Lichtspektakel über und in Frankfurt – Vom 11. bis 16. April findet zum fünften Mal die LUMINALE statt

Skyline von Frankfurt/Main am Hohlbeinsteg

Zwischen dem 11. und 16. April inszenieren nun Künstler, Architekten, Designer und Stadtplaner schon zum fünften Mal Lichtkunst im öffentlichen Raum. Wie sehr das Umgehen mit dem Licht eine ’Lichtkunst’ geworden ist, kann man auch daraus ersehen, daß schon lange im Theater und der Oper neben den Regisseur, das Bühnenbild und die Kostüme derjenige genannt wird, der für die Lichtgestaltung verantwortlich ist. In Frankfurt sind rund 150 Licht-Ereignisse geplant, sie sollen "die Welt des Lichts aus der Messe in die Stadt rein tragen", sagt Kurator Helmut Bien. Vorwiegend nach Frankfurt, aber auch nach Offenbach, Mainz und Darmstadt. Und so international wie in diesem Jahr ging es noch auf keiner Luminale zu. Etwa 50 Künstler aus aller Welt nehmen sich der Illumination der Stadt an. "Das ist keine hessische Veranstaltung", sagt Bien. "Das ist ein internationales Ereignis." "Der öffentliche Raum soll zum Begegnungsort werden", wünscht sich Frankfurts Umweltdezernentin Manuela Rottmann von der Luminale, "und manches in ein rechtes oder neues Licht rücken." Erstmals sind die Wallanlagen dabei, die alte geschliffene Stadtbefestigung, die eine Satzung hat, daß auf ihrem Grund nicht gebaut werden darf. Es ist also ein Rundweg von vier Kilometern, der sich als grüner Ring um die Innenstadt schlingt, dort, wo sich einst die Stadtmauern um Frankfurt wanden. Vor genau 200 Jahren wurde dies Mauerwerk abgetragen und das Gelände teilweise zum Landschaftsgarten umgestaltet. Die Luminale erleuchtet sie nun gleich als einen Feuergarten. Sechs Meter hohe Flammensäulen lodern im Grün, brennende Bälle zischen durch die Luft – und das Feuer flackert über Blumenbeeten. Feuer gehört zu den Erdelementen und ist wohl die älteste Form der Lichterzeugung. Glühbirnen, Halogenlampen, LED-Leuchten folgten und sind, ganz klar, beim Lichtspektakel allgegenwärtig. So wie am alten Weiher hinter der Alten Oper. „Er wird quasi zum Schauplatz eines Unterwasser-Thrillers: ’Der Schwarm’ erhebt sich über dem Gewässer, gleitet schwerelos wie in der Tiefsee dahin. Über 1000 LED-Leuchten bilden einen intelligenten, selbst organisierten Organismus. Jede einzelne Leuchte ist direkt ansteuerbar – und der Besucher kann den Schwarm durch seine Bewegung anlocken oder vertreiben.“ Aber die Wallanlagen bieten noch mehr Lichtspektakel. Hier wird es Rot, Grün, Gelb, denn sie bieten Lichtspiele, erlauben inszenierte Spaziergänge, ihre Denkmäler leuchten weithin und das Licht wird Teil der Natur. Licht wandert schlangengleich den Gallileo Art Tower hinauf, ein mit einem LED-Anzug angetaner Künstler wandert durchs nächtliche Grün. So international war die Biennale des Lichts in Frankfurt noch nie und spiegelt damit die Entwicklung der Frankfurter Messe wider, die in den letzten Jahren in allen Sparten immer internationaler wird. Aus der ganzen Welt, aus Italien und den Niederlanden, aus den USA und Australien reisen die Künstler an, um ihre Installation bei der Luminale zu präsentieren. "Das weltweit Einmalige an der Luminale ist, daß sie sich sowohl an Profis als auch an die Öffentlichkeit wendet", erklärt Bien. Denn wenn am Abend die Messetore schließen, dann zieht es die über 150 000 Fachbesucher genauso in die Stadt wie die Frankfurter. "Damit ist eine Fachklientel dabei, die für das Vorankommen eines Künstlers wichtig ist", sagt Bien. "Die Künstler wollen in Frankfurt entdeckt werden." Ein guter Grund von überall her an den Main zu kommen. Namhafte Künstler wie Philipp Geist, der im Senckenbergmuseum die Dinosaurier in ein Meer aus Licht und Farbe taucht. Oder Architekturprofessor Wolfgang Rang, der rote Wellen über den Boden der Hauptwache jagt und den Platz in ein Lichträtsel verwandelt. Aber auch noch Ungekannte ergreifen die Chance: So wie Sophia Polywka, Studentin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach: Sie schickt Besucher des Palmengartens als Glühwürmchen auf Nachtwanderung. Genau wie die Leuchtkäfer müssen sie das Licht selbst produzieren. Da heißt es Muskelkraft spielen lassen und pumpen, pumpen, pumpen. Mit dem "Light to go", dem Licht zum Mitnehmen, geht’s vorbei an rosa blühenden Forsythien, violetten Leberblümchen, pink leuchtenden Rosenprimeln. Politisch allerdings ist der Lichterflut doch eher Sparsamkeit im Umgang mit elektrischer Energie entgegenzustellen. Aber das ist kein Widerspruch, denn bei aller Lust an der luminalen Opulenz geht es beim Lichtfestival auch um einen effizienteren Umgang mit elektrischer Energie. Deshalb unternimmt das Energiereferat der Stadt Frankfurt sogenannte "Klimatours". Die Stadt, in der die meisten Passivhäuser und energieeffizientesten Bürogebäude Deutschlands stehen, öffnet für ihre Besucher Türen, Keller und Dächer und gibt den Blick frei auf Photovoltaikanlagen in luftiger Höhe, Holzheizungen in Bankenkellern, Lüftungen in Hochhäusern. Wenn’s nur nicht immer auf Englisch wäre, wobei sich die englischen Muttersprachler darüber amüsieren, wie verklemmt die Deutschen mit ihrer eigenen Sprache umgehen und zu welchen Stilblüten der Wahn, alles auf Englisch ausdrücken zu wollen, führt. Auslachen tun uns auch die anderen Fremdsprachler, die extra Deutsch lernen, wenn sie nach Deutschland kommen und ein primitives Englisch vorfinden. Selbstbewußt ist etwas anderes und das kann kein noch so feuriges und opulentes Licht bei 157 Projekten und 165 begleitenden Veranstaltungen verdecken.

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