Gogols Revisor als Stand-up-Comedy – Sebastian Hartmann inszeniert an den Städtischen Bühnen Frankfurt

Szene aus "Der Revisor". © Birgit Hupfeld
Das zu dieser Inszenierung vorgelegte Programmheft enthält einen Essay Vladimir Nabokovs über Gogol, der mit dem Satz beginnt: „Die Handlung des „Revisor“ ist ebenso wenig der Rede wert, wie die der übrigen Bücher Gogols.“ Diesen Satz muß der Regisseur wörtlich genommen und zur Maxime seiner Inszenierung gemacht haben, denn Gogols Text spielt den ganzen Abend über keinerlei Rolle.

Handlungsfetzen tauchen hier und da auf und erwecken im Besucher wehmütige Erinnerungen daran, weshalb er in dieses Theater gekommen ist. Ansonsten erlebt man an diesem Abend drei Frauen und sechs Männer, die wild über die Bühne und durch die Kulissen rennen, konvulsisch zucken, hinfallen und wieder aufstehen, schreien, kreischen, sich auch mal unterhalten oder nette Liedchen singen. Sie zitieren gängige Stereotypen aus der Welt der „Comedians“, von Hans Moser, über Otto bis zu Juhnke, erinnern an Sequenzen aus dem Magazin MAD oder vergangener Operettenwelten. Sie zeigen sich im Smoking mit Zylinder, in Schießer-Feinripp oder auch ganz nackt (nur ein Mann natürlich – alles andere wäre wohl frauenfeindlich). Und sie dürfen jede Menge Kalauer zitieren.

Es sei anerkannt: Die Schauspieler geben ihr Äußerstes, aber leider: ihr Bestes dürfen sie nicht geben, das verhindert das Regiekonzept. Und das Publikum? Während der Vorstellung gab es zwar eine gewisse Fluktuation, aber die Mehrzahl der Besucher blieb brav auf ihren Plätzen, vielleicht aus deshalb, weil man ihm keine Pause gönnte.. Es gab Lacher an Stellen, wo man hätte heulen müssen – ob aus Verzweiflung oder mangels weiterreichender Ansprüche sei dahingestellt. Viele Besucher aber kontrollierten immer wieder ihre Uhr, als wollten sie nicht glauben, dass statt der gefühlten zwei Stunden erst eine halbe vergangen war.

Am Ende dann wurde ein Stück Papier verbuddelt. Vermutlich eine Anspielung, dass Gogol immer wieder eigene Manuskripte vernichtet hat. Im vorliegenden Fall allerdings wünscht man sich, dass es sich dabei um das Regiekonzept handelt.
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