Heute wird es heiß bei den Eisernen – Serie: Vor dem Pokalhit in der neuen Alten Försterei zwischen Union Berlin und Werder Bremen (Teil 2/2)

Eiserne Schlachtenbummler wollen wie hier im Bild bei der Stadioneinweihung vor ein paar Wochen gegen Hertha BSC auch heute beim Pokalspiel gegen Werder Bremen für heiße Stimmung sorgen., Aufnahme: 26.10.2016

Finden wir auch und fragen uns, wer das wie bewerkstelligen soll. Norman Arnold weiß Rat und den teilt er in der Sonderausgabe Saison 2009/10 des Fußball-Magazins 11 Freunde mit. Wir zitieren: „Prunkstück ist die Defensive. Nur 23 Gegentore kassierte die beste Abwehr der Liga in den 38 Spielen der abgelaufenen Saison, Keeper Jan Glinker blieb zwischenzeitlich 527 Minuten am Stück ohne Gegentor. Grundformation ist das klassische 4-4-2, je nach Gegner weicht Trainer Uwe Neuhaus jedoch auch auf ein 3-5-2 oder 4-3-3 aus. Auf den Schlüsselpositionen in der Innenverteidung (Kapitän Schulz, Stuff, Ghlert und Neuzugang Rauw) sowie auf der Sechserposition (Younga-Mouhani, Neuzugang Peitz) ist man gut besetzt. Union verspricht keinen Hurra-Fußball ohne Rücksicht auf Verluste, will vielmehr aus der sattelfesten Abwehr heraus im Angriffsspiel mit hoher Laufbereitschaft ‚viel in den Ballbesitz investieren‘ (Neuhaus), um dann vorne mit den Stürmern Benyamina, Biran, Sahin unddem einen oder anderen später verpflichteten brasilianischen Wunderstürmer eiskalt zuzuschlagen. Mit 59 Treffern stellte der Klub nämlich auch den drittbesten Sturm der vergangenen Saison.“

Der Brasilianer kommt aus Bolivien und heißt John Jairo Mosquera und ist eine Leihgabe aus … richtig, aus Bremen. Paul Linke nennt ihn in der Berliner Zeitung (01.08.) einen Au-Pair-Stürmer. Kann er machen, Hauptsache Mosquera trifft. Zum Stichwort „hohe Laufbereitschaft“ darf angemerkt weden, das Fußball ein Laufsport ist und auch dieser Trainer seinen Spielern das beigebracht und ihnen Beine gemacht haben wird. Das Trainingsgelände am Stadion An der alten Försterei liegt gleich neben der Wuhlheide, einem von mehreren Waldgebieten der Hauptstadt, das zwischen Karlshorst und Köpenick für bessere „Berliner Luft“ sorgt.

Auch Michael Färber sieht die Eisernen „fit für Bremen“ und schreibt in der Berliner Morgenpost (31.07.2009) über „die momentane Frische beim Aufsteiger“. Diese sei auch „ein Verdienst von Johann Stromann“. Den ehemaligen Triathleten hat Neuhaus für zwei Jahre als Athletiktrainer an die Alte Försterei geholt hat. Färber zitiert: "Wir haben in vielen Bereichen die gleiche Meinung", sagt Neuhaus über den 46-Jährigen. Auch wenn er den Neuen im Trainerstab ab und zu noch bremsen muss. "Ausdauerläufe über zwei Stunden, wie sie Extremsportler ja gern einmal machen, gehen im Fußball natürlich nicht", erklärt Neuhaus. Dafür bringt Stromann schon mal ein neues Trainingselement mit. In einer Reaktionsübung so schnell wie möglich einen Kreis bilden, zum Beispiel. Neuhaus: "Das vermittelt auch noch Spaß beim Training."

Union wird also einen Lauf haben und mit Spaß spielen. Oder? Auf jeden Fall mit Jan Glinker (alias Jean Penn) im Tor. Hinten stehen mit Bemben, Göhlert, Stuff und Parensen erfahrene Verteidiger in der Viererkette. Vor der Abwehr makiert Younga-Mouhani den Abräumer. Im – wie wir es nennen – offensiven Mittelfeld sollen Björn Brunnemann, Hüzeyfe Dogan und Kapitän Marco Gebhardt den Ball nach vorne bringen, damit John Jairo Mosquera und Karim Benyamina das Runde ins Eckige befördern können. Im großen und ganzen werden sie auch als „Vorstopper“ gebraucht. Keine Frage: Das Spielgerät in den Kasten knallen dürfen auch die andere.

Björn „Brunne“ Brunnemann verdrängt Aufstiegsheld Torsten Mattuschka auf die Bank. Jedenfalls wird Mittelfeld-Motor Torsten Mattuschke, der den Ball mitunter so gefühlvoll behandeln kann, daß man sich bei dem Kraftpaket verdutzt die Augen reibt und ihn Diego rufen möchte, vorerst auf der Bank Platz nehmen. In der BZ (31.07.2009) heißt es dazu lapidar „’Tusche‘ hat den Konkurrenzkampf im Mittelfeld verloren“, weil Neuhaus auf Neuzugang Björn Brunnemann, der von St. Pauli kam, setzen würde. Ein anderer Neuzugang namens Bernd Rauw hofft auf einen Einsatz.

Ist mit dieser Elf, wie Neuhaus hofft, „sicher eine Sensation möglich"? Möglich ist vieles. "Bremen hat die bessere Mannschaft und ist natürlich Favorit. Wir sind klarer Außenseiter“, stellt er denn auch klar.

Manager Klaus Allofs erwartet von seinem Team den Einzug in die zweite Runde: "Bei allem Respekt vor dem Gegner: wir sind die bessere Mannschaft. Wenn wir die Dinge richtig angehen, dann werden wir uns auch durchsetzen." Trainer Thoams Schaaf will als als Titelverteidiger „gleich wieder gut in den Wettbewerb starten“. Zur Mission Titelverteidigung äußerten sich auch Spieler. Mesut Özil sieht Werder als Favorit und Clemens Fritz freut sich, dass er dort aufläuft. „Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen. Wir haben ja einiges vor. Am Ende der Saison wollen wir schließlich wieder nach Berlin fahren“, meint der Nationalspieler.

Heiß ist die Mannschaft aber nicht nur, weil heute 30 Grad im Schatten drohen und 20 000 Eiserne für Stimmung sorgen, sondern auch, weil bei einem Sieg eine Sensationsprämie winkt. Darüber informieren Michael Kranz und Jürgen Schulz in der BZ (31.07.): „Falls Union Titelverteidiger Bremen tatsächlich aus dem DFB-Pokal kippt, spendiert Präsident Dirk Zingler den Spielern rund die Hälfte der Garantie-Einnahmen in der 2. Runde. Überstehen die Eisernen die 1. Runde (für die es vom DFB als Start-Gage 112.000 Euro gibt), kassiert Union in der 2. Runde vom Verband satte 244.000 Euro.
Die Hälfte davon würde bei einem Triumph über Werder an die Mannschaft ausgeschüttet werden.“

Die Sensation mit Siegpärmie gelingt – wie wir erfahren haben – mit Laufbereitschaft (sic!). Für Werder könnte die Begegnung auch wegen der sengenden Sonne von Berlin ein heißes Pokal-Duell werden.

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