»Googeln wir mal« – Freitragendes Projekt der Berliner Philharmoniker

Die bei Nacht angestrahlte Philharmonie in Berlin. © Foto: Andreas Hagemoser, Aufnahme: Berlin, 27.10.2016
Damit ziehen die Philharmoniker gleich mit dem Fundacao Theatro Municipal de Sao Paulo, der Opera National de Paris, der Staatsoper Berlin, der Royal Shakespeare Company in Großbritannien, der Metropolitan Opera und der Carnegie Hall in New York. Google tut sich etwas darauf zugute, über sein Projekt »Performing Arts« mit 60 prominenten Instituten (Klaus Wowereit würde sagen, »Leuchttürmen«) aus Musik, Oper, Ballett und Schauspiel aus 20 Ländern zusammenzuarbeiten und mit ihren glanzvollen Namen der Weltöffentlichkeit »einen Zugang zu Kultur zu schaffen, sie zu bewahren und zu fördern« und seine Partner dabei zu unterstützen, das Beste aus den  neuesten technologischen Möglichkeiten zu machen, wie der Executive Chairman Alphabet, Eric Schmidt, erklärte. Das Institute strahlt bereits seit 2011 Kunstwerke, Fotos und Manuskripte von 900 Museen, Stiftungen und Archiven aus, die der Zuschauer so schön wie im Original betrachten kann.

Martin Hoffmann, Intendant der Stiftung Berliner Philharmoniker, freut sich nach der 2009 erfolgreich begonnenen Ausstrahlung der Konzerte via Digital Concert Hall (DCH) über eine weitere Möglichkeit, den Menschen die Musik auch außerhalb des Konzertsaals zugänglich zu machen. Der Medienvorstand Olaf Maninger, Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker, stellt fest, das Orchester habe mit der Digital Concert Hall gelernt, wie es seine musikalischen Inhalte mit »größeren Plattformen« und nun auch mit der enormen Reichweite von Google verbreiten kann – ein »Königsweg« der Kunstvermittlung. Maninger verneint die Gefahr, sparbeflissene Politiker könnten damit Musik- und Kunstunterricht ersetzen wollen. Milliarden Menschen könnten über Google »stolpern«, aber die Konzerte müsse man schon im Konzertsaal oder über die Digital Concert Hall genießen. Die müssen allerdings bezahlt werden. Und bei der DCH ist der technische Fortschritt so schnell, dass die Kosten schneller steigen als die Einnahmen. Auf absehbare Zeit wird die Finanzhilfe der Deutschen Bank wohl unverzichtbar bleiben.

Das Google Cultural Institute präsentiert sich als Non-profit- und Non-commercial-Projekt – vermutlich ein elegantes Steuersparmodell. Es gäbe keinen Transfer hin und her außer der Kunst, betont Maninger. Immerhin haben die Berliner Philharmoniker einen neuen Konkurrenzvorsprung gewonnen.

Amit Sood, Direktor des Instituts, führt einen Trailer vor, in dem der Zuschauer aufgefordert wird: »Treten Sie ein und steigen Sie mit Sir Simon Rattle auf die Bühne, wo er die großartige Neunte von Beethoven dirigiert.« Ein 360-Grad-Wohlfühlpaket, darunter machen sie ´s nicht. Nach seiner Meinung zum Projekt gefragt, sagt der Manager eines anderen Orchesters: »Googeln wir mal.« Auch die Luft ist tragende Materie.

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