Martin macht sich vom Acker – Der Genosse O übernimmt den SPD-Vorsitz, aber nur kommissarisch – A. Nahles soll künftig die SPD anführen

Martin Schulz (SPD)
Martin Schulz (SPD). Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Während sich die SPD weiter zerlegt und nach der neuesten Sonntagsfrage als Zehn-plus-x-Partei bei immerhin noch um 16 Prozent knapp vor der AfD landet, machte sich heute Martin Schulz vom Berliner Acker, der für ihn ein Sumpf war, aus dem er sich nicht hat ziehen können.

Schulz trat vom Parteivorsitz mit sofortiger Wirkung zurück. Bis zum Mitgliederentscheids der SPD wollte er nicht mehr warten. Damit reiht er sich ein in die Riege der erfolglosen Kurzzeitvorsitzenden wie Björn Engholm, Rudolf Scharping, Matthias Platzeck, Kurt Beck, Franz Müntefering, die es nur ein, zwei oder drei Jahre auf dem Schleudersitz aushielten. Diese Leichtgewichte halten keinen Vergleich mit Persönlichkeiten wie Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Willy Brandt oder Hans-Jochen Vogel.

Zuvor war Schulz Bürgermeister in Würselen und Europaparlamentspräsident in Brüssel. Würselen und Brüssel sind Ponyhöfe im Verhältnis zum politische Fechten, Hauen und Stechen in der Hauptstadt der Berliner Republik. Schulz einstige Aufgaben waren Belang und Beachtung.

Dass in Brüssel beziehungsweise Stressburg jetzt Antonio Tajani den Präsidenten des Europäischen Parlaments mimt, wer weiß das schon? Tajani? Nie gehört? Macht nichts. Der ist genau so unbekannt wie es Gianni Pittella, Pat Cox, Josep Borrell i Fontelles oder Nicole Fontaine, die den Posten für einige Zeit in den letzten Jahren innehatten, waren. Schulz ist nur einer von vielen Sitzungsleitern die nichts weiter sind als Frühstücksdirektoren der politischen Geschäfts.

Der Posten im politischen Apparat der SPD war für den Millionärio der SPD aus Würselen eine Nummer zu groß. Schulz war als Oberboss der SPD überfordert, weil diese politische Veranstaltung eine rote Schlangengrube ist und kein zahnloses Parlament wie das der EU.

Die nächsten Tagen und Woche soll Olaf Scholz den von Schulz verlassen Posten kommissarisch übernehmen. Zugleich haben SPD-Präsidium und Parteivorstand die aktuelle Bundestags-Fraktionschefin Andrea Nahles angeblich einstimmig für den Parteivorsitz nominiert. Geplant ist ihre Wahl Ende April 2018. Doch wer weiß schon so genau in diesen für die SPD turbulenten Wochen, was noch bis zum Wonnemonat Mai alles passiert? Schließlich sprachen sich schon manche SPD-Mitglieder an der Basis bis in die Spitze dagegen aus, dass Nahles schon jetzt die Führung der beim Wähler immer unbeliebt werdenden Partei übernimmt. Gegen die sofortige Inthronisierung A. Nahles sprachen sich eine vehement aus wie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller.

Der erst ins Abseits gelaufene und sich dann selbst aus dem Spiel genommene Schulz gab sich sicher, dass mit der singenden Sozialdemokratin „an der Spitze“ die SPD „zu alter Kraft zurückfinden“ werde. Wenn das kein Omen ist, das aus dem beklagenwerten Dunkel, in dem die SPD derzeit steckt, zur Sonne weist, was dann, Brüder?

Kritiker wie Waldorf und Statler, die das SPD-Spektakel als teilnehmende Beobachter von der Loge aus nörgelnd begleiten und staunend betrachten, meinen hingegen, dass die SPD mit „In-die-Fresse“-Nahles vom Regen in die Traufe komme.

Derweil bringen sich SPD-Mitglieder aus der Provinz ins Possenspiel. Simone Lange, einstweilen Bürgermeisterin in Flensburg wie Schulz einst in Würselen, will in die Fußstapfen von Führern wie Willy Brandt. Selten so gelacht.

Das Trauerspiel mit der SPD geht weiter. Das ist sicher.

Anmerkung:

Siehe auch den Beitrag Ätschi und bätschi – Über das Kindergartenniveau der A. Nahles von der SPD von Claudio Michele Mancini.

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