Laura Ludwig mit der Doppel-Fünf die Beachvolleyball-Queen – Sky präsentiert schwarze Zahlen als Vermarkter und TV-Partner

Weil nicht nur die Meister-Duos Laura Ludwig/ Kira Walkenhorst sowie Markus Böckermann/Mischa Urbatzka (alle Hamburg) am Wochenende hochwertige Leistungen in den Sand zauberten.

Das in der nationalen Sportlandschaft bislang einmalige Konstrukt einer Kooperation zwischen einem Fernsehsender (Sky) und einem Sportverband hat der medialen Randsportart (Beach-)Volleyball TV-Präsenz wie noch nie beschert.  Der Bezahlsender Sky Sports übertrug am allein am Wochenende alle Halbfinals und Finals live – insgesamt elf Stunden. Total war Beachvolleyball auf der nationalen Smart Beach-Tour (acht weitere Stationen) bei Sky 23 Stunden zu erleben. Hinzu kam die Möglichkeit, das Geschehen auf dem Internet-Livestream zu verfolgen.

Grundlage dafür war ein Vertrag, der Sky für fünf Jahre alle Übertragungsrechte sowie die Vermarktung gestattet. Dabei liegen die wirtschaftlichen Risiken  bei Sky. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) kassiert jährlich eine Garantiesumme sowie bei Überschüssen Boni. Die Höhe der Einnahmen wollte DVV-Präsident Thomas Krone, beruflich ein Vermarktungs-Fachmann, nicht nennen. Martin Michel, Managing Director bei Sky, bezifferte die Ausgaben auf eine "Summe im siebenstelligen Bereich". Die Angabe der Einnahmen sei bei einer Aktiengesellschaft nicht erlaubt: "Nur soviel, wir gehen mit schwarzen Zahlen aus der Saison und sehen positive Perspektiven für die kommenden Jahre".

Dank des Engagement der Münchener wurden die Bedingungen für die Aktiven auf der Tour durchgängig verbessert: Höheres Preisgeld, bei vier Supercups freie Übernachtungen in Hotels gehobener Preisklasse, Erweiterung des Rahmenprogramms für die Protagonisten und Zuschauer. Michel: "Die Werbeindustrie steht nach dem Olympiasieg von Brink/Reckermann im Vorjahr der Sportart sehr aufgeschlossen gegenüber."

Der Verbandsboss Krohne registrierte als Folge der Zusammenarbeit mit dem Medienpartner " eine deutliche Aufwertung der Sportart". So war die Resonanz am Meisterschafts-Wochenende im "Wimbledon des Beachvolleyballs" mit über 60 000 Zuschauern efreulich. Und auch ohne den verletzungsbedingten  Nichtstart von Julius Brink und der aus gleichen Gründen  erfolgte, kurzfristige Verzicht der Titelverteidiger Jonathan Erdmann/Kay Matysik (Berlin) konstatierte er dennoch "eine breitere Leistungsspitze". So mussten sich die Weltranglisten-13. und an eins gesetzten Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif (Hamburg) mit Rang drei zufrieden geben. Nach hartem Kampf mit dem neuen Brink-Partner Sebastian Fuchs (Berlin) und dessem Interimspartner Marcus Popp (früherer Hallen-Nationalspieler/nun Tours).

Im Endspiel zwischen den WM-Neunten  Markus Böckermann/Mischa Urbatzka (FC St. Pauli) und den Shootingstars Lars Flüggen/Alexander Walkenhorst (Berlin/Kiel), Fünfter der EM und zuletzt beim Grand Slam der Welttour in Moskau, setzten sich am Sonntagnachmittag bei typischem Ostsee-Wetterwechsel (Sonne, Wind, Wolken, Regentropfen) die an drei gesetzten Vize-Meister von 2010, Böckermann/Urbatzka, nach Sätzen 2:1 durch. Sie hatten beide wegen Verletzungen/Blessuren kürzlich pausieren müssen, wirkten vielleicht auch deshalb insgesamt am Wochenende frischer als ihre jüngeren Gegner und hatten schon im Viertelfinale den Saisonaufsteigern2:1 das Nachsehen gegeben.

Walkenhorst blieb die Erkenntnis, dass die jüngere Schwester Kira wieder einmal eine Vorgabe geleistet hatte, die nur schwer zu erreichen war!

Ein eindrucksvoller Durchmarsch zu ihrer fünften Meisterschaft gelang der zum fünften Male (erstmals Kay Matysik) als Beachvolleyballerin des Jahres geehrten Berlinerin Laura Ludwig. Bei den Meisterschafts-Meriten schloss sie zu den Titelfünfern Jörg Ahmann/Axel Hager, Jonas Reckermann, Julius Brink auf.

 Sie baggert nach dem Rücktritt ihrer langjährigen Mitspielerin Sara Goller (nun Sky-Expertin) erst seit diesem Jahr an der Seite der 22-jährigen Kira Walkenhorst für den HSV. Die 27-jährige Ludwig wohnt und trainiert wie jene in der Elbemetropole. Ihr früherer Trainer und heutige Berater Olaf Kortmann, nun erfolgreicher Unternehmensberater, empfahl ihr nicht nur die Schwester von Alex Walkenhorst als künftige Mitstreiterin, sonder bastelte auch ein erstklassiger Betreuungsumfeld zusammen. An der Spitze mit Cheftrainer Jürgen Wagner, der u.a. Brink/Reckermann zu EM-Erfolgen, WM-Sieg und Olympiatriumph geführt hat. Der meist im Hintergrund agierende Wagner wird unterstützt von Hans Voigt und in Hamburg durch die einstige Weltklasse-Beacherin Helke Claasen.

Ludwig/Walkenhorst verwiesen am Samstag die Weltranglisten-Zweiten Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Essen) im finalen Match deutlich in die Schranken. Und bestätigten den Aufwärtstrend nach dritten Rängen bei Saisonbeginn auf der nationalen Tour. Bei der EM hatten sie die saisonalen Vielstarter Holtwick/Semmler im Duell um den dritten Platz gleichfalls bezwungen. Waren zuvor WM-Fünfte geworden und standen kürzlich in Moskau als Zweite kurz vor dem ersten obersten Podiumsplatz bei der Welttour.

"Dass wir so schnell den Anschluss an die Weltspitze gefunden haben, ist auf jeden Fall unerwartet. Weil Kira sich großartig gesteigert und verbessert hat. Sie kann Tipps und Hinweise sehr schnell umsetzen und ist eine sehr ehrgeizige und willensstarke Sportlerin", lobt Laura Ludwig.  All das sei sehr erfreulich für den gemeinsamen Weg zum olympischen Turnier in drei Jahren in Brasilien.
Da beide vom Teamsponsor gerade einen Smart als Leasing-Fahrzeug erhalten haben, könnte der Kleinwagen für den Meistertitel an Kiras Mutter gehen: "Sie will ihr Auto gerade verschrotten und wir werden ihr anbieten, uns den Meister-Smart abzukaufen." Der Erlös wird geteilt ebenso wie das Preisgeld von 10 000 Euro von Timmendorf.

Das dritte Weltklasse-Paar des DVV, Karla Borger/Britta Büthe (Stuttgart), immerhin bei der EM Anfang Juli in Polen erstes deutsches und erstes europäisches Team auf einem Medaillenrang (Silber) beim Weltchampionat, konnte eine sechswöchige Trainingspause von Büthe noch nicht ausgleichen. Nach zwei Niederlagen setzte es aber ein versöhnliches Turnierende mit dem Erfolg im Spiel um Platz drei gegen ihre Stuttgarter Kolleginnen Chantal Laboureur/Julia Sude.

Etliche Spitzenmannschaften machen nun zum Ausgang des europäischen Sommers paar Tage Urlaub oder trainingsfrei (Ludwig/Walkenhorst erst im tristen November) oder nehmen Weltturniere außerhalb Europas (Brasilien/Asien) ins Visier. Wer noch genügend Reserven im Tank hat, kann im Dezember Kurs auf den Jahresabschluss in Südafrika nehmen.

Der Weltverband FIVB weitet Beachvolleyball rund um den Globus als Ganzjahres-Wettbewerb aus. Da ist gesundes Maßhalten bei den Profis angesagt, um nicht Verletzungen oder Überlastungsschäden zu riskieren.

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