Horoskop von König Ludwig II.

Geboren wurde Ludwig II. am 25. August 1845 auf Schloss Nymphenburg um 0.30 als ältester Sohn von Kronprinz Maximilian und Kronprinzessin Marie Friederike. (1) Er war Jungfrau mit Aszendent Krebs. Schon um seine Herkunft gibt es Gerüchte, die astrologisch nachvollziehbar sind: Seine Sonne steht in Opposition zum Medium Coeli (MC) in den Fischen, dem höchsten Punkt im Horoskop. Fische symbolisieren immer etwas Verschwommenes. Und da die Sonne im Horoskop auch der eigene Vater ist, umgibt die Vaterschaft von König Ludwig etwas Unklares, etwas, was man der Öffentlichkeit nicht preisgeben möchte. Gemunkelt wird, Maximilian II. habe Syphilis gehabt und wäre deshalb zeugungsunfähig gewesen. Als biologischer Vater wird deshalb Ludwig Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen, ein hohes Mitglied der bayerischen Armee, gehandelt. Eine weitere Variante deutet auf den Hofkellermeister und Kammerdiener Joseph Tambosi hin. Wie so oft bei Ludwig ist auch diese Frage brisant, aber ungeklärt. Nur eine Genanalyse könnte sie bestätigen oder verwerfen. (2) Aufgrund des unklaren Vaterbildes war König Ludwig, astrologisch gesehen, Zeit seines Lebens bewusst oder unbewusst auf der Suche nach sich selbst.

Ludwig war nicht nur im Sonnenzeichen Jungfrau, sondern hatte auch Merkur, Venus und Chiron in diesem Tierkreiszeichen, ja, er war sogar überaus „jungfraubetont“. Jungfrauen gelten als bodenständig, wissensdurstig, analytisch begabt und verstandesmäßig orientiert. Sie interessieren sich dafür, wie Dinge funktionieren. Es ist überliefert, dass Ludwig Bücher geradezu verschlungen hat. Pro Tag soll er ein Exemplar gelesen haben (Venus-Merkur-Konjunktion). Diener wurden sogar angewiesen, Konvolute zu studieren und ihm dann den Inhalt vorzutragen. Außerdem hat er an der Münchner Universität die Fächer Physik, Chemie und Philosophie belegt. (3) 1868 gründete er die „Polytechnische Schule München“, die heutige Technische Universität München. Seine Kutschen hatten zwar spätbarocke Formen, aber die modernste Technik der damaligen Zeit. So fuhr Ludwig II. das erste elektrisch beleuchtete Fahrzeug der Welt – den „Puttenschlitten“. Zusammen mit dem „Oktoberfest-Phaeton“ ist er eine der Attraktionen des Münchner Marstallmuseums. Das bedeutet, dass Ludwig II. auf der einen Seite sehr modern war (Jungfrau), auf der anderen Seite dagegen sensibel, romantisch und verträumt (Aszendent Krebs). „Trübster tröster sohn der nacht!“ nannte ihn der deutsche Dichter Stefan George (Krebs), nachdem er 1891 Schloss Linderhof besucht hatte. Er fühlte sogar eine schöpferische Verwandtschaft zu Ludwig II., der bei ihm „heftigen Seelenkatarrh auslöste“ und widmete dem Monarchen seinen Gedichtband „Algabal“. (4)

Genauso wichtig wie die Sonne ist das Mond. Er stellt die Bedürfnisse des Menschen dar, was man braucht um sich wirklich wohl zu fühlen. Ludwigs Mond steht im 12. Haus, Haus der Fische, das eine gewisse Weltabgeschiedenheit symbolisiert. Dem „Märchenkönig“ war es überaus wichtig, sich immer wieder in seine eigene Umgebung zurückziehen. Auch bei Theatervorstellungen wollte er nicht mehr begafft werden wie ein exotisches Tier. Er verlangte Vorstellungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zuerst fanden diese im Cuvilliés-Theater, dann im Nationaltheater statt. (5)

Vergangenheit, Essen und Familie spielen eine große, wenn auch nicht immer harmonische Rolle für Menschen mit Aszendent im Krebs. Außerdem ist der Aszendent auch für die äußere Erscheinung zuständig. Zu seinen Eltern hatte Ludwig II. schon immer ein angespanntes Verhältnis (Sonne-Mond-Quadrat). Seine Mutter, die eher etwas schlicht gestrickt war, nannte er eine „preußische Gebärmaschine“. (6) Schuld daran war vor allem seine strenge Erziehung in der Kindheit, die Ludwig seelisch sehr verletzt hat (Mondknoten-Chiron-Sextil). Weil er in seiner Kindheit nur spartanisch ernährt wurde, aß und trank er später sehr viel, vor allem Süßigkeiten und Alkohol.

Mond im Horoskop eines Mannes sind auch die weiblichen Personen in seinem Leben. Ludwig bevorzugte Frauen, mit denen man sich gut unterhalten konnte (Mond in den Zwillingen) und die sich für Kunst (Mond im 12. Haus, Haus der Fische) interessierten. So soll er ein Faible für die ungarische Schauspielerin Lila von Bulyowsky gehabt und ihr seine erotischen Gemälde in seinem Schlafzimmer auf Schloss Hohenschwangau gezeigt haben. Er bezeichnete sie als „meine geliebte Freundin“, „Julia“ und „Maria Stuart“ und sich selbst als „Romeo“ und „Mortimer“. (7)

Mit seiner Cousine, der Herzogin Sophie Charlotte in Bayern, war Ludwig sogar verlobt. Beide liebten die Musik von Richard Wagner. Sophie spielte und sang für ihn die Arien der Elsa, Elisabeth und Senta. In Anlehnung an seine Lieblingsoper „Lohengrin“ nannte er seine Braut Elsa. Interessanterweise bezeichnete er sich jedoch nicht als „Lohengrin“, sondern als „Heinrich“. Die Verlobung wurde später unter einem Vorwand gelöst. (8)

Mit Kaiserin Sisi verband ihn die Liebe zu allem Schönen und Mystischen – und die tiefe Abneigung gegen höfische Repräsentationspflichten. Beide fühlten sich in großen Gesellschaften unwohl und haben sich immer mehr zurückgezogen. (9) Besonders verehrt hat König Ludwig jedoch die 21 Jahre ältere Zarin Maria Alexandrowna von Russland. „Wie durch Sakramentes Kraft“ habe er sich in ihrer Nähe und durch ihre Worte erhoben und gestärkt gefühlt. (10) Kennen gelernt hatten sie sich 1864 in Bad Kissingen. Er nannte sie unter anderem „Engel“ und „meine wahre Mutter“ ”¦ (11) Als sie ihn in Berg besuchte, ließ er für sie ein Feuerwerk über dem Starnberger See aufsteigen. Die ganze Nacht spielten Kapellen Partien aus Wagner-Opern oder italienische Gondoliere Lieder. Mit ihr konnte er viele Fragen ausführlich bereden, die ihm auf der Seele lagen. (12)

Der rückläufige Mars (Erotik) und Neptun (Sehnsucht) im Tierkreiszeichen des Wassermanns (Homosexualität) deuten jedoch darauf hin, dass sich Ludwig nicht zu Frauen, sondern zu Männern hingezogen fühlte. Damals konnte er sich jedoch nicht wie der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hinstellen und sagen: „Ich bin schwul, und das ist gut so!“ Öffentlich durfte er diese Neigung nicht ausleben, sie musste unter Verschluss bleiben. Interessanterweise beherrscht Neptun (Geheimnis) in seinem Horoskop auch das 10. Haus (Öffentlichkeit) und macht ein Sextil zu Pluto im Widder (Sexualität) im 11. Haus (Freunde). Immer wieder hat Ludwig nach Gleichgesinnten gesucht, die in ihm nicht den König, sondern den Menschen sahen. Diese Schwäche wusste vor allem Richard Wagner für sich zu nutzen. Er nahm ihn finanziell aus, wollte ihn isolieren und für seine eigenen politischen Ideen einspannen. Außerdem belog er ihn in Bezug auf sein ehebrecherisches Verhältnis mit Cosima, die mit dem Dirigenten Hans von Bülow verheiratet war. (13) Doch Ludwig verehrte in ihm den genialen Komponisten. Musikalisch war Ludwig selbst nicht, dafür aber ein großer Mäzen – sein Jupiter (Förderer) steht im Tierkreiszeichen des Stiers (Kunst, Architektur und Musik). Fünf Werke, nämlich „Tristan und Isolde, „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Rheingold“, „Die Walküre“ und „Die Feen“ wurden in München uraufgeführt. Nachdem Wagner am 13. Februar 1883 in Venedig starb und man ihn im Garten der Villa Wahnfried in Bayreuth beigesetzt hatte, sagte Ludwig: „Den Künstler, um welchen jetzt die ganze Welt trauert, habe ich zuerst erkannt und der Welt gerettet.“ (14)

Transithoroskop am 13. Juni 1886

Am 11. Juni 1886 wurde König Ludwig auf Schloss Neuschwanstein in Gewahrsam genommen und einen Tag später nach Schloss Berg verbracht. Dort musste er sich in einem Zimmer mit verschließbaren Fensterriegeln, Löcher in den Türen und abgeschraubten Griffen aufhalten. (15) Er starb am 13. Juni abends im Starnberger See. Nach der offiziellen Version wollte sein Arzt den Regenten an einem Selbstmordversuch hindern und kam dabei selbst zu Tode. Diese Version ist jedoch nur eine von vielen. Um seinen Tod ranken sich zahlreiche Gerüchte. Fakt ist, dass die Uhr Ludwigs um sechs Minuten vor 19 Uhr stehen geblieben ist. (16) Saturn ist über den Aszendenten gegangen, was Ende und Neubeginn symbolisiert. Außerdem steht Pluto, Planet des Todes, gradgenau auf seinem Mond (Herrscher über seinen Aszendenten, der Anfang und Ende des Lebens bedeutet) in den Zwillingen. Der Tod kam durch die Luft – Ludwig wurde entweder angeschossen, fiel ins Wasser und ertrank oder er wurde tödlich getroffen und seine Leiche später im Wasser gefunden. Zu dieser Konstellation macht Uranus (unerwartetes Ereignis) noch ein Trigon. Das bedeutet, dass der Tod für Ludwig zwar überraschend kam, für ihn jedoch eine Erlösung war. Das Transithoroskop deckt sich mit den Aufzeichnungen des ehemaligen königlichen Leibfischers, Jakob Lidl. Auf sie wird in dem Buch „Wurde Ludwig II. erschossen?“ von Peter Glowasz ausführlich eingegangen. Angeblich hatte man Ludwig eine Botschaft zukommen lassen, dass ein Boot auf ihn warte, das ihn aufnehmen würde. Der Fluchtversuch sollte beim Abendspaziergang unternommen werden. Als der König jedoch auf den Kahn zuging, fiel vom Ufer her ein Schuss, der ihn in den Rücken traf. (17) Außerdem hat Gertrud Utermöhle eidesstattlich versichert, bei der Reichsgräfin Josephine von Wrbna-Kaunitz, Vermögensverwalterin der Adalbertinischen Linie der Wittelsbacher, den hellen Sommermantel von König Ludwig II. mit Einschusslöchern gesehen zu haben. Dieser ist jedoch bis zum heutigen Tag verschwunden. (18) Deshalb ranken sich weiterhin Geheimnisse und Gerüchte um König Ludwig II., so dass sein Wunsch weiterlebt: „Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen.“

Anmerkungen:

(1) Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_II._(Bayern)
(2) Ammon, Thomas: Ludwig II. für Dummies, Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2007. S. 47ff.

(3) Ammon, Thomas, a.a.O., S. 59.

(4) George, Stefan, Algabal, Gedichte mit einem Nachwort von Bernhard Albers, Rimbaud Verlag, Lyrik Taschenbuch Nr. 62, 2008
(5) Nöhbauer, Hans F., Auf den Spuren König Ludwigs II., Prestel-Verlag, München 2007, S. 140
(6) Ziegler, Cornelia, Bayern -Auf den Spuren von König Ludwig II.. Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld, 2009, S. 68
(7) Schad, Martha, Ludwig II., Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, S. 67ff.
(8) Schad, Martha, S. 55
(9) Schad, Martha, S. 51
(10) Schad, Martha, S. 63
(11) Schad, Martha, S. 64
(12) Schad, Martha, S. 66
(13) Ammon, Thomas, S. 80 u. 81
(14) Schad, Martha, S. 107
(15) Ammon, Thomas, S. 202
(16) Ammon, Thomas, S. 204
(17) Ammon, Thomas, S. 207ff.
(18) Ammon, Thomas, S. 208 u. 209
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