Melodram „Gnade“ von Regisseur Matthias Glasner auf der Berlinale – Letzter deutscher Beitrag im Wettbewerb

2009 hatte Minichmayr einen Silbernen Bären als beste Darstellerin für ihre Rolle in "Alle anderen" gewonnen. Glasner und Vogel waren 2006 mit dem umstrittenen Drama um einen Vergewaltiger, "Der freie Wille", im Berlinale-Wettbewerb.

Im Film von Glasner überfährt Minichmayr auf einer Heimfahrt jemanden oder etwas, raste aber dann davon. Dann stellt sich heraus, dass es sich um ein 16-jähriges Mädchen aus dem Ort handelte, das bei dem Unfall getötet wurde.

Gestellt werden existenzielle Fragen: Kann man ohne Gnade und Vergebung leben? Ist es manchmal für alle besser, die Wahrheit zu verschweigen? Was überhaupt ist die Wahrheit? Auch hier überzeugen die Hauptdarsteller Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr als Ehepaar, das durch diese schwierige Situation wieder zueinander findet. Glasner präsentiert in dieser starken Analyse prächtige Bilder der Landschaft um Hammerfest.

Beim Dreh von "Gnade" hatten die Schauspieler mit der Kälte und der Dunkelheit im Norden Norwegens zu kämpfen. "Es war extrem, aber sehr interessant", sagte Vogel auf der Pressekonferenz. Es sei vor allem ums Überleben gegangen, meinte er schmunzelnd. Minichmayr sagte, ihr sei vor allem die Dunkelheit aufs Gemüt geschlagen. "Mich hat das ganz schön runtergezogen. "Die Schauspielerin lernte für den Film, in dem grandiose Landschaftsaufnahmen zu sehen sind, ruckzuck die Landessprache. "Das habe ich dann mit zwei Lehrern auch in sieben Wochen gemacht", sagte sie. Einige Journalisten klatschten. Jürgen Vogel lies daraufhin durchblicken, daß er kein Sprachgenie sei und er mit Mühe und fremder Hilfe seinen Text aufsagen mußte.

Wie auch immer: Mit freundlichem Applaus ist der dritte und letzte Film eines deutschen Regisseurs am Donnerstag im Wettbewerb der 62. Berlinale von den Medienvertretern aufgenommen worden. Heute Abend um 20 Uhr ist Premiere im Berlinale-Palast. Glasner wird wie 2006 über den Roten Teppich schreiten. Vogel, Minichmayer und mehrere Norweger im Schlepptau. Die halten Glasner für einen ganz Großen. Was werden die Zuschauer sagen und die Kritiker schreiben?

Mit Material von Berlinale, dapd

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