Herthas Aufbau- und Angriffsspiel ist verbesserungswürdig

Der Coach wird von den Anhängern schon liebevoll Jos genannt. Wie kein anderer Trainer in den letzten Jahren in Berlin zuvor taktiert er obendrein mutig und was ihm besonders hoch anzurechnen ist, er setzt mehr als alle anderen auf junge Nachwuchsspieler und gibt jüngeren oft den Vorzug gegenüber älteren, erfahreneren!

Aber auch Jos Luhukay hat erkannt, das Spiel nach vorn muss besser werden. Deshalb: Risikoreicher zu spielen heißt nicht etwa, Konter einfangen zu müssen. Dem in Berlin immer mehr geschätzten Ronny zuliebe (wenn es holperte, war er spielentscheidend – nur nicht gegen Kaiserslautern – zur Stelle), hat Luhukay sein ursprüngliches 4-4-2-System sogar auf Ronny zugeschnitten und spielt nun 4-2-3-1. Wenn es früher um entscheidende Punkte ging und Big Points gesetzt werden mussten, versagte Hertha oft genug. Früher – jetzt nicht mehr!

Gegen Kaiserslautern signalisierte Luhukay seinen Spielern und allen im Stadion: Wer wagt, der gewinnt! Welche Attribute zeichnen den Aufstiegstrainer aus: Er ist couragiert, unerschrocken, besessen, risikobereit, hat das richtige Feeling für Entscheidungen und ist eben erfahren wie kein anderer im Aufstiegskampf – der beste Trainer, den Hertha situationsbezogen je hatte! Seine Spielanalysen und der Umgang mit der Presse sind verständlich und gut vermittelnd.

In dieser Situation würde ich als Trainer nun wagen, mindestens eine ganz Woche lang, Tag für Tag, Trainingseinheit für Trainingseinheit das Spiel nach vorn mit möglichst genauer Passfolge auf die Spitzen, mit ausdrücklich geforderten Pässen in die Tiefe, das Kombinationsspiel mit den Spielern vorne drin und in sich öffnende Lücken und Räume zu üben, bis sich das Steilspielen aus der zweiten und hinteren Reihe automatisiert und gekonnt vorgetragen werden kann. Was hätte das zur Folge?

Natürlich wissen auch Zweitligaspieler, dass der Steilpass wesentlich schwieriger ist als quer oder zurück zu spielen. Doch die wenigsten haben den Blick und die Technik, das Schwierigere und Effizientere anzubringen, da muss es nämlich eine fast identische Schaltung von Fuß und Gehirn und dazu noch das Gefühl für den Raum und Mitspieler geben. Und ein Steilpass setzt noch etwas voraus: Das Wissen um den "Zweiten Ball", das Erobern und Nachsetzen für abgeblockte Bälle. Ehe das in Fleisch und Blut übergeht, müssen entweder solche Könner her, die das beherrschen oder, wenn sie in dieser Saison nicht vorhanden sind, muss es täglich geübt werden.

Ein Auftreten einer Mannschaft, die neben der Leidenschaft und großem Einsatz, dem Kampfeswillen, der sich übertragenden Körpersprache nun auch mit Angriffsfußball brilliert und begeistert, die noch mehr signalisiert, kommt zu den folgenden Aufstiegsspielen vermehrt ins Stadion, wir bieten Euch keine Langweiler mit Quer- und Rückwärtsgespiele, sondern attraktiven Fußball, so dass der Funke sogar auf Euch überspringen wird. Der Weg ins Berliner Olympiastadion lohnt sich!

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