Mit einem Lächeln reisen – Ein Interview zu Tourismus-Trends in Kambodscha

„Wir haben das Lachen nicht verlernt!“ Davinn Chhim, kambodschanischer Reiseführer

Herr Chhim, was gibt es Neues in Kambodscha für die Urlaubs-Saison 2011?

Davinn Chhim: Erstmals wird es Reisen unter der Überschrift „home stay“ geben. Dahinter verbirgt sich die Idee, ein Urlaub direkt bei den Kambodschanern zu verbringen. Im Distrikt Baray, 120 Kilometer von Phnom Penh entfernt, können Touristen bei Einheimischen übernachten. Dabei zeigen die Dorfbewohner nicht nur, wie sie Stoffe weben, Boote bauen oder Ochsenkarren fahren. Auch die Besucher können aktiv werden und mithelfen, Dorfstraßen zu reparieren, Reis zu pflanzen, in der Schule Englisch zu unterrichten oder über Hygiene zu referieren.

Wie steht es mit dem Badetourismus?

Davinn Chhim: Seit einigen Jahren beginnen die Reiseveranstalter, auch unsere 400 Kilometer lange Küste am Golf von Siam zu entdecken. Wer keinen Badeurlaub mit Massen von Touristen will und dafür viel unverbrauchte Natur bevorzugt, ist hier richtig. Wir sind eine ruhige Alternative zu Thailand. Die Strände liegen nur 250 Kilometer von Phnom Penh entfernt. Auf der Insel Koh Rong 20 Kilometer westlich von Shihanoukville im Golf von Thailand gelegen, wird ein Luxusressort aufgebaut. Hier soll auch im Jahr 2011 ein Flughafen entstehen.

Warum sollten deutsche Urlauber nach Kambodscha kommen?

Davinn Chhim: Nirgendwo auf der Welt kann er die Schönheit von Angkor Wat mit seinen fünf Türmen und den weitläufigen Galerien mit unzähligen Relieffiguren sehen. Es ist sicherlich eine der schönsten Tempelanlagen, die jemals Menschen geschaffen haben. Außerdem lernt er unser Volk kennen, das nach dem Grauen des Krieges und dem Terror der Roten Khmer das Lachen nicht verlernt hat. Auch unsere Natur ist noch unberührter als in den Nachbarländern. Allerdings ist es bei uns noch ein bisschen teurer, weil wir noch viele Waren importieren müssen.

Wie entwickelte sich das Interesse für Urlaub in Kambodscha?

Davinn Chhim: Nach dem Sturz von Pol Pot durch die vietnamesische Armee begann der neue Start für den Tourismus erst mit dem Einsatz von UN-Truppen Anfang der 90er Jahre. Seit 1998 haben wir Frieden im Land und die Zahlen der Urlauber steigen. In diesem Jahr werden wir schon fast die Zahl von drei Millionen erreichen.

Was ist das wichtigste für Rucksack-Touristen, die nach Kambodscha kommen?

Davinn Chhim: Unbedingt Kenntnisse in englischer Sprache. Das wichtigste ist aber, keine Angst zu haben und lächeln zu können. Mit einem Lächeln reisen sie bequem durch unser Land.

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