Im letzten Spiel ihrer Karriere: Inka Grings verwandelt beide Tore zum 2:0 (1:0) Sieg gegen Bayern München II

© 1. FC Köln

Authentischer geht es nicht, der Übergang von Spielerin zur Trainerin

Vor der Partie wurden Inka Grings, Caroline Dej, Doreen Nabwire Omondi, Neide Simoes, Nadja Pfeiffer und Vanessa Hafkemeyer von FC-Vizepräsident Toni Schumacher verabschiedet. Die ehemalige Nationalstürmerin Inka Grings wechselt nach der Saison in den Trainerbereich. Die zweimalige Europameisterin erzielte in 271 Bundesligaspielen 353 Tore. Und ihr Abschluss ihrer eindrucksvollen Karriere könnte treffender nicht sein: Denn die Stürmerin verabschiedete sich mit zwei Toren. Authentischer geht es nicht. Nach dem Schlusspfiff begann eine neue Zeitrechnung im Deutschen Frauenfußball. Denn Inka Grings bleibt dem Fußballsport erhalten. Sie möchte Trainerin werden

Im heutigen Fußball überzeugt man durch Fachwissen und Kompetenz

„Ich habe Anfang des Jahres bereits die Trainer-A-Lizenz absolviert, im nächsten Jahr möchte ich den Fußballlehrer angehen,“ erklärte sie jüngst in einem Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). Zur Frage, ob sie den Mut hätte, die erste Trainerin eines deutschen Männer-Profivereins zu werden, antwortet sie mit einem „warum nicht“.  Dass sie es sich zutraut, das steht fest. In ihrer Zeit beim FC Zürich hatte sie nebenbei schon das Stürmer-Training bei männlichen Jung-Angreifern geleitet. „ Da gab’s keinerlei Akzeptanz-Probleme. Ich traue mir so etwas durchaus zu, denn im heutigen Fußball überzeugt man durch Fachwissen und Kompetenz.“

Die Männer hören bei kompetenten Frauen erst Recht zu

Inka Grings ist der Überzeugung, dass sofern Fachwissen und Kompetenz bei einer Trainerin vorhanden ist, die Männer erst recht zu hören. Eine Art „Merkel-Syndrom“ könnte sich wohl auch im Männerfußball breit machen, nicht nur der „Mutti-Effekt“ in der Politik.  „Realistischer ist aber, dass ich erst mal im Frauenfußball als Trainerin einsteige,“ ergänzt die erfahrene Grings. Sie kennt das aktuelle Beispiel der Portugiesin Helena Costa, die als erste Frau überhaupt einen französischen Fußball-Profiverein trainieren wird. Kürzlich wurde die 36-Jährige vom Zweitligisten Clermont Foot verpflichtet. Mit der Verpflichtung einer Trainerin trete Clermont Foot 63 „in eine neue Ära“, hieß es in der Pressemitteilung der Franzosen.

Der 1. FC Köln dominierte die Anfangsminuten

Fünf Minuten waren in der Partie der FC-Frauen gegen den FC Bayern München II gespielt, da lief Inka Grings auf und davon und vollstreckte eiskalt gegen FCB-Keeperin Fabienne Weber zum 1:0. Der FC Köln bestimmte das Spielgeschehen in der Anfangsphase. Nach einer torgefährlichen Aktion von Mandana Knopf, rettete wenig später die Defensive der Bayern gegen Grings für die bereits geschlagene Weber auf der Linie. FC-Torhüterin Neide Simoes hatte zunächst wenig zu tun. Den Schuss von Monika Fuss parierte sie souverän. Danach drängte Köln wieder auf den nächsten Treffer. Rachel Rinast scheiterte aus 17 Metern an Weber. Die größte Gelegenheit in dieser Phase hatte aber Grings, die mit Ball an Keeperin Weber vorbeizog, die Kugel aus spitzem Winkel aber an den Pfosten jagte.

Auch das zweite Tor wurde von Inka Grings verwandelt

Die Torhüterin der Bayern blieb auch danach unter Beschuss. Erst hielt sie einen Kopfball von Grings, dann nickte Maike Seuren nach einem Freistoß von Yvonne Zielinski das Leder knapp am Kasten vorbei. Die letzte Aktion vor der Pause hatte Rinast, doch ihr Versuch strich über das Gehäuse. So ging es mit einer 1:0-Halbzeitführung in die Kabine. Im zweiten Durchgang gelang es den Bayern die Partie etwas ausgeglichener zu gestalten, die größeren Chancen hatte aber der FC. Grings drückte eine Hereingabe von rechts über das Tor. In der 76. Minute war die Stürmerin dann wieder zur Stelle. Eine Flanke von links nahm Grings im Strafraum an, schirmte den Ball ab und schob das Leder flach zum 2:0 ins Tor – ihr 25. Pflichtspieltreffer in 22 Partien für den FC.  Danach zwang Bayerns Julia Deißenböck Simoes zu einer schönen Parade, die den 30-Meter-Freistoß aus dem Winkel fischte.

Zweiter Tabellenplatz für den 1. FC Köln

Ein Schuss von Grings wurde im Strafraum geblockt, auf der anderen Seite griff Simoes gegen Bayerns Antonia Heider beherzt ein. Es blieb beim 2:0-Endstand im letzten Saisonspiel gegen die Bayern. Die FC-Frauen beenden die Saison der 2. Bundesliga Süd auf dem zweiten Tabellenplatz – hinter dem südbadischen SC Sand, der verdient in die Bundesliga aufsteigt. Vor ein Paar Tagen erklärte deren Cheftrainer Dietmar Wendling mit Respekt, dass die Kölner Zweitliga Truppe es auch verdient gehabt hätte aufzusteigen. Die nun gerade zu diesem Augenblick ehemalige Fußballerin Inka Grings betonte, dass der Frauenfußball sich generell sehr zum Positiven weiterentwickelt hat.

Grings: Das Spiel ist anspruchsvoller geworden

Der weibliche Fußball sei allen Unkenrufen zum Trotz ein durchaus intelligenter Sport mit vielen interessanten Facetten geworden. Auf und neben dem Platz. „Wenn ich mir allein die Spielsysteme anschaue: Es gibt schon lange keine statischen Positionen mehr auf dem Feld. Abwehr-, Mittefeld- und Angriffsspieler müssen in komplexen Systemen sowohl verteidigen wie gemeinsam angreifen. Das Spiel ist anspruchsvoller geworden. Entsprechend sind auch viel intelligentere Spielertypen gefragt als früher,“ betonte sie im Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Aktuelle Stimmen zum Spiel:

Inka Grings: „Wir hätten heute noch etwas höher gewinnen können, aber der Sieg ist absolut verdient. Die Bayern scheinen uns in dieser Saison zu liegen. Natürlich bin ich glücklich, dass ich in meinem letzten Spiel getroffen habe. Es war ein sehr entspannter Tag für mich, obwohl mir bewusst war, dass es meine letzte Partie als Spielerin werden würde. Ich hatte eine wunderschöne Zeit als Fußballerin und freue mich jetzt auf neue Aufgaben, die kommen werden.“

Trainer Willi Breuer: „Wir haben uns heute einen schönen Saisonabschluss verschafft. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und wollte, auch wenn es sportlich um nichts mehr ging, unbedingt gewinnen. Wir haben leider in dieser Saison nicht konstant genug gespielt, um aufzusteigen. Jetzt geht es in die Sommerpause. Wir wünschen den Spielerinnen, die uns verlassen werden, alles Gute. Wir werden in der neuen Saison den Aufstieg wieder angreifen.“

So spielte die 1. Frauenmannschaft des 1. FC Köln:

Simoes – Tekkal, Bender, Schrum (72. Kirschbaum), Frommont – Seuren, Fliege (85. Hüttebräucker) – Knopf, Zielinski, Rinast (80. Defterli) – Grings

Tore: 1:0 Grings (5.), 2:0 Grings (76.)

Gelbe Karte: Tekkal (68.), Deißenböck (64.)

Schiedsrichter: Katrin Rafalski (Bad Zwesten)

Zuschauer: 520

Quellen: WDR, DFB, 1. FC Köln, Rewe, FC Zürich, Wikipedia

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