Goodbye Deutschland! – Weltfußballerin Nadine Angerer strapaziert sich in TV-Auswanderer-Doku – Neue PR Aktion einer Lebenskünstlerin

Nadine Angerer auf dem Flughafen Frankfurt/Rhein/Main bei der Ankunft aus Schweden © Tietzmann

In Australien sein Glück suchen

Der Star wanderte zeitlich limitiert nach Australien aus, um mit einem US-Profi-Vertrag in der Tasche so nebenbei ihre neue 12 Quadratmeterbehausung der TV- und Facebook-Gemeinde öffentlichkeitswirksam zur Schau zu stellen. Sie wird bejubelt, sie wird verehrt. Sie hat geschafft, wovon andere nur träumen können. Die Torhüterin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist zweifache Welt- und fünffache Europameisterin. Vor ein paar Wochen wurde die 35-Jährige von der FIFA zur besten Fußballerin der Welt gekürt. Nadine hat alles erreicht, was sie als Sportlerin erreichen kann. "Jetzt bricht die Torhüterin auf in ein neues Abenteuer und verlässt ihre fränkische Heimat, um in Australien ihr Glück zu suchen. Nadine wird weit weg von ihrer Familie sein. Sie wird weniger Geld verdienen als in Deutschland und auch sportlich wird sie Down Under nicht unbedingt einen Sprung nach vorne machen," so der vollmundige Klappentext einer virtuellen "Vox-Postille", die jetzt bis übernächste Woche durch die Online-Schreibbüros und Copy & Taste Kreativen gepostet werden wird.

In Deutschland eine Heldin

Wir ahnten es schon, dass da was läuft, als uns Angerer über Twitter nette Fotos von warmen Stränden twitterte. Die Gesichter eines deutschen  Kamerateams waren unübersehbar. Angerers Weihnachten mit Vox. Herrlich anzusehen war das getwitterte Kängeruh-Foto vor feuergefährdeten Buschwäldern – Angerer wohlweislich mit Hut. "Doch Preise, Titel oder hochdotierte Verträge bedeuten dem bodenständigen Star eben nicht alles. Nadine sucht in Australien ein Stück Lebensqualität – weit weg von Presserummel und Promistatus. Bei ihrer Abreise muss Nadine noch Autogramme auf dem Frankfurter Flughafen geben. Kaum in Australien gelandet, erkennt sie kaum einer mehr. Und im Gegensatz zu ihren männlichen Nationalmannschaftskollegen wird ihr auch kein großer Bahnhof am Flughafen gemacht," lautete der fürsorgliche virtuelle PR-Klappentext zum TV-Ereignis am Dienstag, den 25. Februar im Abendprogramm von Vox. In Deutschland eine Heldin, in Australien ein Nobody: Vox begleitete im Rahmen der Sendung «Goodbye Deutschland» die DFB-Keeperin und Weltfußballerin Nadine Angerer bei ihrem Abenteuer Australien.

Neben Hope Solo beste Torhüterin der Welt

Nadine Angerer grüßt aus Australien – gecovert vom Produktionsteam der alerten 99pro Media GmbH aus Leipzig, vertreten durch den emsigen Strippenzieher Bernd Schumacher. Nun ganz so unbekannt war "Natze" – so nennen sie die Fans –  überhaupt nicht mehr, als die FIFA-Wahl sie die deutsche Torfrau zur Weltfußballerin erkoren hatte. Damit war Schluss mit der niedlichen Aussteiger-Story aus Australien, denn sie kehrte nach dem historischen Zwischenstopp zur Züricher Wahl als Weltfußballerin 2013 nach Australien zurück. Der Wechsel der 35-Jährigen vom 1. FFC Frankfurt zum australischen Top-Verein Brisbane Roar war spätestens ab diesem Zeitpunkt selbst den ignorantesten Männern in der Medienwelt Australiens nicht unbekannt geblieben. Nicht nur eine Spielerkollegin holte diesmal  Nadine vom Airport ab, sondern die ganze Mannschaft samt Pressereporter und Agenturfotografen empfingen sie auf dem Flugplatzfeld. Selbst in ihrem vorübergehenden neuen Zuhause – einer WG – wurde es hektischer. Die neben der Amerikanerin Hope Solo beste Torhüterin der Welt erlebte die ersten Tage in Down Under auf zwölf Quadratmetern. Vox wird alle seine Zuschauer darüber informieren, so wie es vor dem FIFA Rummel war. In der "gespielten" Aussteigerstory wird Angerer  mit Jetlag und der Zeitumstellung zu kämpfen haben.

Alpträume wegen Kunstrasen in der NWSL

Der Fan wird miterleben können, wie sich "Natze" in der zwei Millionen Einwohner-Metropole Brisbane einlebte. Ob der sparsame Star eine Wohnung fand und wie die Mannschaftskolleginnen die Deutsche aufnahmen. Ein Geheimnis wird sicher bleiben, was unsere Weltfußballerin für Alpträume hatte, als sie unterbewußt an ihren zukünftigen Arbeitsplatz als Profispielerin beim US-Meister Portland Thorns FC dachte. Deren heimisches Stadion in Portland ist nämlich mit Kunstrasen belegt. Ab dem 25. Februar zeigt Vox  in der Sendung «Goodbye Deutschland» ihre erste Zeit Down Under. Viele ihrer Fans werden sich dabei wiederfinden, denn auch sie leben in keinem größeren Zimmer im wirtschaftlich starken Deutschland, in dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen herrscht. Die Grundstückpreise sind wesentlich höher als in Australien. Selbst ihre ehemalige Bundesligakollegin und sympathische Freestyle Artistin Aylin Yaren schaffte es bei den  Nachbarsendern SAT 1 und Pro 7 auch nicht Millionärin zu werden. Es gehört zur "Verarsche" der Mächtigen über geschenkte Millionen wählen und entscheiden zu lassen. Die schnellen Online-Schreibbüros berichteten über die obskure "Millionärswahl", aber hinterließen nach dem schnellen Abbruch der zweifelhaften Sendung keine journalistischen Fußspuren im Netz. Ihre Leser hätten sich gefreut, einmal kritische Worte zu lesen. 

Kurzweilige TV-Schmonzette

Der Traum vom Auswandern: Laut einer FORSA-Umfrage im Auftrag der 99pro Media kann sich jeder Zweite vorstellen, eine längere Zeit seines Lebens im Ausland zu verbringen. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 75 Prozent. Die Grenzen in Europa sind offen, und auch der "große Sprung" über den Teich ist machbar. Nadine Angerer hatte einen Plan. Die Fernsehleute kamen mit. In der Entwicklung des internationalen Frauenfußballs sind Transfer in andere Ländere, Erdteile und Kulturen keine Sonderheit mehr. Viele junge Frauen verbinden Studium und Auslandserfahrung mit dem Frauenfußball. Das macht Sinn. Nadine Angerers Fall ist deshalb so komisch, da es im internationalen Frauenfußball gar keine Auswanderung gibt. Eine existenzverändernde Auswanderung ist demgegenüber ein echtes Abenteuer, bei dem die Protagonisten ohne Fußballclub, College oder Universität sich selbst beweisen und neu erfinden müssen. Mit dem baldigen Wechsel Angerers in die Profiliga der USA kann der australische "Heimatfilm" wohl nur noch als kurzweilige TV-Schmonzette gewertet werden.

Da ist sie immer auf der Hut

Ob Vox im US-Profi-Geschäft Angerers dabei sein wird, ist kaum denkbar. Die Club-Owner sind Business Leute, die ihre Gebühren verlangen würden. "Nix mehr ohne" auf Freundschaftsbasis wie bei den Känguruhs.  In der NMSL wird Angerer  mit der Weltelite zusammenspielen, als deutscher Weltstar eine gute Figur machen und lukrative Werbeverträge unterfackeln. Nicht gerade für Haarkosmetik, denn sie trägt immer Hut, aber im Tor, da ist sie immer auf der Hut. Die Tage des begleitenden Filmteams sind gezählt.

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