Kleider machen Leute – Die sechste Mercedes-Benz-Fashion-Week macht Berlin zur Modehauptstadt

 

Nicht nur in Anbetracht der kühlen Außentemperaturen ist die Wintermode passend. Die Branche muss sich warm anziehen. Angesichts der Finanzkrise geben selbst die Begüterten weniger für Bekleidung und Accessoires aus. Trotz der Rezession erfreut sich die Mercedes-Benz-Fashion-Week immer größerer Beliebtheit. Innovation, Experimentierfreunde und die Lust am Affront zeichnen die Mercedes-Benz-Fashion-Week Berlin von ähnlichen Veranstaltungen aus. „Die Veranstaltung wächst nicht nur im Hinblick auf die Quantität der Designer.“, betont Maia Guanarcia, „Auch deren Qualität steigt stetig.“ ALLUDE, Anja Gockel, Kilian Kerner, Marcel Ostertag, Mongrels in Common, No Ifs, Schumacher und Strenesse, BOSS Black, Joop! – nur einige der Marken, welche ihr Kommen angekündigt haben. Der von der internationalen Presse als neues deutsches Designtalent gelobte Sam Frenzel, Gewinner des „Designer for Tomorrow Award“ der letzten Saison, wird erstmals eine eigene Laufsteg-Show vorstellen. Der „Designer for Tomorrow Award“ wird zukünftig im Juli verliehen. Im jeweiligen Folgejahr will Peek & Cloppenburg den Preisträger mit einer Solo-Show würdigen. Maia Guanarcia, Vizepräsidentin der IMG Fashin, Europe, kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken: „Mit 33 Schauen und Präsentationen im Rahmen der Mercedes-Benz-Fashion-Week Berlin hatten wir im Juli eine sehr gute Saison.“ Designer, Experten, Modells und Journalisten aus aller Welkt zog es im Vorjahr zu der Exklusivveranstaltung, die zeitgleich mit der Modemesse „Bread & Butter“ abgehalten wurde. Vor zwei Jahren sah das noch anders aus. Modejournalistin Suzy Menkes gab sich 2008 unbedarft: In Berlin gebe es eine Fashion Week? 2009 saß die Grand Dame der Modekritik selbst neben dem Laufsteg. Auch dieses Jahr wird das skeptische Auge der Menkes herbei gehofft und gefürchtet. Nachteiliger, als dass die neue Kollektion – im übertragenen Sinne – von der Modekritik in der Luft zerrissen wird, ist Desinteresse. Unsichtbar zu sein ist das Todesurteil für die Mode. Besonders aufstrebende und junge Marken setzen gern auf Skandaleffekte.

Am 21. Januar lässt Patrick Mohr seine Kreationen vorführen. Im letzten Jahr verursachte der Münchener Designer einen Skandal, als er Obdachlosen unter die professionellen Modells mischte. „Ich würde mich freuen, wenn sich bei den Obdachlosen durch diesen Auftritt etwas verändert.“, äußerte Mohr damals. Genau, Obdachlose sollen endlich modebewusst werden. Man tut ja immer so, als würde man die Penner am nahe gelegenen Alexanderplatz übersehen, aber etwas stilvoller könnten die sich schon anziehen. Und wann gibt es endlich Sozialhilfeempfänger auf dem Laufsteg? Das wäre mal eine andere ABM. Parallel zur Wirtschaftskrise zeichnete sich in der Wintersaison 2009 ein paradoxer Gegentrend zum Luxusartikel ab. Pelz war plötzlich wieder tragbar, Krokodil und Schlange wurden wieder zu Gürteln, Handtaschen und Geldbörsen. Herrschte in letzten gähnende Leere, boten Zebra-, Tiger und andere Animal Prints Ersatz. Das Einkommen wurde bescheidener, die Mode mondän. Schwere Klunkern trug man nicht mehr nur im Denver-Clan. Schulterpolster, die selbst Joan Crawford zu kantig gewesen wären, dazu toupiertes Haar oder Leggins und Nieten. Die schlimmsten Verfehlungen der Achtziger waren wieder da. Als wolle die Mode ein Zeichen setzte: Yes, we can! Wir dürfen sündigen, jetzt erst recht. Wer Karten oder gar eine der begehrten exklusiven eine Einladungen zu einer der Schauen hat, kann sich glücklich schätzen. Karl-Heinz Müller, Chef der Berliner Modemesse „Bread & Butter“, verkündete, man erwarte noch mehr Besucher als in den letzten Jahren. Mit neu vertretenen Marken wie Boss Orange und Diesel sowie Aufsteigern wie Kaviar Gauche ein durchaus realistisches Ziel. Mit Großveranstaltungen ist es eben wie bei der Mode: die Aufmachung zählt.

Mercedes-Benz-Fashion-Week Berlin: 20. – 23. Februar

Bebelplatz

www.mercedes”benzfashionweekberlin.com

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