelbe Chevrolet-Kreuz pappte und sie unter dem Namen der US-amerikanischen Traditionsmarke zu Kampfpreisen auf den Markt wirft. Mit viel Marketing-Wagenschmiere klappt das eingedenk der südkoreanischen Billiglöhne so leidlich, nur in Deutschland eben nicht.

Seitdem werden die Zeiten für die 150 Jahre alte Marke Opel zunehmend härter. Zwar dürfen die Opelaner noch so hübsche Modelle wie den Kompakt-SUV Mokka entwerfen und konstruieren. Aber gebaut wird er in Südkorea. Opel soll sich par Ordre du mufti aus Detroit sanieren, darf aber nicht in Wachstumsmärkte wie China, Südamerika und Südostasien liefern, um Chevrolet/Daewoo nicht Konkurrenz zu machen.

Unterdessen häufen sich die Hiobsbotschaften für die Opelaner: Erst vergangene Woche erfuhren sie, dass sie ihre Verwaltung samt Buchhaltung, Controlling, Kundenbetreuung, Personalverwaltung, Lagerhaltung und Rechtsabteilung mit Chevrolet teilen sollen, um Personal zu sparen. Und noch eine Nachricht aus Detroit dürfte für lange Gesichter sorgen: GM schreibt 600 Millionen Dollar auf den Wert der deutschen Tochter ab. Sanierung durch Fertigmachen. Da ist nach langem Schrecken ein Ende absehbar – wenn die Opelaner nicht aufstehen und die Politik ihnen beispringt.

kb

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