Ich bin gastrosexuell und das ist gut so! – Zum Buch „Gastrosexuell“ von Svenja Jelen, Simon Knittel und Emil Levy Z. Schramm

Svenja Jelen: Gastrosexuell. Männer, die fürs Kochen brennen. © Delius Klasing

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Verbrennen ist nicht nur als kunstvolle Bestattungsart bestens bekannt, sondern auch als Hinrichtungsweise. Über Jarhunderte brannten vor allem Ketzer auf diesem Planeten. Geht es nach den Autoren Svenja Jelen, Emil Levy Z. Schramm und Simon Knittel brennen vor allem Männer und zwar fürs Kochen.

In deren Buch „Gastrosexuell“ aus dem Bielefelder Verlag Delius Klasing stellen sie klar, dass unter Gastrosexuell weder Sex in der Küche noch mit Küchengeräten zu verstehen sei. Im Gegenteil: Gastrosexuelle Männer seien Männer, „die privat auf Gastroniveau kochen“. Wir vom WELTEXPRESS Gourmet fühlen uns angesprochen, vor allem als Gastrosophen, die laut Jelen, Schramm und Knittel zwar „seltener“ kochten, „dafür aber um so mehr gutes Essen zu schätzen“ wissen würden. Wer solche warmen Worte schon im Epilog zu lesen bekommt, der blättert gerne weiter.

Die drei Autoren suchten offensichtlich „Vollblut-Gastrosexuelle Männer“ im „Raum Berlin“ auf, die zum Zeitpunkt ihres Erscheinens über „eine nahezu perfekt ausgestattete Küche mit imposanten Geräten“. Immerhin fand die Abschlußarbeit eines Designstudiums den Weg über den Verlag an eine breitere Öffentlichkeit. Das ist so gut wie die bunten Bildern eines talentierten Fotografen. Im Vorwort erinnert Denis Scheck an die in den 60er- und 70er Jarhen des vergangenen Jahrhunderts astrosexuell Geprägten und erklärt das Gastrosexuelle zu einem Phänomen des 21. Jahrhunderts. Gastrosexuelle seien „konvertierte Astrosexuelle“. Aha.

Bevor Männer wie Felix, Johannes und Henning, Justus, Philiph, Christoph, Matthias, Jörg, Florian, Oliver und Simon porträtiert werden und sich präsentieren, wird eine Nice-to-have-Liste von Backmatte und Backpinsel über Eismaschine und Flambierbrenner, Mörser und Reibe bis Thermometer und Vakuumiergerät kurz vorgestellt.

Vorschläge fürs Einkaufen beenden ein 144 Seiten langes Buch, in dem auch Rezepte (Vorspeisen, Hauptgerichte und Dessert) nicht zu kurz kommen.

Ich selber schaue weiter liebe in den „Playboy“ als in die „Beef“ und investiere in Aktien statt in Niedertemperaturgarer, aber mein guter gastrosexueller Freund darf mich weiterhin gerne einladen. Schließlich „brennt“ er fürs Kochen und kann mehr als die meisten Frauen, die ich kenne, aber was heißt das schon.

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Svenja Jelen, Simon Knittel, Emil Levy Z. Schramm, Gastrosexuell, Männer, die fürs Kochen brennen, 144 Seiten, 104 Farbfotos, 10 S/W Fotos, mit Lesebändchen, Format: 18,3 x 29,2 cm, flexibel gebunden, Verlag: Delius Klasing, Bielefeld, 1. Auflage 2016, ISBN: 978-3-667-10443-4, Preise: 19,90 EUR (D), 20,50 EUR (A)

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