Mit der Wucht eines Bumerangs – Shitstorm auf den Artikel „Veganer auf dem Berliner Alexanderplatz: auf dem Kriegspfad“

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1. Am Anfang ein Geständnis: Jeder 3. Leserbrief warf dem Autor vor, dass er blöd, zu dumm usw. sei, um wissen, dass es vegan und nicht veganisch heißt. Liebe Schreiber, inspiriert durch das Verhalten einiger – zugegeben weniger – Veganer an ihren Ständen, die mit keiner geringen Arroganz und Überheblichkeit Besuchern gegenübertraten, die das Wort veganisch benutzten, wurde dieses Wort bei vollem Bewusstsein gewählt. Es war Teil einer gewollten Provokation, die zu einer Diskussion über radikale Veganer führen sollte und tatsächlich auch führte.

2. Der Vorwurf mangelnder Recherche kann so nicht stehen bleiben, handelte es sich doch um einen Bericht über das Sommerfest, wie es der Autor erlebt hat. Der Artikel war das Ergebnis stundenlangen Zuhörens an den unterschiedlichsten Ständen. Bewusst wurde auf Nennung von Namen der Organisationen verzichtet, um eben nicht zu pauschalisieren, auch deshalb, da es meist einzelne Personen waren, die mit radikalen Argumenten diskutierten, die erschreckend waren. Keine Toleranz nicht nur gegenüber Menschen die Fleisch essen, sondern auch gegenüber Vegetariern. Davor sollten auch Vegetarier nicht ihre Augen verschließen.

3. Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Seite www.unverbissen-vegetarisch.de. Hier wird sachlich und mit der nötigen Toleranz diskutiert, ohne deren Ziele zu vergessen. Würden sich alle Veganer auf einer solchen Ebene der Auseinandersetzung stellen, wäre der so heftig kritisierte Artikel gar nicht erst entstanden. Leider ist dem nicht so, wie auf dem Sommerfest immer wieder zu hören war und was zu einer geballten Faust in der Tasche führte (symbolisch gemeint).

4. Doch nun zum wohl wichtigeren Thema, das zu heftigem Widerspruch führte. Die Kritik an einer Broschüre der „Albert Schweitzer Stiftung“ und seines Vorstands Mahi Klosterhalfen. Weltexpress hat ihm zwischenzeitlich angeboten, eine Gegendarstellung zu veröffentlichen und mit dem Autor des so heftig kritisierten Artikels innerhalb eines Interviews zu diskutieren.

Hauptsächlich der Satz „Dass dies eine Lüge ist, stört ihn nicht“, führte zu einem wahren Shitstorm. Warum schreibt man solch einen Satz? Er folgte dieser Aussage in der Broschüre:

„Dass es keinen Unterschied gibt zwischen konventioneller Schlachtung und der Schlachtung für Produkte mit staatlichem Biosiegel.“

Dieser Satz kann nicht unwidersprochen bleiben. Der Autor des Artikels hat zahlreiche Bio-Höfe im Schwarzwald und in Brandenburg besucht und legt die Hand dafür ins Feuer, dass die Schlachtung von Tieren auf den besuchten Bio-Bauernhöfen nichts, aber auch gar nichts mit industrieller Schlachtung zu tun hat. Es gibt sehr wohl Unterschiede, an deren Ende natürlich immer der Tod eines Tieres stehen wird. Es geht aber auch darum zu zeigen, dass es „humane“ Schlachtungen gibt, die dem Tier ein Ende ohne Qualen bereitet. Es ist die Pauschalierung, die im oben genannten Satz nicht stimmt. OK, man kann das Wort Lüge auch durch das Wort Unwahrheit ersetzen.

5. Beleidigungen jeglicher Art prallen an mir ab, gute Argumente jedoch nehme ich ernst und setze mich damit auseinander. Noch etwas für die Besserwisser: Natürlich esse ich Fleisch, aber nur einmal in der Woche – höchstens. Doch meine Ernährungsgewohnheiten gehen niemanden etwas an, genau so wie mich die Ernährungsgewohnheiten von radikalen Veganern nichts angehen. Der Unterschied ist nur, dass ich diese akzeptiere, nicht nur toleriere.

6. Die Erfahrung auf dem Sommerfest hat mir gezeigt, dass es in der inhaltlichen Auseinandersetzung einen großen Unterschied zwischen militanten Veganern und Vegetariern gibt. Es war sehr angenehm, Vegetarier in der Diskussion zu erleben. Sachlich, freundlich und tolerant – das machte den Unterschied aus. Ebenso die Diskussionen am Stand der „Piraten“, die kompetent informierten, ohne Gräben aufzureißen.

7. Ich habe zwischenzeitlich einige Verbände der Bio-Bauern um Stellungnahmen gebeten. Es ist mein Wunsch, dass dieses Thema umfassend diskutiert wird. Und zum Schluss noch der Dank an auch diejenigen Schreiber, die meinen Artikel als absolut zutreffend bezeichnet haben. Am meisten aber freue ich mich über die Reaktionen auf das Wort veganisch – in diese „Falle“ sind doch viele getappt.

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