Fußball kämpfen – Eintracht Frankfurt trotzt Hamburger SV ein 1:1 ab

An dem insgesamt miesen Eindruck, der angesichts des Tabellenplatzes im oberen Drittel und dem Prädikat „noch ungeschlagen“ dann doch wundert, ist vor allem die zweite Halbzeit schuld. „Wir sind nicht wirklich ins Spiel gekommen“, konstatiert Maik Franz, an diesem Tag der beste Eintrachtspieler. „Wir haben nicht Fußball gespielt“, meint Torhüter Oka Nikolov, an diesem Tag mit einem Anfängerfehler sich selber gram.“Wir haben das Spielen eingestellt“, analysiert Marco Russ, dem das Unentschieden durch einen absoluten Situationskick : der rechte Fuß des rechten Mannes zur rechten Zeit – zu verdanken war. Nikos Liberopoulos, der ansonsten nicht glänzte, spielte den Ball hoch nach vorne auf Alex Meier, der köpfte in die Mitte auf den Fuß des mitgelaufenen Maik Franz – der da eigentlich gar nichts zu suchen hatte – und der donnerte ohne Zeitverzögerung den Schuß direkt ins Tor. Unhaltbar ins seinem Überraschungseffekt. Da stand es 1:1 in der 32. Minute.

Denn obwohl in der ersten Halbzeit eher die Eintracht in Tornähe des Gegners geriet und immer wieder beherzt nach vorne ging, war es gleich in der 8. Minute, als Zé Roberto zum 1:0 ins Eintrachttor köpfte. Dieser Ball hatte allerdings eine Vorgeschichte. Nikos Liberopoulos hatte Mladen Petric vom Hamburger SV vor deren Strafraum gefoult. Den folgenden Strafstoß schoß Piotr Trochowski direkt Oka Nikolov in die Hände. Anders als sonst, hielt dieser den eher schwachen Ball nicht fest, sondern gab ihn geradeaus ins Feld zurück, wo Petric stand, an Roberto gab und das war’s dann. Ein selbstkritischer Nikolov bezeichnete das im Nachhinein verwundert als Anfängerfehler; „Das weiß ich doch: Den Ball nie nach vorne, sondern immer zur Seite klären.“

So ackerten die Eintrachtspieler vor sich hin, verloren die Bälle, schoßen die gegnerischen Spieler direkt an. So zeigen die Hamburger immer wieder, wie man es macht, dem Gegner den Ball abzunehmen, schnell vors gegnerische Tor zu kommen, dabei blitzsaubere Spielzüge zu zeigen, spieltechnisch das Herz zu erfreuen, nur eines konnten sie nicht: ihre Chancen durch weitere Tore auch in einen Sieg umzusetzen. Fast wäre sogar in der letzten Spielminute noch eine Niederlage für die Hamburger daraus geworden. Wie so oft hatte der lange Alexander Meier das letzte Wort. Endlich war die Eintracht vor dem Hamburger Tor, Meier stand richtig und köpfte nur um Zentimeter am Torpfosten vorbei. Das wäre, wie Michael Skibbe meinte, „denn doch des Guten zuviel gewesen“ und so waren alle froh, als der Schiedsrichter nach genau 90 Minuten, also ohne reguläre Nachspielzeit, abpfiff. Lassen wir dem fittesten Spieler der Eintracht das letzte Wort: „Wir haben nicht verloren, das ist das Beste, was man dazu sagen kann.“

Ein müder Trainer Bruno Labbadia sprach von seiner Enttäuschung, daß seine Spieler zwar gut spielten, aber keine Durchschlagskraft gezeigt hätten, sprach von der großen körperlichen, auch mentalen Beanspruchung, die soviel Spiele alle 3-4 Tage hintereinander für die Mannschaft bedeuten. Die Eintracht dagegen, die mit einem blauen Auge davon gekommen war, hofft nun, am nächsten Samstag die angeschlagenen Stuttgarter schlagen zu können und endlich auch im Heimatstadion einmal zu siegen. Üben können sie schon am Mittwoch, wo gegen Alemannia Aachen das Pokalspiel stattfindet. Eine Woche im Stadion also ist angesagt.

P.S.: Die Frankfurter Verkehrsplaner hatten sich wieder einmal als Amateure gezeigt. Daß sonntags die S-Bahnen zum Flughafen, wo das Stadion liegt, ausgedünnt sind, ist verständlich. Daß dies aber auch durchgezogen wird, wenn schon vorher bekannt ist, daß 51 500 Zuschauer im Stadion erwartet werden, grenzt an Dummheit. Viele kamen zu spät, die Straßenbahnen als Alternative waren überfüllt. Dank dem Retter, der uns im Taxi mitnahm, waren wir wenigstens mit dem Anpfiff da.

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