Große Freude in der Domstadt Köln: An der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs wurde ein intakter Archivkeller entdeckt – Hochwertige Archivalien werden jetzt geborgen

An der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs wird weiter mit Hochdruck an der Rettung der Archivalien gearbeitet. 1200 Regalmeter Archivgut wurden unversehrt im Kellergewölbe jetzt gefunden.

Im sogenannten Bibliothekskeller unter dem Lesesaal sowie im südlichen Teilbereich des Magazinkellers befinden sich insgesamt rund 1.200 Regalmeter Archivgut. Dr. Bettina Schmidt-Czaia, die Leiterin des Historischen Archivs, zeigte sich erfreut und dankbar für die unerwartete Chance, einen nicht unwesentlichen Teil des Archiv- und Bibliothekbestandes Anfang dieser Woche hoffentlich unversehrt bergen zu können.

Der Rückbau des hinteren Archivteils sollte ursprünglich bis zum Ende der Osterferien am Montag abgeschlossen sein. Nachdem die intakten Kellerbereiche entdeckt wurden, entschied die Gebäudewirtschaft jedoch im Einvernehmen mit der Schulleitung der Kaiserin-Augusta-Schule, Schuldezernentin Dr. Agnes Klein und der Berufsfeuerwehr, vor Abschluss der Rückbauarbeiten zunächst das Archivgut in den Kellerbereichen zu bergen. Die hierfür notwendigen vorbereitenden Arbeiten sind inzwischen nahezu abgeschlossen. Die Bergungsarbeiten werden zu Beginn dieser Woche durchgeführt, so dass der Abschluss der Rückbau- und Verfüllarbeiten Mitte der Woche erfolgen kann. Alle Beteiligten sind bemüht, den Schulbetrieb der Kaiserin-Augusta-Schule durch die anstehenden Bergungs- und Bauarbeiten so wenig wie möglich zu stören.

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma hat sich bereits am vergangenen Samstag, 18. April, nicht nur ein Bild vom aktuellen Stand der Bergungsarbeiten am Waidmarkt gemacht, sondern die vielen Helfer einen halben Tag lang aktiv bei den Sortierarbeiten unterstützt. Er langte handfest zu und half engagiert bei der schweren „Handarbeit“. Fritz Schramma bekräftigte erneut seinen Dank für diesen wertvollen Einsatz: „Ich weiß nun aus eigener Erfahrung, wie Kräfte zehrend und körperlich hart die Arbeit in den Trümmern ist. Was die Helfer seit dem Einsturz leisten, verdient unsere größte Anerkennung. Glücklicherweise werden ihre Mühen immer wieder durch die Funde wertvoller, teilweise unversehrter Archivalien belohnt.“ Auch er freute sich über die intakten Archivalien in den Kellergewölben. Die Kölner auf den Straßen klatschten Beifall.

Die Restauratoren arbeiten hochkonzentriert, denn es geht um Schadensbegrenzung. Sie sind sicher, dass sie vielleicht sogar 80 Prozent des Archivmaterials retten können, wobei jedes Dokument, das irgendwie beschädigt ist, einer besonderen Behandlung bedarf. Jetzt wird erst einmal alles richtig sortiert, die Fundstücke werden gesichtet und teilweise zur Gefriertrocknung geschickt, um dann später weiter bearbeitet werden zu können. Arbeitswerkzeuge sind weiche Handschuhe, Pinsel und Pinzette. Hinzu kommt die große Geduld für die Feinarbeiten, um zu retten, was zu retten ist – die Geschichte vieler Jahrhunderte einer Stadt. Was sich manchmal ganz einfach anhört, erfordert dann aber oft stundenlange, geduldige Arbeit und viel Fingerspitzengefühl. Wenn eine Urkunde Risse zeigt, so werden die später auch noch zu sehen sein, selbst wenn eine Urkunde „gerettet“ werden kann. Bis heute sitzt der Schock tief, als vor sechs Wochen das Kölner Stadtarchiv und Nachbargebäude in Sekundenschnelle einstürzten und auch noch zwei Menschenleben forderten. An die beiden jungen Männer, die bei dieser Katastrophe in der Severinstraße ihr Leben lassen mussten, wird immer wieder mit großer Trauer gedacht.

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