Kulturregion Rhein Main 2017 – Vernetzen, bündeln und vermarkten

Interaktive Karte der KulturRegion in der Anwendung. © KulturRegion FrankfurtRheinMain, Foto: Alexander Englert

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass Frankfurt ein Bankenzentrum ist, ist allgemein bekannt wie auch, dass die Stadt ein breites Spektrum kultureller Angebote bietet. Aber was bietet die Region? Kulturelle Wüste? Keinesfalls. Dies zu beweisen unternimmt die „Kulturregion Rhein-Main“ genannte Organisation und zeigt den vor Ort Ansässigen wie den interessierten Durchreisenden gleichermaßen, dass es über die Angebote der Metropole hinaus eine Vielzahl von Preziosen zu entdecken gilt.

Hessen ist verkehrsmäßig ein Durchgangsland, autobahnmäßig gut erschlossen, was leider dazu führt, dass Durchreisende eher froh sind, das Frankfurter Kreuz hinter sich gelassen zu haben und wenig Neigung haben, auf dem Weg in oder aus dem Urlaub inne zu halten, um eine Ausstellung, ein Museum oder eine Ausgrabungsstelle zu besuchen. Dass dies ein Fehler ist, beweist einmal mehr das für 2017 herausgegebene Heft der Kulturregion Rhein Main zu „Museen und Ausstellungen“ im Bereich der zugehörigen Kommunen und Landkreise. Natürlich gehört Frankfurt auch dazu, aber die Region vereint ein Gebiet von Bingen im Westen bis Aschaffenburg im Osten, von Laubach im Norden bis südlich von Darmstadt und ist sogar bundeslandübergreifend!

Der Zusammenschluss hat es sich zur Aufgabe gemacht, die weiland vereinzelt agierenden (und oft genug um ihre Existenz kämpfenden) kulturellen Einrichtungen zu vernetzen, Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Die materielle Basis ist denkbar bescheiden: die beteiligten Gebietskörperschaften steuern pro Einwohner 10 Ct bei – für die reiche Stadt Frankfurt also eine Summe von 72.000 €. Was Frankfurt leicht verschmerzen kann, ist aber für manche kleine Gemeinde, vor allem solche, die unter dem Schutzschirm des Finanzministers stehen, durchaus ein Problem, denn Geld für Kulturelles zählt zu den „freiwilligen Leistungen“ und muss erkämpft werden.

Für diese 10 Ct erhalten die Mitgliedsgemeinden allerdings substanzielle Leistungen, durch die viele der vor Ort gebotenen Kulturangebote auch überregionale Aufmerksamkeit erlangen.

Für Durchreisende interessant ist zunächst der Übersichtskatalog „Museen und Sonderausstellungen“, der es erlaubt, kompakt und übersichtlich abzuklären, was in der Zielregion zum gewünschten Zeitpunkt abgeht. Er erspart mühselige Bestellungen von Infomaterial bei den einzelnen Anbietern oder den Besuch entsprechender Homepages. Wer gleich online vorgehen will, findet auf der Homepage der Kulturregion Frankfurt-Rhein-Main auch eine interaktive Karte der Region mit allen Angeboten und passenden Filterfunktionen.

Wer wegen des Lutherjahres nicht bis nach Wittenberg fahren möchte findet (sobald die Verschlagwortung abgeschlossen ist) daher unter dem Stichwort „Luther“ gleich vier Angebote (in Friedberg, Ingelheim,Kronberg und Neu-Isenburg), der Motorradfan vorgerückten Alters entdeckt, dass es in Bad Homburg ein Museum gibt, in der er die bewunderten Horex-Regina-Maschinen seiner Kindheit wiederfindet und am Glauberg kann man sich über die Ernährungsgewohnheiten der Kelten informieren. Neben diesem Informationsangebot gibt es aber auch noch inhaltlich und zeitlich spezifizierte Projekte mit entsprechenden Veranstaltungen: Die Route der Industriekultur verbindet Technikdenkmale, Fabriken wie die Opelwerke mit ihrer Geschichte (hoffentlich noch lange nicht nur Museum), Industriearchitektur und Wohnarchitektur oder Stätten der Ver- und Entsorgung. Die Tage der Industriekultur finden dieses Jahr vom 5. bis 13. August statt. „GartenRhein-Main“ widmet sich den mehr als 110 Gärten und Parkanlagen der Region und bietet in 2017 Veranstaltungen zum Wirken des Gartenarchitekten Siesmayer, der u.a. den Frankfurter Palmengarten geschaffen und geprägt hat. Und das Projekt „Starke Stücke“ bringt internationales Theater vor allem in Schulen und Spielorte, in denen Kinder und Jugentliche erreicht werden können und erfüllt so den Auftrag kultureller Bildung.

Es lohnt sich also, das Informationsangebot der Kulturregion zu nutzen – für Durchreisende wie Ortsansässige gleichermaßen.

Vorheriger Artikel„Mehr Tierwohl – geschafft“ oder Dumme Sprüche, dreiste Lügen und ein „unverbindliches Tierwohl-Label“? – Viele Deutsche widersprechen dem Bundesbauernminister im Berliner Reichstag und auf den Autostraßen dieser Stadt
Nächster ArtikelDie Angstrhetorik hat momentan die Lufthoheit, vor allem nach dem Terroranschlag in Berlin