Kein Imageproblem mit der Deutschen Bank – Die Berliner Philharmoniker pflegen ihre Kooperation mit der Deutschen Bank

Das ist nicht ein Geldhaus der Deutschen Bank, das ist die Berliner Philharmonie. © Schirmer

Von dieser Bank nun sind die Berliner Philharmoniker abhängig, indem diese ihnen dem Vernehmen nach jährlich zwei Millionen Euro (die offiziell im Hause niemand bestätigen will) zahlt und damit etwa ein Achtel ihres Etats abdeckt. Hinzu kommen weitere Förderungen. Dieses Bündnis besteht nun bereits seit 25 Jahren und wurde bis 2020 verlängert. Damit will sich die Bank zu ihrem 150. Jahrestag schmücken. »Wir sind stolz, seit über einem Vierteljahrhundert der Partner der Berliner Philharmoniker zu sein und freuen uns, dieses Spitzenorchester auch in den nächsten Jahren aktiv zu begleiten«, erklärt Jürgen Fitschen in einer Pressemitteilung. »Disziplin, Können und Innovationskraft machen die Berliner Philharmoniker zu einem idealen Partner für die Deutsche Bank.«

Prompt fragte ein Journalist, ob das Orchester mit dem Daueraufenthalt der Manager in den Gerichten ein Image-Problem habe. »Nein«, beteuerten der Intendant Martin Hoffmann und die Orchestervorstände. Im Gegenteil, euphorischer Dank an die Bank bleibt ungebrochen. Bedeutende Projekte wie das Educationprogramm, die Digital Concert Hall sowie die Osterfestspiele in Baden-Baden hängen ganz oder teilweise vom Geld der Deutschen Bank ab. Das reicht bis in die Spesen für Auslandsreisen, also in das persönliche Auskommen hinein.

Wie geht man mit dieser Abhängigkeit um? Leistung und Leistungsfähigkeit der Berliner Philharmoniker stehen außer Frage. Sie genießen hohes Ansehen in aller Welt und sind ein Pfeiler im Kulturbetrieb der deutschen Hauptstadt. Die Berliner Konzertbesucher reißen sich um die Karten. Abonnements werden vererbt. Die Auslastung der Philharmonie mit 93 Prozent ist ein deutlicher Beweis, und auch die Steigerung im Kammermusiksaal um 10 auf 71 Prozent beweist erfolgreiche Bemühungen.

Die Haushaltspolitik des Berliner Senats, der die alleinige Finanzierung des Orchesters seit Jahren aufgegeben hat, haben die Musiker nicht gemacht. Auch eine Finanzierung durch den Bundeshaushalt kommt ihnen nicht zu Hilfe. Schon einmal in ihrer Geschichte haben Berliner Philharmoniker alle Bedenken beiseite geschoben. Wie sollen es andere anders machen? Auf Schritt und Tritt werden Theatern, Orchestern, Museen, Bibliotheken die nötigen Mittel gekürzt oder gestrichen. Da kommt ein großzügiger Geldgeber recht. Und jene Banken, Konzerne und Handelshäuser, die Geld geben, wissen ihre Steuerschuld damit sehr gut zu reduzieren. Besonders Spitzenensembles stärken das Image und bringen ihr Geld wieder herein, ja sie täuschen ungewollt über die schmutzigen Hände im Bankgeschäft hinweg. Die Großen könnten mehr Steuern zahlen, wie noch unter Helmut Kohl, und der Staat könnte die Kunst finanzieren, doch damit verblasste das Image der Sponsoren. Und die Künstler selbst wollen spielen, leben und ihr Können entwickeln. Dankbar nehmen sie die Hilfe an, die ihnen hohe Leistungen oder einfach die Existenz ermöglicht. Und der Sponsor glänzt. Alle wissen es längst: »Die Kunst geht nach Brot«. Wo hat dieser Unfug Grenzen?

Mit den privaten Fördersystemen stellt sich auch die Frage der Effizienz und des Subjektivismus, um nicht zu sagen der Willkür in der Kulturförderung. Wozu braucht zum Beispiel die Deutsche Bank Stiftung eine »Akademie Musiktheater heute«? Bilden nicht Musik- und Theaterhochschulen qualifizierte Leute aus? Haben nicht (die bessergestellten) Opernhäuser und Orchester ihre Opernstudios und Orchesterakademien für die Nachwuchsförderung? Bildet die Akademie der Künste nicht Meisterschüler aus? Und wenn die mehr tun könnten, brächten höhere Steuern der Banken und Konzerne die Mittel für mehr Qualität (und eine gerechtere Verteilung). 50 Milliarden Steuergeschenke  pro Jahr verschieben eben das wirtschaftliche Gleichgewicht und schaffen »Sachzwänge«, die dann alle als unausweichlich ansehen. Um auf die Deutsche Bank zurückzukommen: in der Millionärsoase Baden-Baden fördert ihre Stiftung Kinderopern als Nebenprodukt der Operninszenierungen der Berliner Philharmoniker. Studenten inszenieren und statten aus, das Orchester und die Infrastruktur stellen die Berliner Philharmoniker – die Bank ist dicke da. Wieder ein Imagegewinn. Wo die Steuerpolitik und die Kulturpolitik schief laufen, wie stellen sich die tonangebenden Künstler dazu?

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