Maus Maximus trifft Ballettratten – Die ganze Familie hatte Spaß mit den Berliner Philharmonikern – und anderntags mit den Berliner Symphonikern und »Superheld Tanh Giong«

Wieder einmal hatte sich die Mühe gelohnt. Im Kammermusiksaal waren sämtliche Plätze besetzt. Kinder und Eltern verfolgten gleichermaßen amüsiert die Abenteuer einer knuffigen kleinen Maus. Was ihr an Figur fehlt, gleicht sie mit ihrem Namen aus: Maximus  – das heißt: die Größte. Sie wohnt im Konzerthaus und kann so von morgens bis abends Musik hören – ganz ohne Smartphone. Soeben probt das Orchester für ein Programm mit Kinderballett. Und Maxi staunt, wie harmonisch sich die kleinen Tänzer zur Musik bewegen. Wie viel Schweiß fließt, ehe es soweit ist, erkennt sie später im Übungsraum der Ballettschule. Wohin sie als blinder Passagier in einer Sporttasche gelangt war. Zurück in ihr Mauseloch reist sie in der Kostümkiste. Die im Konzerthaus versehentlich hinter einem Vorhang abgestellt wird. Die Kinder suchen verzweifelt nach ihren Tutu’s – denn ohne Ballettröckchen keine Vorstellung. Da kann und muss Maxi helfen. Sie klettert und knabbert und klacks – fällt der Vorhang herunter und gibt die Kostümkiste frei. Eine glanzvolle Vorstellung kann beginnen. Tosender Beifall – auch im Kammermusiksaal der Philharmonie.

Er steigerte sich, als der Erzähler Hans-Jürgen Schatz –  er hatte das Bühnengeschehen einfühlsam und vor allem auch akustisch verständlich begleitet, was nicht immer konstatiert werden kann –  die Flötistin Hallfrí­our í“lafsdóttir. ins Rampenlicht führte. Ihr Name läßt ahnen, dass sie von weit hergekommen war. Richtig, Frau í“lafsdóttir. ist auf der Insel mit Polarnähe zu Hause und dort nicht nur als Soloflötistin des Iceland Symphony Orchestra Reykjavik bekannt. In ihrer Freizeit lässt sie Mäuse nach ihrer Pfeife  tanzen. Mit phantasievollen Geschichten von der gewitzten und allzeit neugierigen Maus Musikus Maxismus bringt  sie auf eine sehr feine Art Kindern die Kunst und ganz speziell die Musik näher. Und das funktioniert nicht nur im fernen Island. Längst sind Maxis Abenteuer auch als Bücher mit reizvollen Illustrationen von Corarinn Mar Baldursson – Bratscherkollege von Frau í“lafsdóttir.– erschienen. Ein großer Erfolg wurde die Uraufführung eines kommentierten Konzerts »Maximus Musikus besucht das Orchester« durch das Iceland Symphony Orchestra im Frühjahr 2008. Inzwischen wurde es unter anderem vom Concert Gebouw Orchestra Amsterdam und vom Melbourne Symphony Orchestra in vielen Aufführungen gespielt.

Nun hat das Ensemble Berlin – ein Kammermusikensemble der Philharmoniker –  die Geschichte »Maximus Musikus rettet das Ballett« in Szene gesetzt. Als Gast mit dabei: Hallfrí­our í“lafsdóttir. Extraapplaus. Unterstützt wurden die Musiker von Kindern und Jugendlichen aus dem Tanzloft Berlin, der Tanzgruppe Rose Calheiros und Mitgliedern des Staatballetts Berlin. Rose Calheiros hat die Gesamtkoordination und gemeinsam mit Judith Frege die Choreografie gemacht. Es sollte Gelegenheit geben, allen Beteiligten und weiterem Publikum eine Wiederholung des Spaßes zu bieten.

Da capo! auch für »Superheld Thanh Giong«. Der Bauernjunge, der ein kühner Recke geworden war und schon vor 2000 Jahren die Invasoren, die sein kleines Land überfielen, vernichtet hatte, ist im fernen Vietnam bekannt wie hierzulande das Tapfere Schneiderlein.  Und selbstverständlich auch bei den vielen kleinen Vietnamesen, die in Berlin zu Hause sind.  Sie waren mit Eltern, Onkeln und Tanten in die Philharmonie gekommen, um zu hören, wie An Ton-That, ein in Frankreich lebender Sänger, Komponist, Songwriter und Pianist, die berühmte Legende auf seine  Art zum Klingen bringt.

Den Kompositionsauftrag hatten An Ton-That die Berliner Symphoniker erteilt. Die Musiker wissen, was bei Kindern ankommt. Sie können auf viele Jahre erfolgreicher Arbeit in den Berliner Schulen zurückblicken. Seit ihnen der Senat 2004 die Mittel gestrichen hat, müssen sie sich auf einige Konzerte für ihre treuen Abonnenten und auf zwei bis drei Kinderkonzerte im Jahr konzentrieren. Letztere überraschten meist mit besonders originellen Angeboten: Otto Waalkes hat mitgemacht und sogar das Orchester dirigiert, ein  Roboter hat Klavier gespielt und ein Pianist aus Fleisch und Blut  ein aus mehreren Klavieren konstruiertes Instrument vorgeführt.

Mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin ist es den Berliner Symphonikern in jüngster Zeit möglich, gemeinsam mit türkischen, vietnamesischen, afrikanischen und weiteren internationalen Musikern Kompositionen aufzuführen, die Brücken zwischen  Menschen unterschiedlicher Nationalität schlagen. Eine gerade im multikulturell geprägten Berlin wichtige Aufgabe.

Die Komposition von An Ton-That ist eine Mischung von alternativem Pop, Rock, Klassik und indischer Musik. Sie spricht auch das deutsche Publikum an. Besonders einprägsam sind die vom  »dan baú« gestalteten Passagen –  einem traditionellen vietnamesischen Instrument, das nur eine Saite hat. Es dirigierte Lior Shambadal.

Viel Beifall gab es auch für die akrobatischen Einlagen des Duos Dinh Anh. Mit ihren tollkühnen Zugaben übertrafen die junge Frau und ihr Partner sich selbst. Zum Abschluss des Konzerts steigerten sich auch die Musiker. Fast jeder zeigte zur Musik von Benjamin Brittens »Young Person`s Guide tot the Orchestra« als Solist ein beachtliches Können.

Im nächsten Familienkonzert , am  5. Mai in der Philharmonie, wird – wiederum unter Leitung des Chefdirigenten Lior Shambadal – Musik aus Afrika mit Gyil Jumbie Concerto und Gyil Yeru Concerto sowie »Der Feuervogel« von Igor Strawinsky zu erleben sein.

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Mehr unter: www.berliner-symphoniker.de

Für jedes Konzert der Berliner Symphoniker können Sie Ihre Wunschplätze im Kartenbüro der Berliner Symphoniker  – Montag-Freitag 10.00 – 15.30 Uhr – telefonisch unter: +49 (0) 30 – 325 55 62, per e-mail an: Kontakt@Berliner-Symphoniker.de, per Fax +49 (0) 30 – 325 53 26 oder schriftlich an: Berolina-Orchester e.V. Berliner Symphoniker, Wangenheimstr. 37-39, D – 14193 Berlin

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