Hase im Hirsch oder Wild, Wirt und Wellness im Alpenlandhotel Hirsch in Bad Oberdorf

Hirsche hüpfen nicht. So viel ist sicher. Dann steht er da, der Hirsch, direkt vor mir, erst am Hinweisschild zum und dann oben am Haus. Nein, Hirsche hüpfen nicht, jedenfalls nicht so hoch wie hier im Alpenlandhotel Hirsch die Trophäe von einem hängt. Die Geweihträger würden mit ihrem Kopfschmuck in den hohen Tannen in den noch höheren Bergen, die das Allgäu beherrschen, hängen bleiben, zumindest solange die Männchen, welche die Geweihe tragen, nicht ohne durch Wald und Flur unterwegs sind. Das ist Jahr für Jahr nach der Paarungszeit im Herbst der Fall. Der König des Waldes, der Rothirsch, der zudem der größte Geweihträger in Deutschland ist, läuft schnell und springt weit. Doch wie der hüpfende und Haken schlagende Hase landet der Hirsch im Alpengasthof Hirsch in der Küche besonders dann, wenn er als Platzhirsch nicht flüchten sondern sich paaren will. Dann hüpft der Hirsch mit Geweih schon mal vor das Gewehr des Jägers.

Das Alpenlandhotel

wird als Haus in der „Hauschronik von den Anwesen Hausnummer 1 bis 96 in Bad Oberdorf“ erwähnt als das seit Einführung der Hausnummer im Jahr 1785 mit der Nr. 76, welches laut Hauschronik von Bad Oberdorf erstmals um 1700 genannt wurde. Im Laufe der Jahre wurde um-, aus-, ab-, an- und aufgebaut, so daß sich das Haus mit Bereichen in „geschlossener Holzbauweise“ und gemauerten Natursteinen von einem bäuerlichen Anwesen, in dem auch Hammerschmiede und Bäcker zuhause waren, Schritt für Schritt zu einem Gasthof und Hotel samt „Tanzsaal“ und „Eiskeller“ entwickelte. „Seit 1920 ist das Gasthaus voll bewirtschaftet“, entnehmen wir der Chronik. Der heutige Inhaber, Manfred Wehn, mit dem ich in dem großen, dicken Buch blättere, erzählt, daß früher die Salzfahrer von der Salzstraße hier eingekehrt seien. „Später wurden die Pferde der Post gewechselt“, meint er und auch, daß die Postboten und Salzfahrern mit ihren Pferde damals die ersten zu bewirtenden Gäste gewesen sein dürften. Zudem sei der Name des Hauses von „bu Enderle“, was so viel wie „beim Enderle“ bedeutet und auf einen Alteigentümer namens Endreß zurückzuführen sei, im Laufe der Zeit zum „beim Hirschwirt“ geworden.

Nicht nur der „Hirsch“ auch der Ort Oberdorf wandelte sich und seinen Namen. Wegen der Schwefelmineralquellen wurde ihm 1888 von Prinz Luitpold von Bayern der Titel eines Mineralbades gegeben. Seit 2001 hat die gesamte Tallage, also die Gemeinde Bad Hindelang mit allen Ortsteilen den Titel Kneippheilbad. Somit ist Oberdorf also ein Doppel-Bad, ein Bad hoch Zwei oder Bad Bad Oberdorf.

Die Küche

Vom Bad zur Küche, zu der Hotelier und Wirt Manfred Wehn sagt, daß sie „ausschließlich frische Produkte von zertifizierten Betrieben aus dem Allgäu“ verwende. Wehn ist mit seinem Alpenlandhotel Hirsch seit 2006 Mitglied der LandZunge. LandZunge sei eine Vereinigung von Wirten, Gutshöfen und Gasthäusern der Region Oberschwaben und Allgäu, sagte er, und das Markenzeichen stehe für Qualität.

Einer der Landwirte der LandZunge ist Hans Haslach, der die Küche im Hirsch beliefert. Dessen Hof liegt unweit von Immenstadt in den Allgäuer Bergen. „Die Jungrinder ziehe ich liebevoll auf, halte sie artgerecht und ernähre sie garantiert gentechnikfrei“, sagt Haslach und verbürgt sich für „die strengen Kontrollen“. Kommt dann zuisr Qualität des Fleisches, für den auch das Futter wichtig sei. „Anfangs bekommen die Kälber reine Vollmilch, später frisches Gras, duftendes Heu, Silage und Stroh“ zählt er auf und verrät sein Geheimnis für beste Fleischqualität. „Ich gebe ihnen zusätzlich Biertreber und Zuckerrübenschnitzel.“ Den Weg zum Schlachter legen seine Tiere, die auch die Weide und nicht nur den Stall kennen, „völlig stressfrei“ zurück, denn vom Bauernhof bis zum Schlachthaus dauere der Transport „nur zehn Minuten“.

Die rund 80 Mitglieder finden sich also in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern. „Unser Fleisch beziehen wir vornehmlich direkt von Biolandbauern aus frischer Schlachtung“. Zum großen Teil kommen Hasen und Hirsche aus Abschüssen der Region wie wie weitere Wildtiere, die auf der Speisekarten stehen.

Die Karte

Die Karte ist ausgewogen mit Schwerpunkt auf Allgäuer Schmankerln und „internationalen Spezialitäten“ für die vielen weitgereisten Gäste. „Herzhafte Bortzeiten“, sagt Wehn, “ sind so beliebt die die Feinheiten vom Wild“. Auf der Tageskarte steht heute  Wildhasenkeule „Försterin Art“ mit Pfifferlingen, aber auch „Falscher Hase“, also Hackbraten gefüllt mit Gurke und Ei.

„Eine Silber-Medaille vom Bayerischen Landesministerium für hervorragende Allgäuer und bayerische Küche“, ergänzt der Besitzer, „bekamen wir 2007. Zudem bekommt  das Alpenlandhotel Hirsch alle seit 199 alle drei Jahre die Bayerische Umweltmedaille in Gold. Mehr geht nicht. Ob das für den falschen oder wilden Hasen war, wird nicht überliefert.

Das Restaurant

Das Restaurant des Alpenlandhotels mit den drei Sternen samt Zusatz „Superior“ ist eines der Schönsten und Abwechslungsreichsten, denn kein Raum gleicht dem anderen. Weil Bilder mehr als 1000 Worte sagen: bitte die Fotostrecke an- und durchklicken. Wir kommen daher direkt zum

Rezept für einen Wildhasen

„Wildhasen zeichnen sich durch ein besonders aromatisches, dunkles, rotbraunes Fleisch aus, daß im Durchschnitt ausgeweidet, ausgebalgt und küchenfertig um 2,5 kg wiegt“, weiß Markus Chömbs, der langjährige Chefkoch im Alpenlandhotel Hirsch. Zerwirkt in starke Stücke wie Schulter, Vorderläufe und Rücken (meist mit Bauch) nehmen wir die Keulen, die sich zum Braten und Schmoren eignen, weil an ihnen auch Fleisch ist, das jedoch nicht zu scharf angebraten werden darf. Die Temperaturen sollten nicht zu hoch sein. Der Lauf vom Wildhasen wird, falls noch nicht geschehen, halbiert, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Majoran, Thymian und wunderbaren Wildgewürzen und die den eingefetteten Schmortopf gelegt. Kräftig anbraten, dann raus mit dem Fleisch aus dem Topf. „Dort, wo sich die Röststoffe gebildeten haben, kommen Lauch, Karotten, Sellerie und Zwiebeln hinzu. Das Röstgemüse wird angebraten, tomatisiert und mehrmals mit Rotwein abgekocht“, erklärt Saucier Ingo Walther und weist darauf hin, daß die Sauce reduziert werden möchte. Dabei bildet sich eine schöne braune Farbe. Wenn die Sauce fertig ist, dann wird die Hasenkeule wieder in den Schmortopf gegeben und ungefähr eine Stunde und 30 Minuten gekocht, bis das Fleisch weich ist. „Zur Wildhasenkeule sollte man klassisch Rosen- oder Rotkohl geben“, meint Walther und ergänzt: „Brokkolie ist auch geeignet.“ Im Hirsch werden zum Hasen Spätzle, Kroketten oder auch Knödel beigelegt. Wir wünschen „einen Guten“!

Wellness

Gesundheit und Erholung findet draußen im Allgäu statt. „Unser Oberdorf ist eine der allergenärmsten und also allergiepatientenfreundlichsten Orte in Deutschland“, weiß Manfred Wehn. Doch auch Wanderungen und Bergtouren sind in dieser Bilderbuchlandschaft der Allgäuer Alpen mit immergrünen Wiesen, dichten Wäldern und rauschenden Gebirgsbächen lockt im Sommer wie im Winter die Loipen, Rodelbahnen. Alpine Skiabfahrten liegen unmittelbar vor der Haustür oder in der näheren Umgebung. Nachdem im Lift die Beine baumeln, geschieht dies danach in der Saunaanlage. Eine finnische Sauna, eine Biosauna, eine Infrarotkabine, ein Dampfbad. Erlebnisduschen, Eisbrunnen und Ruheraum sind im Zimmerpreis enthalten. Dem Alpenlandhotel Hirsch angeschlossen ist eine Physiotherapeutische Praxis mit dem „vollen Spektrum von der Diagnose bis hin zur individuell abgestimmten Therapie“. Thai-, Hawaii- oder sonstige Massagen bieten die Masseurinnen „in origineller Atmosphäre“. Ausprobieren, will sagen: Sofort hingehüpft zum Hirsch wie ein Hase!

Infos

Alpenlandhotel Hirsch, Kurze Gasse 18, 87541 Bad Hindelang, Telefon: 0049 (0) 8324 308, Email: info@alpenlandhotel.de, Website: www.alpenlandhotel.de

Öffnungszeiten: In Küche werden heiße Gerichte in der Zeit von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 17.30 Uhr bis 20.30 Uhr zubereitet. In der Nebensaison sind die Ruhetage variable, meist montags. In der Hauptsaison, wenn die Küche auch bis 21 Uhr auf Trab ist, dann ist jeder Tag Arbeitstag.

Anfahrt: Bad Oberdorf erreicht man auf Rädern über Bad Hinderlang bzw. auf der Autobahn 7 von Kempten nach Füssen an der Ausfahrt Nr. 137 bei Oy-Mittelberg abfahren. Für Flieger eignet sich der Ällgäu-Airport Memmingen bestens.

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