„Kostendisziplin“ und „profitables Wachstum“ – Daimler-Chef Zetsche skizziert die Konzernstrategie in der Krise

Der Ausgangspunkt für die Überlegungen von Daimler-Chef Dieter Zetsche ist eine Aussage von Bill Clinton, der sich 1992 auf dem Weg zur Wahl als US-Präsident mit seinem inoffiziellen Wahlkampfmotto „It’s the economy, stupid“ („Es geht um die Wirtschaft, Dummkopf“) als Kandidat der Demokratischen Partei durchgesetzt hatte. Daimlers Vorstandvorsitzender wandelt dieses Motto – gemäß der internationalen Deindustrialisierungstendenz – nun in ein eigenes um: „It’s the industry, stupid.“

Den nächsten logischen Bezugspunkt seiner strategischen Skizze bildet die Bemerkung des rechtskonservativen EU-Kommissars für Unternehmen und Industrie, Antonio Tajani, der unter dem Diktum der „dritten industriellen Revolution“ ein Konzept vorgelegt hat, wonach das produzierende Gewerbe bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der EU erreichen soll. Zu diesem Zwecke fordert Zetsche von der EU Freihandelsabkommen für den offenen Zugang zu anderen Märkten, dann könne die Tajani-Devise gelingen.

Für den von ihm geleiteten Konzern sieht Zetsche zwei wesentliche Faktoren hinsichtlich der weiteren Entwicklung: Einerseits soll rigide an den Kosten gespart werden, auf der Linie: „nett, aber nicht kundenrelevant“. Der Manager geht von einer anhaltend strukturellen Schwäche des europäischen Marktes aus, die durch die Abwrackprämie nur leicht relativiert werden konnte.

Wachstumspotentiale erkennt er, zum zweiten, für den internationalen Markt, begründet im Wachstum der Weltbevölkerung, der globalen Kaufkraft sowie der Attraktivität bundesdeutscher Automobile. Insbesondere in China, Indien und Rußland seien in den kommenden zwei Jahrzehnte große Geschäftsmöglichkeiten vorhanden. Sorgen über eine mögliche Auslagerung von Daimlers Produktion tritt der Vorstandsvorsitzende mit dem Hinweis entgegen, daß der Großteil der Wertschöpfung im Ursprungsland erzielt werde. „Ein Werk mehr in China bedeutet nicht ein Werk weniger hier“, ergänzt Zetsche.

Die Perspektive für Daimler ist globales Wachstum, auch wenn die Nachfrage in Europa auf ab-sehbare Zeit relativ schwach bleiben werde.

Unsicherheiten bleiben – auch für einen traditionsreichen Premiumhersteller.

kb

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