Konzept der Handball-Füchse ist erfolgreich – dank kluger Personal-Politik und wirtschaftlicher Angemessenheit

© Foto: Winfried Laube

Zuvor mussten sich die oft unbequeme Equipe von Hannover-Burgdorf sowie im EHF-Cup der mehrfache rumänische Meister Constanta den Hausherren in der Max-Schmeling-Halle beugen.

Mit den Siegen über die beiden Bundesligisten haben die Hauptstadt-Füchse zudem Rang fünf in der Liga mit einem Vorsprung von vier Punkten vor dem Sechsten behauptet. Platz fünf wäre am Ende die direkte Qualifikation für internationale Wettbewerbe.

Aufgewertet werden die drei Gewinnpartien dadurch, dass Füchse-Cheftrainer Dagur Sigurdsson da nicht die beste Besetzung aufbieten konnte. Gegen Lemgo beispielsweise fehlten die beiden deutschen Nationalspieler Silvio Heinevetter und der langzeitverletzte Sven-Sören Christophersen, die beiden schwedischen Auswahlakteure Mattias Zachrisson und Fredrik Petersen, der tschechische Auswahlspieler Pavel Horak und das deutsche Junioren-Talent Paul Drux…

So verwunderte es nicht, dass die Gastgeber nach einer spielerisch eher durchschnittlichen Liga-Begegnung mit Fehlern auf beiden Seiten mehr als zufireden waren. Trainer Sigurdsson sprach von einer sehr guten Leistung, bei der die Mannschaft taktisch diszipliniert die Linie gehalten habe: "Alle waren bereit und haben Charakter bewiesen. Wir wussten, dass es eine Kopfsache werden würde." Deshalb hat er, weil man den Gegner ja auch gut kannte, auf die sonst übliche Gegner-Einstellung vorher per Video verzichtet.

Geschäftsführer und Füchse-Neubegründer Bob Hanning, der den Verein aus der zweiten Liga 2007 ins Oberhaus (im Selbstverständnis "Stärkste Handball-Liga der Welt") geführt hatte, beschloss sein Statement fast emotional: "Ein schöner Tag mit einem schönen Handball-Spiel." Anders in den beiden Auftritten zuvor sei der Ball flüssig durch die eigenen Reihen gewandert. Auch das Rückzugsverhalten sei diesmal in Ordnung gewesen.

Aber vor allem die Tatsache, dass im Aufgebot sechs Spieler standen, die im Rahmen der eigenen Nachwuchsförderung ausgebildet wurden, hat den Multi-Handballentwickler (selbst B-Jugend-Trainer, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handball-Bund und interimsweise für das Marketing des DHB zuständig) fast schon euphorisch gestimmt: "Auf die Jugend zu setzen, ist ja Teil unseres Konzepts."

Als die Berlin Füchse, Nachfolger der Reinickendorfer Füchse, ein Verein altdeutscher Prägung, 2011 mit Rang drei fast sensationell die direkte Qualifiaktion für die Champions League gelang und man ein Jahr darauf in der erwähnten europäischen Königsklasse sogar das Final Four erreichte, sahen Spieler und deren Vermittler einen höheren Marktwert.

Doch Ober-Fuchs Hanning mochte nicht ins erhöhte finanzielle Risiko gehen. Aktuelle Meldungen von Schulden bei der Übermannschaft THW Kiel sowie finanzielle Engpässe bei den reichen Hamburgern (dank Gehälter-Höchstsummen) dürften für ihn nachträgliche Bestätigungen sein.

So trennten sich die Füchse von sportlichen und finanziellen Hochkarätern. Nochmals im beachtlichen Umfang vor der aktuellen Saison.

Dass man mit etwa der Hälfte der Spitzenetats von Kiel, Hamburg oder Rhein Neckar Löwen (die bewegen sich zwischen 8 und 10 Millionen Euro) mittlerweile so gut dasteht, ist ein Indiz für verantwortungsbewusstes Wirtschaften und eine kluge Personalauswahl unter den Fittichen von Hanning.

Und neben momentan Rang fünf haben die Berliner erstmals die Teilnahme am DHB-Finalturnier in Hamburg erreicht. Ein Punkt bei Chambery Savoie (Frankreich) oder am 30. März daheim gegen HC Sporta Hlohovec (Tschechien) und die Füchse sind als Gruppensieger beim EHF-Cup Finalturnier (17./18. Mai) dabei. Und haben mit dem Heimvorteil in der Max-Schmeling-Halle die Chance auf einen europäischen Siegerpokal.

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